Lang anhaltende Dürren treffen auch die Landwirtschaft hart. (Foto: FH Gitarre/​Flickr)

Landwirte mit existenzgefährdenden Einbußen wegen der wochenlangen Dürre sollen Finanzspritzen vom Staat bekommen. Zwischen 150 und 170 Millionen Euro will der Bund dafür zur Verfügung stellen, wie Bundeslandwirtschafts­ministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch bekannt gab.

"Auf Grundlage der Erntezahlen und der Schadensmeldungen der Länder stufe ich die Entwicklung als außergewöhnliches Wetterereignis von nationalem Ausmaß ein", so die Ministerin.

Die Einschätzung ist Voraussetzung dafür, dass Bundesmittel für einen solchen Zweck fließen. Zuletzt war das im Jahrhundertsommer 2003 der Fall.

Die Bundesregierung plant das Hilfspaket zusammen mit den Ländern. Klöckner erwartet, dass insgesamt 340 Millionen Euro fließen werden. Joachim Rukwied, Chef des Deutschen Bauernverbands, sprach von einem "guten Signal für alle betroffenen Landwirte", obwohl seine ursprüngliche Forderung mit einer Milliarde Euro deutlich höher lag.

An Dürrejahre wie dieses muss sich die Landwirtschaft künftig wohl anpassen. Mit dem Klimawandel, den größtenteils der Mensch mit dem Verbrennen fossiler Rohstoffe verursacht hat, treten Extreme wie die diesjährige Hitzewelle nun immer öfter auf. "Solche Wettersituationen häufen sich in den letzten Jahrzehnten", sagte der Klimaforscher Mojib Latif im Klimareporter°-Interview.

"Hitzetage mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius nehmen deutlich zu", so Latif. "Genauso wie auch Tropennächte, in denen die Temperatur nicht mehr unter 20 Grad fällt."

Das gelte nicht nur für Deutschland, sondern für viele Regionen Europas. Für sechs weitere nord- und westeuropäische Länder, in denen es ebenfalls außergewöhnlich warm und trocken war, haben Wissenschaftler ermittelt, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für solche Hitzewellen mindestens verdoppelt hat.

So befürwortet der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling zwar das aktuelle Hilfspaket, fordert aber, dass langfristig die Förderpolitik für die Landwirtschaft umgestellt wird. "Dabei müssen Anbausysteme in den Fokus gestellt werden, die vielfältige Fruchtfolgen oder klimafreundliche Methoden praktizieren wie zum Beispiel der ökologische Landbau", so der als hessischer Bio-Milchbauer persönlich nicht ganz unbeteiligte Häusling.

Betroffene und Mitverursacher

Die Landwirtschaft steht vor einer Doppelaufgabe: Einerseits muss sie sich dringend an die Folgen des Klimawandels anpassen, denen sie unmittelbar ausgesetzt ist. Andererseits gehört sie – neben Energie und Verkehr – zu den besonders klimaschädlichen Industriezweigen.

Bisher hat sich die Branche kaum bewegt. Anfang der 1990er Jahre sanken ihre Treibhausgasemissionen zwar deutlich, das lag aber nicht an Klimaschutz, sondern am Sterben der sogenannten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften nach der Wende in Ostdeutschland. Seit mehr als zwei Jahrzehnten bewegt sich der Ausstoß von Klimagasen ungefähr auf dem gleichen Niveau.

Der größte Teil davon entweicht, wenn Landwirte mit Mist oder stickstoffhaltigen Lösungen düngen oder Feuchtgebiete umbaggern. Nutztiere entlassen bei der Verdauung knapp ein Drittel der klimaschädlichen Gase in die Luft. Außerdem fressen sie mit 60 Prozent den Großteil der deutschen Ernte.

Die Branche klimafreundlich zu machen würde also bedeuten, dass viel weniger Fleisch produziert wird, die schädlichen Dünger abgeschafft werden und die Moore feucht bleiben.

Die hohen Subventionen, von denen die Landwirtschaft profitiert, sind aber keineswegs darauf ausgerichtet, diese Trends einzuleiten. Das meiste Geld bekommt nach wie vor, wer mit großen Maschinen viel Kraftstoff verfährt und riesige Monokulturen bewirtschaftet.

Die EU-Agrarsubventionen werden pro Hektar vergeben. Landwirte in Deutschland erhalten zusätzlich Rabatt beim Diesel und bei der Kfz-Steuer. Und strenge Vorgaben für chemische Düngemittel sind bisher gescheitert.

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