"Deutschland wird heißer und trockener", so lauteten Schlagzeilen der vergangenen Tage. Quelle: ein Monitoringbericht zum Klimawandel in Deutschland, den das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt vorgelegt haben.

Wer, nachdem er den Artikel dazu gelesen hatte, nach draußen ins trübe Licht des späten Novembers blickte, mochte es nicht so recht glauben. Regen, Schnee, Temperaturen um den Gefrierpunkt, ein vorgezogener Winter. So ein bisschen Klimawandel wäre jetzt nicht schlecht, dürfte mancher gedacht haben, der auf eisglatten Wegen und Straßen unterwegs war. 

 

Solche Gedanken sind natürlich Unsinn. Wir können froh sein über Frost im November. Es ist ein Zeichen, dass es "normales" Wetter heutzutage noch gibt, auch wenn die Erde – und auch Deutschland – sich bereits deutlich aufheizt haben.

Und dass der November ungewöhnlich viele Niederschläge brachte, nämlich rund das Doppelte der üblichen Mengen, sollte uns sogar freudig stimmen, denn es führt mit dem generell in diesem Jahr ordentlichen Regen dazu, dass das über die letzten Jahre angewachsene Feuchtigkeitsdefizit abgemildert wird. 

Also alles nicht so schlimm? Das wäre eine falsche Schlussfolgerung. Die Fakten zu den Veränderungen, die der Bericht auflistet, sind nicht zu bestreiten – und erschreckend, wenn man bedenkt, dass sie sich bereits bei 1,2 Grad globaler Erwärmung eingestellt haben, während wir auf bis zu drei Grad zusteuern.

Weitblick gefragt

Deutschland erlebt viel öfter Hitzewellen, wird insgesamt wärmer und verliert Wasser. In der Landwirtschaft führte die Wasserknappheit zu spürbaren Ernteeinbußen und löste zusammen mit dem damit verbundenen Schädlingsbefall ein "Waldsterben 2.0" aus.

Und: Zwischen 2018 und 2020, so der Report, sind in Deutschland rund 19.300 Menschen vorzeitig infolge von Hitze gestorben.

Die klimawandelbedingten Schadenskosten sind enorm. Laut dem Bericht werden die volkswirtschaftlichen Schäden, die bis 2050 auflaufen, auf 280 bis 900 Milliarden Euro geschätzt. 

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Das unterstreicht, wie dringend neben dem weltweiten CO2-Sparen Anpassungsmaßnahmen sind. Es braucht mehr Schutz gegen die Wetterextreme wie Hitzewellen und Überflutungen.

Und wie kurzsichtig es wäre, wenn geplante Anpassungsprogramme – etwa für mehr Natur in der Stadt und die Stärkung von Ökosystemen – nun wegen des Karlsruher Haushaltsurteils nicht mehr finanziert würden. Es ist nämlich zu befürchten, dass die Ampel hier den Rotstift ansetzt.