Roger Hallam spricht in ein Mikro, im Hintergrund Bäume
Roger Hallam hat gemeinsam mit 14 anderen Extinction Rebellion gegründet. (Foto: Steve Eason/Wikimedia Commons)

Roger Hallam, Mitgründer der Extinction-Rebellion-Bewegung, hat für sein "schlecht formuliertes Statement" zum Holocaust in einem Interview mit der Zeit um Entschuldigung gebeten. "Die Worte, die ich benutzt habe, tun mir sehr leid", schrieb er auf Facebook. "Ich bitte um Entschuldigung für die Verletzungen und die Beleidigungen, die sie verursacht haben."

In dem gestern veröffentlichten Interview hatte Hallam gesagt, er betrachte Genozide als historisch "fast normales Ereignis". Den Holocaust nannte er "nur einen weiteren Scheiß in der Menschheitsgeschichte".

Dass Deutschland den Holocaust als einzigartiges Verbrechen betrachtet, verhindere, dass man daraus lernt, so der Klimaaktivist. "Das Ausmaß dieses Traumas kann lähmen", zitierte ihn die Zeit.

Sowohl die deutsche als auch die britische Sparte von Extinction Rebellion distanzierten sich direkt nach Bekanntwerden der Äußerungen von Hallam. Der Berliner Ullstein-Verlag erklärte, die noch für Ende November geplante Veröffentlichung von Hallams nächstem Buch gestoppt zu haben.

Er habe gerade nicht den Holocaust kleinreden wollen, schrieb der Klimaaktivist nun. "Ich habe den Holocaust in der deutschen Presse gerade wegen seines unaussprechlichen Schreckens angesprochen, um die unvorstellbare Tragödie deutlich zu machen, die sich heute durch den Klimawandel und den ökologischen Kollaps überall auf der Welt abspielt." Ihm sei aber klar geworden, dass er im Interview in eine "unnötige Debatte" darüber abgedriftet sei, wie der Holocaust gegenüber anderen historischen Genoziden einzuordnen sei.

Hallam distanzierte sich allerdings nicht von seiner beabsichtigten Grundaussage. "Ich finde nicht, dass ich mich dafür entschuldigen muss, dass ich auf den aktuellen Genozid aufmerksam gemacht habe", schrieb er. "Wir müssen aus der Vergangenheit lernen, aus Tragödien wie dem Holocaust und anderen Genoziden, um den Schrecken in der nahen Zukunft zu verhindern."

Der britische Aktivist ist einer von 15 Gründern von Extinction Rebellion und eines der bekanntesten Gesichter der Bewegung. Er ist kein formaler Anführer – so etwas gibt es bei Extinction Rebellion bislang generell nicht. Die Ortsgruppen auf der ganzen Welt dürfen ihre Aktionen komplett eigenständig planen, sofern sie sich zu den drei Forderungen von Extinction Rebellion bekennen und zehn Prinzipien einhalten.

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