Kochen mit dem "Save 80"-Ofen spart Zeit und Brennholz. (Bild: Atmosfair)

Moderne Kochherde sind nur in Industrieländern Standard. Sie laufen mit Strom oder Erdgas und geben daher kaum Schadstoffe in die Innenraumluft ab.

Anders ist das in Entwicklungs- und Schwellenländern. Etwa 2,3 Milliarden der 8,4 Milliarden Menschen weltweit nutzen risikoreiche und ineffiziente Kochmethoden, die die Luft verschmutzen – etwa offene Feuer oder rudimentäre Öfen.

Doch die dadurch entstehenden Gesundheitsgefahren und die Ressourcenübernutzung lassen sich mit vergleichsweise geringem Mitteleinsatz deutlich verringern, wie eine neue Umweltstudie zeigt, die die Nutzung effizienter Kochöfen in Ruanda untersucht hat.

Konkret geht es um ein Kochofen-Modell, das in Deutschland auf Initiative der Klimaschutz-Organisation Atmosfair entwickelt wurde und inzwischen in zwei Fabriken in Ruanda sowie Nigeria gebaut und in diesen Ländern auch genutzt wird. Das Projekt soll die Abholzung in den Ländern verringern und die Luftqualität an den Kochstellen verbessern.

Der Ofen "Save 80" kommt beim Kochen mit bis zu 80 Prozent weniger Holz aus als ein klassisches offenes Drei-Steine-Feuer, wie es oft noch genutzt wird. Ersetzt der Save 80 einen Holzkohle-Ofen, wird sogar noch deutlich mehr Holz eingespart. In Ruanda beispielsweise werden laut Atmosfair für die Produktion von einem Kilo Kohle neun Kilo Holz verbraucht.

"Stiller Killer in armen Haushalten"

In der neuen Untersuchung ging es vor allem um die Gesundheit. Bei den klassischen Feuerstellen sind die Familien praktisch immer einer großen Rauch- und Feinstaubbelastung ausgesetzt. Diese Luftverschmutzung trägt erheblich zu Atemwegserkrankungen bei, besonders bei Frauen und Kindern.

"Luftverschmutzung ist in vielen einkommensschwachen Haushalten ein stiller Killer", sagte der Hamburger Lungenfacharzt und Gründer des Vereins Buana, Henning Kothe, der an der Evaluation des 2019 gestarteten Atmosfair-Projekts beteiligt war.

Die Studie, durchgeführt vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (Tropos) in Leipzig, dem Buana-Verein und der NGO Safer Rwanda, zeigt nun: Die effizienten Öfen reduzieren CO2-Emissionen und schonen wertvolle Ressourcen gegenüber den traditionellen Kochmethoden, ihre Nutzung verbessert die Luftqualität in Innenräumen und reduziert die Gesundheitsrisiken vor allem für Frauen.

Die Untersuchung wurde jetzt in der Zeitschrift Scientific Reports aus der Nature-Gruppe veröffentlicht, finanziert hat sie die italienische Chiesi Foundation.

Die dreijährige Feldstudie untersuchte die Situation von über 1.000 Erwachsenen in ländlichen Gebieten Ruandas. Die Forscherinnen und Forscher verglichen den Gesundheitszustand der Personen in Haushalten, die herkömmliche Kochstellen verwendeten, und solchen, die den Save‑80-Ofen nutzten.

Innenraumluft wesentlich sauberer

Es zeigte sich, dass erwachsene Frauen mit Save 80 weniger Zeit mit dem Kochen verbringen und wesentlich sauberere Luft einatmen als mit traditionellen Kochstellen. Die Feinstaub-Konzentration in Innenräumen ging um 77 Prozent und die Belastung mit Ruß um bis zu 50 Prozent zurück. Die Nutzerinnen der effizienten Save‑80-Öfen klagten über weniger Atemwegssymptome wie anhaltenden Husten und Schleimbildung.

"Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass sauberes Kochen erhebliche Auswirkungen hat, insbesondere für Frauen, die für das Kochen zuständig sind", sagte die Tropos-Expertin und Studien-Hauptautorin Andrea Cuesta-Mosquera.

Die Ergebnisse der Studie könnten dazu beitragen, saubere Kochlösungen in Ruanda und in ähnlichen Ländern auf breiterer Basis einzuführen, hofft das Team um Mira Pöhlker. Die Physikprofessorin leitete die Messungen der Luftverschmutzung.

Atmosfair sieht sich durch die Studie bestätigt. "Die Studie zeigt, dass unsere Ofenprojekte nicht nur das Klima schonen, sondern auch helfen, die Lebensbedingungen in unseren Projektländern zu verbessern", sagte Geschäftsführer Dietrich Brockhagen.

 

Atmosfair bietet eine CO2-Kompensation unter anderem für Flugreisen an und finanziert mit dem daraus eingenommenen Geld Projekte in Entwicklungsländern wie das mit dem Save 80. Das gemeinnützige Unternehmen gehört zu den Anbietern mit vergleichsweise hohem Anspruch an die Wirksamkeit der Kompensation.

So betont Atmosfair, dass die Vermeidung von CO2-Emissionen grundsätzlich Vorrang vor der Kompensation haben sollte, setzt bei seinen Projekten vor allem auf den "Gold Standard" und veröffentlicht regelmäßig Nachweise über deren Wirkung.

Projekte anderer Anbieter, etwa mit dem Ziel von Waldschutz oder Aufforstung, waren in letzter Zeit in Verruf gekommen, unter anderem weil die CO2-Einsparung nicht dauerhaft garantiert werden konnte.