Fleisch
Rindersteak und Co heizen die Atmosphäre stärker auf als bisher angenommen. (Foto: Larry Hoffman/​Flickr)

Das starke Treibhausgas Methan wird zum akuten Problemfall für den Klimaschutz. Es hat mittlerweile einen Anteil von 23 Prozent, also fast einem Viertel, am globalen Treibhauseffekt.

Das zeigen zwei Studien aus dem Global Carbon Project des Umweltforschers Rob Jackson von der Universität Stanford in Kalifornien, die jetzt in den Fachblättern Earth System Science Data und Environmental Research Letters veröffentlicht wurden.

Im Jahr 2017 – das letzte Jahr, für das vollständige Daten vorliegen – stieg der weltweite Ausstoß von Methan auf knapp 600 Millionen Tonnen und erreicht damit einen neuen Rekord (Grafik unten).

Mehr als die Hälfte der Emissionen geht auf menschliche Aktivitäten zurück, vor allem auf die Nutzung der fossilen Brennstoffe Kohle, Öl und Gas, auf das Halten von Rindern und Schafen und auf die Ausgasung von Mülldeponien.

In dem für die Studien untersuchten Zeitraum seit 2000 blieben dabei die Emissionen aus natürlichen Quellen wie Feuchtgebieten und Vulkanen nahezu gleich – während sich der Methan-Ausstoß aufgrund zivilisatorischer Aktivitäten stark erhöhte. Er stieg gegenüber dem Schnitt der Jahre 2000 bis 2006 jährlich um rund 50 Millionen Tonnen oder neun Prozent an.

Besonders stark legte dabei der Methanausstoß aus der Landwirtschaft zu. Er erhöhte sich bis 2017 auf 227 Millionen Tonnen – das sind laut den Studien fast elf Prozent mehr als im Durchschnitt des Zeitraums 2000 bis 2006.

Die Nutzung fossiler Brennstoffe setzte 2017 rund 108 Millionen Tonnen Methan frei. Das ist zwar weniger als aus der Landwirtschaft, der Zuwachs ist aber höher: fast 15 Prozent, verglichen mit dem Schnitt von 2000 bis 2006.

Methan von Rindern unterschätzt

Bleibt es bei den Emissionsmengen von Methan, bewegen sich die Klimapfade auf eine Erwärmung um drei bis vier Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts zu, warnen die Forscher. Das Erwärmungspotenzial des seit den frühen 2000er Jahren jährlich in die Atmosphäre gelangten Methans sei vergleichbar damit, als würden auf der Erde 350 Millionen Autos mehr auf den Straßen fahren oder sich die Emissionen Deutschlands verdoppeln.

"Wir haben beim Methan noch nicht die Wende geschafft", sagt Rob Jackson. Der Forscher weist darauf hin, dass Methan-Emissionen von Rindern und anderen Wiederkäuern notorisch unterschätzt werden. Oft werde über "rülpsende Kühe" gescherzt, ohne zu erkennen, wie groß die Emissionsmenge wirklich sei.

Anders als beim CO2 sind die Emissionensmengen des Methans durch die Corona-Pandemie nicht abgestürzt. Das liegt Jackson zufolge daran, dass die Häuser und Gebäude wie immer geheizt werden und der Ernährungssektor nicht schrumpft.

Laut den Studienergebnissen verzeichnen drei Weltregionen einen besonders starken Anstieg beim Methanausstoß: Afrika und der Nahe Osten, China und Südasien sowie Australien und Ozeanien. Europa ist demnach die einzige Weltregion, deren Methanausstoß 2017 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2000 bis 2006 leicht zurückging. Gründe sollen vor allem ein besseres Management von Mülldeponien und ein geringerer Fleischkonsum sein.

Eine gute Nachricht haben die Forscher auch zu bieten: Einen Anstieg der Methanemissionen durch das Auftauen von Permafrostböden war zumindest bis 2017 nicht zu beobachten.

Globale Jahresbilanz der Methan-Quellen und -Senken natürlichen und menschlichen Ursprungs.
Weltweite Jahresbilanz der Methan-Quellen und -Senken (Pfeile aufwärts und abwärts) natürlichen Ursprungs (grün) und menschengemacht (orange). (Grafik: Global Carbon Project)
Anzeige