Die Initiatorin der Klimastreikbewegung Greta Thunberg (mit Schild) verlässt nach getaner Arbeit den Ort des Protests in Stockholm. "Fridays for Future" ist zur weltweiten Bewegung geworden. Die heutigen Proteste fanden an etwa 1.700 Orten auf allen Kontinenten statt. Hunderttausende waren auf der Straße.
Foto: Michelle Dresler
In Kiel demonstrierten auch Großeltern von der Aktion "Omas gegen Rechts" mit und verteilten leckeres Gebäck unter dem Schild: "Als Zeichen unserer Solidarität haben wir Muffins gebacken". Unterstützung kam zudem von der Muthesius-Kunsthochschule. Sie hatte "Skolstrejk för klimatet"-Schilder in die Fenster gehängt und sorgte mit mehreren Musikanlagen für Stimmung. Unter den mehr als 5.000 Demonstranten, die dem nasskalten Wetter trotzten, war auch
Jakob Blasel. Der Schüler aus der Nähe von Kiel ist eines der bundesweit bekannten Gesichter von "Fridays for Future".
Foto: Merle Kasten
Am Nachmittag
debattierte der Bundestag auf Antrag der Grünen über die Klimastreiks. Deren Fraktionschef Anton Hofreiter fragte, wo die "sehr gute Klima-Initiative" der Regierung bleibe, wenn doch Bundeskanzlerin Angela Merkel die Freitagsdemos als "sehr gute Initiative"
gelobt habe. Gäbe es einen wirksamen Klimaschutz, könnten die jungen Leute freitags auch wieder in die Schule gehen, hielt Hofreiter denen entgegen, die auf die Schulpflicht verweisen. Das tat für die Bundesregierung dennoch Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) zitierte stolz ihre Parteichefin Andreas Nahles, die heute gesagt hatte, die Koalition würde 2019
zum "Klimajahr" machen. FDP-Redner Lukas Köhler warf den anderen Parteien vor, die Schüler paternalistisch zu vereinnahmen, ging aber mit keinem Wort auf den paternalistischen
Rat seines Parteichefs Christian Lindner ein, die jungen Leute sollten den Klimaschutz den "Profis" überlassen.
Screenshot: Bundestag
In seiner Heimatstadt Siegburg bei Köln unterstützte der Künstler
Hermann Josef Hack – auf dem Foto rechts mit dem Lätzchen "Artist for Future" – den Klimastreik. Zwar habe er bereits Kunstprojekte zum Klimaschutz durchgeführt, sagte Hacks, etwa mit seinem 1991 gegründeten "Global Brainstorming Project", dennoch entschuldigte sich der Künstler bei den jungen Leuten, dass seine Generation seit Jahrzehnten nichts gegen die Klimakatastrophe unternommen habe, sondern bis heute dem "falschen Leitbild" ewigen Wachstums folge. Den, so Hacks, "schlauen Bedenkenträgern", die den Schülern vorwerfen, sie würden den Unterricht schwänzen, rufe er zu: "Ihr seid es, die seit über 20 Jahren ununterbrochen jeden Einsatz zur Rettung unseres Planeten schwänzen! Ihr seid Klimaschwänzer!"
Foto: KRA
Die Hauptstadt Berlin erlebte am Freitag den bisher größten Klimastreik des Landes. Die Veranstalter schätzen die Teilnehmerzahl auf 25.000, die Polizei zählte immerhin noch 15.000 bis 20.000 Menschen. Erwartet worden waren zur Fridays-for-Future-Demo ursprünglich 10.000. Zu Beginn übergab Eckart von Hirschhausen die Unterstützerliste der
"Scientists for Future", die inzwischen von mehr als 23.000 Wissenschaftlern unterschrieben worden ist. Hirschhausen, selbst Mediziner, bezeichnete die Klimakrise als die größte Gesundheitsgefahr aller Zeiten.
Foto: Friederike Meier
Die Umfrage zum
neuesten ZDF-Politbarometer ergab, dass eine Mehrheit der Bundesbürger die Demonstrationen der jungen Leute gut findet. Zwei von drei Befragten unterstützen es, dass die Schülerinnen und Schüler immer freitags auf die Straße statt in die Schule gehen. 32 Prozent finden es nicht gut. Die zustimmende Einschätzung teilen die Anhänger aller Parteien mehrheitlich, lediglich unter den AfD-Anhängern sprechen sich zwei Drittel gegen die Freitags-Demos aus.
Foto: Friederike Meier
Luisa Neubauer, eine der Hauptorganisatorinnen von "Fridays for Future" in Deutschland, hielt eine Rede beim Berliner Klimastreik, der passenderweise zwischen dem Wirtschafts- und dem Verkehrsministerium stattfand. Zu Beginn der Demonstration rief sie: "Was gerade in der Politik zum Thema Klimaschutz passiert, ist eine Farce. Es ist eine Katastrophe, die uns alle treffen wird."
Foto: Friederike Meier