Verschiedenfarbige Schnüre sind miteinander verknüpft, sodass eine haltbare Verbindung entsteht.
Ohne gesellschaftlichen Zusammenhalt funktioniert weder Gesundheits- noch Klimaschutz. (Foto: Lightspring/​Shutterstock)

"Jüngere Menschen gefährdet das Coronavirus weniger als ältere. Um die Alten zu schützen, sollten die Jungen jetzt das zeigen, was sie von den Alten in Bezug aufs Klima fordern: Verzicht." Das schreibt die Spiegel-Kolumnistin Samira El Ouassil.

Die Kollegin hat recht, wenn sie einen "altenfreundlichen kategorischen Imperativ" einfordert: "Lebe so, dass die Ältesten in deiner Umgebung durch deine Handlungen nicht fahrlässig in Gefahr gebracht werden."

Dieser Appell ist so vernünftig wie verständlich – nachdem die Mediziner auf der ganzen Welt sich darin einig sind, dass Ältere, vor allem über 80-Jährige, besonders gefährdet sind und Jüngere weit weniger.

Mit Herz und Verstand, so Bundeskanzlerin Angela Merkel, sollten sich jetzt alle in Solidarität üben. Nur so könne die Ausbreitung des Virus verlangsamt werden. Gefragt sei jetzt vor allem die Solidarität der Jungen gegenüber den Alten.

Solidarität, Nächstenliebe, Altruismus

Das Beispiel Italien zeigt dramatisch, was passiert, wenn durch schnelle Ausbreitung das Gesundheitssystem überfordert ist. Oberste Pflicht von allen – der "kategorische Imperativ" – ist es jetzt, dabei mitzuhelfen, die Ausbreitung zu verlangsamen. Das ist ein Dienst an der gesamten Gesellschaft.

Die gute alte Gewerkschaftstugend "Solidarität" oder auch christliche Nächstenliebe sind jetzt gefragt. Die bisher besonnene Haltung von Politik und Medizin in Deutschland lässt hoffen, dass wir diese Herausforderung bestehen.

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Als einer der ersten deutsch­sprachigen Journalisten informierte er über den Klima­wandel und die nötige Energie­wende.

Und wie ist es bei der Klimaerhitzung?

Die Klima-Demonstrationen der Fridays-for-Future-Bewegung gehen überall dort weiter, wo sie jetzt noch möglich sind.

Die Klimaerhitzung lässt sich durch die neue Pandemie vielleicht etwas abmildern, aber mit Sicherheit nicht stoppen.

Was die Bundesregierung jetzt bei ihrem letzten Energie-Gipfel dazu beschlossen hat, ist das Gegenteil einer wirksamen Klimaschutzpolitik.

Gestritten wird zwischen SPD und Union noch immer über Abstände von Windrädern zum nächsten Haus und über die Beseitigung des Solardeckels, also der Begrenzung des weiteren Ausbaus der Sonnenenergie.

Der weit raschere Ausbau der erneuerbaren Energien ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass die Bundesregierung ihre eigenen Klimaziele erreicht und damit "Solidarität" gegenüber der jungen Generation zeigt.

Der jüngste Klimagipfel der Groko hat bewiesen, dass die Regierung gegenüber der jungen Generation überhaupt nicht solidarisch ist. Wie will sie dann glaubwürdig die Jungen um Solidarität gegenüber den Alten bitten? Kein gutes Vorbild!

Wo bleibt die Solidarität mit der Jugend?

Solidarität kann dann gelingen, wenn sie keine Einbahnstraße ist.

Auch viele Ökonomen glauben in diesen Tagen an Umsicht und Einsicht sowie an Altruismus und Solidarität: durch Verzicht auf Fußballspiele, auf Diskotheken- und Club-Besuche, auf Reisen und auf Großveranstaltungen.

Nur die Bundesregierung lässt die Jungen in ihrer Sorge ums Klima noch immer völlig allein.

Auch hier hilft nur ein "kategorischer Imperativ fürs Klima": Schütze das Klima so, dass auch Kinder und Enkel noch ein angenehmes Leben führen können.

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