Im vorigen Jahr verzeichnete Deutschland einen Rekord beim Solarstrom-Ausbau. Die Erzeugungskapazität wuchs um rund 14.000 Megawatt. Bisher waren es maximal gut 8.000 Megawatt gewesen, im Jahr 2012. In diesem Jahr könnte es zumindest ähnlich gut laufen.
Denn die Preise für Solarmodule sind im letzten halben Jahr noch einmal gesunken, wie die Vergleichsportale Verivox und Selfmade Energy jetzt gemeldet haben. Beispiel: Die einfach zu installierenden Balkonkraftwerke mit 800 Watt Nennleistung sind nun schon für 535 Euro im Schnitt zu haben, eine Verbilligung um acht Prozent.
"Seit Herbst 2022 sehen wir beständig sinkende Preise für Solaranlagen, die den Solarboom in Deutschland weiter befeuern", sagt Tim Rosengart, Gründer und Geschäftsführer von Selfmade Energy. Ob dieser Trend weiter anhält, hänge von einer Reihe wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen ab.
Ein wichtiger Faktor ist dabei, dass Module aus China wegen Überkapazitäten im Herstellerland seit einiger Zeit extrem billig auf den Markt geworfen werden. Die USA haben inzwischen mit erhöhten Zöllen darauf reagiert, um die eigenen Solarproduzenten zu schützen. Dass die EU hier nachzieht, gilt als unwahrscheinlich.
Andererseits waren laut dem Vergleichsportal viele Solarfirmen über den Jahreswechsel nur schwach ausgelastet, weswegen sie Preisnachlässe von bis zu 25 Prozent gewährten. Viele in der Kundschaft hätten auf weitere Kostensenkungen spekuliert und die Installation verschoben.
Rosengart rät: "Wer den Kauf einer Solaranlage plant, sollte die Angebote mehrerer Solarfirmen vergleichen, denn die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Firmen sind sehr groß."
Der durchschnittliche Preis für eine Photovoltaik-Anlage, wie sie auf Einfamilienhäusern installiert wird – 25 Solarpaneele, knapp elf Kilowatt – beträgt laut der Erhebung aktuell im Schnitt 16.676 Euro, fünf Prozent weniger als im letzten Dezember.
Auftragsstau von 2022 ist abgearbeitet
Bei den Balkonanlagen, deren Anschluss durch das "Solarpaket" der Ampel-Bundesregierung kürzlich vereinfacht wurde, war der Rückgang sogar noch größer.
Die typische Einfamilienhaus-Anlage mit rund elf Kilowatt amortisiert sich bei derzeitigen Strompreisen nach etwa 14 Jahren, so die Verivox-Berechnung. Sie produziert im Jahr etwa 10.250 Kilowattstunden Strom.
Ein typischer EFH-Haushalt verbraucht pro Jahr rund 5.000 Kilowattstunden, von denen 2.250 durch den eigenen Solarstrom abgedeckt werden, die restlichen 8.000 werden ins öffentliche Stromnetz eingespeist und mit acht Cent pro Kilowattstunde vergütet.
Abzüglich der jährlichen Betriebskosten von 250 Euro ergeben sich beim aktuellen Haushalts-Strompreis von gut 36 Cent dadurch jährliche Einnahmen von 1.204 Euro. Damit sind die Kosten der Anlage nach 14 Jahren wieder drin. Die Module halten etwa doppelt so lange.
Erhöhen lässt sich der Eigenverbrauch durch einen Stromspeicher, der allerdings Zusatzkosten von, je nach Größe, 5.000 bis 10.000 Euro verursacht.
Die eigene Solaranlage rentiert sich besonders schnell, wenn der aus dem Netz bezogene Strom teuer ist. Die Rekordpreise während der Energiekrise 2022 nach Putins Angriff auf die Ukraine sind zwar Geschichte, dennoch ist das Niveau für Haushalte relativ hoch. Die 36 Cent entsprechen einer Verdoppelung in 20 Jahren, 2002 kostete die Kilowattstunde knapp 18 Cent.
Verivox geht angesichts steigender Kosten für den Umbau der Stromnetze, die auf die bezogenen Kilowattstunden umgelegt werden, davon aus, dass die Strompreise auch in Zukunft stärker als die Inflationsrate steigen werden. "Darum kann sich eine eigene Solaranlage schnell lohnen", sagte Verivox-Experte Thorsten Storck.
Derzeit können Interessierte mit einer Installation bereits vier Wochen nach Vertragsabschluss rechnen. Denn der Auftragsstau aus dem Jahr 2022, als die Nachfrage wegen der explodierenden Stromkosten stark anstieg, ist abgearbeitet.