Kann ein Gartenzaun als Symbol für eine Revolution dienen? Ja, wenn es sich um einen Zaun aus Solarpaneelen handelt. Denn in diesem Fall verdeutlicht der Zaun, wie billig die Paneele inzwischen sind.

Auf dem europäischen Spotmarkt kostet ein Paneel mit einer Länge von 1,60 Metern und einer Breite von einem Meter zwischen 15 und 50 Euro je nach Effizienz der Solarzellen, wie Zahlen der Plattform PV-Xchange zeigen. Damit ist der Preis in den letzten zwölf Monaten um die Hälfte gefallen.

 

Das Teure an einer Solaranlage sind daher nicht mehr die Paneele, sondern die Installation. Und wenn die Installation wie bei einem Zaun relativ günstig ist, spielt es keine Rolle, dass die Paneele senkrecht stehen und damit ein Teil der Stromausbeute verloren geht.

Die gleiche Logik kommt mittlerweile auch bei Freiflächenanlagen zum Zug: Die unterfränkische Firma Jurchen montiert Solarpaneele auf Eisenstangen, die einfach in den Boden gerammt werden. Ein Fundament ist nicht nötig. Dadurch wird Material und Zeit gespart.

Noch radikaler ist der Ansatz der US-Firma Erthos: Hier werden die Solarmodule einfach auf den Boden gelegt, um die Baukosten zu senken.

"Ein globaler Wendepunkt könnte erreicht sein"

Die Nachfrage nach Paneelen ist letztes Jahr denn auch explodiert: Global wurden 444.000 Megawatt und damit 76 Prozent mehr Solarkapazität als im Vorjahr neu installiert. Das entspricht fünf Prozent der weltweit bereits installierten Kapazität zur Stromerzeugung.

In einer Studie aus dem letzten Jahr hieß es denn auch: "Ein globaler, irreversibler Wendepunkt könnte erreicht sein, an dem die Solarenergie allmählich die globalen Strommärkte dominiert, ohne dass weitere klimapolitische Maßnahmen ergriffen werden."

Solaranlagen können richtig schick aussehen, wenn die Notwendigkeit zur Optimierung der Stromausbeute wegfällt. (Bild: Leeb Balkone GmbH)

Dabei hilft, dass die Kosten von Batterien ebenfalls rapide fallen und sich Solarstrom in immer mehr Ländern auch nachts kostengünstig nutzen lässt.

Fatih Birol, der Chef der Internationalen Energieagentur IEA, sagte im Frühjahr: "Die Kombination aus Photovoltaik und Batterien ist heute wettbewerbsfähig gegenüber neuen Kohlekraftwerken in Indien. Und schon in den nächsten Jahren wird sie billiger sein als neue Kohlekraftwerke in China und Gaskraftwerke in den USA. Batterien werden vor unseren Augen zum Gamechanger."

Die Kombination von Solarstrom und Batterien könnte auch einen massiven Einfluss auf die Strompreise haben, mit sehr niedrigen Preisen tagsüber und deutlich höheren Preisen in der Nacht. Jenny Chase vom britischen Thinktank Bloomberg New Energy Finance (Bnef) sagte der New York Times: Schon im Jahr 2030 könnte Strom "fast überall" kostenlos sein, wenn die Sonne scheint.

Der Zeitungsartikel trägt denn auch den Titel: "Was werden wir mit unserem kostenlosen Strom tun?" Im ersten Moment wirkt die Frage absurd. Aber wenn man berücksichtigt, dass Solarpaneele mittlerweile so billig sind, dass damit Zäune gebaut werden, ist eine Welt mit nahezu kostenlosem Strom in den Tagesstunden zumindest denkbar. Die ökonomische Theorie zeigt schließlich, dass sich Preise den Grenzkosten annähern, und diese liegen für Solarstrom bei null.

 

Und dann wird vieles möglich: Derzeit wird in Australien ein Solarpark geplant, der über ein 5.000 Kilometer langes Kabel Singapur mit Strom versorgen soll. In immer mehr Ländern wird sich die Entsalzung von Meerwasser lohnen und auch die Produktion von Wasserstoff würde von sehr billigem Strom profitieren. Damit ließen sich außerdem Filter betreiben, die der Atmosphäre CO2 entziehen und den Planeten kühlen. Das wäre dann wirklich eine Revolution.