Vor der UN-Klimakonferenz COP 28  in Dubai hatte ich geschrieben: "Alle Technologien für den Wandel sind vorhanden. Doch noch fehlt es am Wichtigsten für eine wirkliche Transformation: am politischen Willen der meisten Regierungen.

Die Menschheit muss sich entscheiden: entweder dafür, mehr fossile Energien zu verbrennen und damit die Zukunft unserer Kinder und Enkel, oder aber für einen nachhaltigen und damit besseren Planeten. Die nächste Weltklimakonferenz in Dubai wird eine Antwort finden müssen."

Und nun: Sind wir noch zu retten?

Foto: Axel Thomae/​Sonnenseite

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Als einer der ersten deutsch­sprachigen Journalisten informierte er über Klima­wandel und Energie­wende.

Die Reaktionen sind gemischt. Die Umweltverbände sind etwas optimistischer als zuvor. Die Taz hingegen nennt die Abschlusserklärung von Dubai einen "faulen Kompromiss". Die FAZ schreibt, die Abkehr von den fossilen Energien sei beschlossen. Die Welt fragt: "Durchbruch oder Formelkompromiss?" Die Münchner TZ nennt die Entscheidung von Dubai einen "historischen" Klimabeschluss.

Fakt ist: Die Abschlusserklärung ist – wie immer – ein Kompromiss, auf den sich 196 Regierungen der Welt – also alle – einigen mussten, so auch die Ölstaaten und die drei größten Klimasünder: die USA, China und Indien. Diesen bemerkenswerten Kompromiss kann man vielleicht später einmal als den Einstieg in den Ausstieg aus den fossilen Energien bezeichnen.

Ebenfalls alle haben zugestimmt, dass bis 2030 der Anteil der erneuerbaren Energien gegenüber 2022 verdreifacht und die Energieeffizienzsteigerung in derselben Zeit verdoppelt werden soll. Auch das ist ein Fortschritt.

Immerhin nannte der Ko-Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, das Dubai-Ergebnis "eine hochgradige Überraschung", weil weltweit erstmals überhaupt über das Ende von Kohle, Gas und Öl gerungen und dieses dann auch noch beschrieben wurde.

Dies, so Edenhofer, sei "das Signal an die Staaten und an die Investoren: Ein Weiter-so kann es nicht geben." Edenhofer wies aber zugleich darauf hin, dass die CO2-Emissionen weltweit noch immer steigen.

 

Eine Gnadenfrist

Dieser relative Erfolg war möglich in einem Öl-Land unter der Präsidentschaft eines Öl- und Energieministers, der aber zugleich Gründer und Chef einer Firma für erneuerbare Energien ist, was in der Beschreibung Sultan Al Jabers in den deutschsprachigen Medien meist unterschlagen wurde.

Ausgerechnet dieser Präsident der COP 28 sagt, die Staaten sollten "alle Anstrengungen" unternehmen, das 1,5‑Grad-Ziel zu erreichen. Dieses Ziel sei der "Polarstern", nach dem sich nun alle ausrichten sollten. Auch die nächste Weltklimakonferenz, die COP 29, findet wieder neben Ölquellen statt, in Aserbaidschans Hauptstadt Baku.

Wirklich "historisch" wird die Entscheidung der COP 28 allerdings erst dann sein, wenn die Regierungen auch umsetzen, was sie in Dubai beschlossen haben.

Das alles ist mehr, als realistischerweise erwartet werden konnte, aber immer noch nicht genug, um das Paris-Ziel von nicht mehr als 1,5 Grad globaler Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit zu erreichen.

Immerhin: Wir haben noch eine Gnadenfrist. Noch sind wir zu retten. Bisher zumindest hat es die Menschheit immer geschafft, in den größten Krisen auch die richtigen Lösungen zu finden.