Sand wird knapp. Natürlich nicht der Sand, aus dem die Wüsten der Erde bestehen. Davon gibt es wahrhaft genug. Aber der Sand, wie er weltweit in rauen Mengen für den Bausektor gebraucht wird. Wüstensand ist für die Herstellung von Beton nicht geeignet, denn die Körner wurden vom Wind so glatt und rund geschliffen, dass sie sich kaum verhaken können und nicht haften.
Bausand aber ist nicht so unbegrenzt verfügbar, wie viele denken. Es wird vielerorts Raubbau an der inzwischen auch global gehandelten Ressource betrieben, vor allem Entwicklungsländer in Afrika und Südostasien sind davon betroffen.
Nun kommt eine Nachricht aus Grönland, die den Sand-Weltmarkt verändern könnte. Bekannt ist, dass dort die Gletscher aufgrund des Klimawandels schmelzen. Doch das hat einen Nebeneffekt, der bislang kaum beachtet wurde. Die Gletscher transportieren mit den Sedimenten auch immer mehr Sand an die Küsten – und zwar in einer Qualität, die für den Bausektor passt.
Künftig könne der Abbau dieser Ressource daher ein erheblicher Wirtschaftsfaktor für das Land werden, meinen Forscher von der US-amerikanischen Universität von Colorado in Boulder, die die Sache jetzt untersucht haben.
Wie verträgt die Natur den Abbau?
Die Dimensionen sind gewaltig: Schon heute entfallen laut der aktuellen Untersuchung der US-Forscher sieben bis neun Prozent des globalen Transports von Fluss-Sedimenten in die Ozeane auf die Flüsse Grönlands. Die Experten schätzen, dass der Marktwert des jährlich an der Küste angespülten Materials mehr als der Hälfte der grönländischen Wirtschaftsleistung entspricht.
Allerdings wird bisher nur sehr wenig davon kommerziell genutzt. Taut der Eisschild der größten Insel der Welt weiter ab, was angesichts der steigenden Temperaturen erwartet wird, gibt er künftig noch mehr Sand und Kies frei, die vor der Küste landen.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.
Die Nachfrage nach dem Grönland-Bausand wäre zweifelllos vorhanden. Das globale Angebot aus Flüssen und von Küsten weltweit stagniert bei jährlich zehn Milliarden Tonnen und ist aus anderen Quellen kaum noch zu steigern.
Es fragt sich allerdings, ob sich ein Abbau an der Küste der Insel in großem Stil mit der empfindlichen Natur vertragen würde, die schon jetzt durch den Klimawandel stark verändert wird. Prognose: Wenn der Sand sich versilbern lässt, dürften solche Bedenken das Geschäft kaum stoppen.