Einige Meter einer zweigleisigen Bahnstrecke von oben gesehen.
Die Bahn lässt ihre Gleise jetzt durch künstliche Intelligenz aus dem Weltall überwachen. (Foto: Martin Vorel/Libreshot)

"Alle reden vom Wetter. Wir nicht." Das war der Titel einer Werbekampagne der Bahn in den 1960er Jahren.

Schon damals wird das so ganz nicht gestimmt haben, obwohl die Pünktlichkeit zu Zeiten der (nicht immer) guten alten "Deutschen Bundesbahn" schon noch deutlich besser war als bei der heutigen "Deutschen Bahn". Allzu lange ist die Infrastruktur des Konzerns auf Verschleiß gefahren worden.

Und nun kommt noch der Klimawandel hinzu, der Extremwetterereignisse häufiger oder heftiger werden lässt, Stürme, Hitzewellen, Überschwemmungen. Auch das setzt der "DB" zu.

Nun soll ja alles besser werden – durch mehr Investitionen im Generellen und smarte Technologie im Speziellen. Für Letzteres arbeitet die Bahn nun sogar mit Satelliten. Ziel ist ein "sturmsicherer Vegetationsbestand". Zu Deutsch: Die Bäume und Sträucher, die an den Schienenstrecken wachsen, sollen dank der Bilder aus dem Weltall unter Kontrolle bleiben.

Konkret geht das so: Satelliten erfassen den Baumbestand an den Gleisen, dessen Abstand dazu sowie die Wuchshöhe – und zwar deutschlandweit. Das Computer-Startup Live EO wertet die Fotos aus und erstellt daraus digitale Vegetationskarten. Man könne so besonders sturmanfällige Bäume noch besser identifizieren "und rechtzeitig behandeln", so die DB. Will sagen, kürzen oder fällen.

Es geht dabei nicht um Peanuts. Immerhin rund 70 Prozent der Schienenkilometer führen durch Gebiete mit Baumbestand. Inzwischen gibt Bahn pro Jahr 125 Millionen Euro für die Vegetationspflege und die Förderung stabilerer Baumarten aus, um sturmsicherer zu werden, deutlich mehr als in früheren Jahren. Die digitale Karte zeigt der DB nun frühzeitig, wo die Trupps mit den Sägen ranmüssen.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Live EO hat übrigens 2018 am Startup-Förderprogramm in der "DB Mindbox" teilgenommen – mit diesem Programm fördert der Konzern Jungunternehmer und Gründer. Start-ups, die Ideen zu Verbesserungen für die Bahnkunden haben, unterstützt die DB für 100 Tage – unter anderem mit umfangreichen Coachings sowie 25.000 Euro Startkapital.

DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla lobte die neue Technik: "Damit können wir Auswirkungen des Klimawandels noch besser begegnen." Denn man wolle "für unsere Fahrgäste bei jedem Wetter verlässlich sein". Er hätte auch sagen können: "Alle reden vom Wetter. Wir auch."

Anzeige