Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO hat sich Ende vergangener Woche auf strengere Energieeffizienz-Ziele für bestimmte Schiffstypen geeinigt. Höhere Effizienzvorgaben für sieben Schiffstypen wurden von 2025 auf 2023 vorgezogen, teilweise wurde auch das Effizienzziel erhöht.
Das soll die Treibhausgas-Emissionen der Schifffahrt, die etwa drei Prozent des jährlichen weltweiten CO2-Ausstoßes ausmachen, zügiger senken. Die jetzt verabschiedeten Vorgaben gelten nur für Schiffs-Neubauten.
Zwar hatte sich die Europäische Kommission mit Unterstützung von Belgien, Irland, Frankreich und den Niederlanden für höhere Effizienzziele eingesetzt, aber der Vorstoß wurde abglehnt. Stattdessen einigte sich der IMO-Umweltausschuss MEPC auf den Vorschlag des World Shipping Council, der Interessenvertretung der Linienreedereien.
"Die Entscheidung der IMO, die Energieeffizienz-Ziele für einige neue Schiffe zu erhöhen und zu verschärfen, ist ein bescheidener, aber notwendiger Schritt zur Bekämpfung des Klimawandels", sagte Daniel Rutherford vom International Council on Clean Transportation (ICCT). Aus Sicht der in den USA beheimateten Umweltorganisation sind die neuen Vorgaben noch zu schwach, um den technologischen Wandel – also den Einsatz anderer Brennstoffe oder Antriebsarten – voranzutreiben.
Weiterhin einigten sich die IMO-Staaten, auf der nächsten Sitzung Herbst zusätzliche Anforderungen an neue Schiffe nach 2025 und neue Effizienzanforderungen für gebrauchte Fahrzeuge zu prüfen. Während die Schifffahrts-Organisation damit nur langfristige Maßnahmen in Angriff nahm, konnten sich Vorschläge für sofortige Emissionsminderungen – etwa durch ein Tempolimit auf den Ozeanen – nicht durchsetzen.
Tempolimits haben sich als wirksam erwiesen
Dabei hatten vor dem IMO-Treffen über 120 Reeder für die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung geworben. Tempolimits in der Schifffahrt gelten als wirksames Mittel, um die CO2-Intensität der Branche zügig zu senken. Praktisch belegt worden sei dies durch die Weltwirtschaftskrise von 2008, schreiben die Reeder in einem offenen Brief.
Damals hatten die Schifffahrtsunternehmen wegen erheblicher Überkapazitäten ihre Schiffe langsamer fahren lassen, um Kosten zu sparen, was "zu einer drastischen Verringerung der Treibhausgas-Emissionen führte".
Auch Berechnungen des europäischen Umwelt- und Verkehrs-Dachverbands Transport and Environment (T&E) hatten ergeben, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen die Emissionen der Schifffahrt um ein Drittel senken könnten – was in Summe etwa dem Abschalten von 82 Kohlekraftwerken entspreche.
Weil aber mit der Erholung der globalen Nachfrage auch wieder die Schiffe an Fahrt aufnehmen, forderten die Reeder die IMO auf, die Schifffahrts-Geschwindigkeiten nach Typen und Größen differenziert weltweit verbindlich zu regeln.
Zwar befürworteten Länder wie Frankreich und Griechenland eine Reduzierung der Schiffsgeschwindigkeiten, konnten sich aber Berichten zufolge nicht gegen Saudi-Arabien, die USA, Brasilien und die Cookinseln durchsetzen, die Geschwindigkeitsreduzierungen ablehnten. Die Gespräche über ein Tempolimit auf den Ozeanen wurden vertagt.
"Der IMO fehlt jeder Ehrgeiz"
Transport and Environment attestiert nun der IMO ein "Fehlen von jeglichem Ehrgeiz". Die Delegierten hätten die zweiwöchige Sitzung mit Verfahrens- und Prozessfragen vergeudet und Vorschläge zur sofortigen Emissionsreduzierung vor 2023 kaum ernsthaft diskutiert.
"Die Geschwindigkeitsregulierung ist die wirksamste Maßnahme auf dem Tisch, die glücklicherweise in der nächsten Sitzung zur Diskussion gestellt wird", sagte Bill Hemmings von T&E. Man habe keine Zeit zu verlieren, mit der Verzögerungstaktik der IMO müsse Schluss sein.
Im vergangenen Jahr hatten die 173 IMO-Staaten erstmals ein Klimaziel beschlossen – 21 Jahre, nachdem die IMO im Rahmen der UN-Klimaverhandlungen dazu beauftragt wurde. Die jährlichen Treibhausgas-Emissionen aus dem Schiffsverkehr sollen demnach bis 2050 auf die Hälfte des Niveaus von 2008 und dann weiter auf null sinken. Wie die Dekarbonisierung erreicht werden soll, lässt der Beschluss aber weitgehend offen.