Am Samstagmorgen endete in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad die alle zwei Jahre stattfindende Konferenz der UN-Wüstenkonvention. Trotz mehr als acht Stunden Verspätung gelang es den Vertretern der Länder nicht, sich auf die Form eines Zusatzvertrags zur Wüstenkonvention zu einigen. Dieser hätte das grenzübergreifende Management von Dürren regeln sollen.
An der Konferenz hatten mehr als 20.000 Delegierte teilgenommen, darunter 3.500 von Nichtregierungsorganisationen. Die Anti-Wüsten-Konvention war 1992 auf dem UN-Erdgipfel in Rio de Janeiro beschlossen worden. In Riad fand nun die 16. Vertragsstaatenkonferenz dazu statt.
In den letzten Jahren sind Dürren wegen der Klimaerwärmung sowohl häufiger geworden als auch intensiver. Drei Viertel der Landfläche auf der Erde wurden in den letzten 30 Jahren trockener. Nach UN-Angaben wird erwartet, dass 2050 etwa drei von vier Menschen in dürregefährdeten Regionen leben.
Zudem haben stärkere Trockenheiten Folgen für Energieerzeugung, Welthandel und weitere Branchen wie die Schifffahrt. 2024, im global voraussichtlich wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, gab es in vielen Weltregionen schwere Dürren, die Brände sowie Wasser- und Nahrungsmittelmangel auslösten, darunter im Mittelmeerraum, in Malawi, Namibia, Brasilien und Ecuador.
Kaveh Madani von der UN-Universität UNU in Japan sagt daher: "Allzu oft spricht die Welt von Dürre als einer Anomalie, einer Katastrophe, einem Extremfall. Dabei wissen wir, dass viele dieser Wasserausfälle jetzt dauerhaft sind, eine neue Normalität." Aus diesem Grund sei es entscheidend, Dürren proaktiv zu managen und nicht zu warten, bis der "Extremfall" eingetroffen ist.
Rahmenabkommen oder rechtlich bindendes Protokoll?
Doch welche Form ein Vertrag für das Dürremanagement haben soll, war bis zuletzt umstritten. Von ursprünglich sieben Optionen blieben zwei: ein Protokoll oder ein strategisches Rahmenabkommen.
Ein Protokoll wäre rechtlich bindend für die Vertragsstaaten. Das bedeutet allerdings im Umkehrschluss, dass genug Länder das Protokoll ratifizieren müssten, damit es in Kraft tritt.
Ein Rahmenabkommen hingegen ist rechtlich nicht bindend und muss daher nicht ratifiziert werden. Trotzdem könnte es Ziele, Maßnahmen und Kontrollmechanismen enthalten. Doch die Entscheidung über die Form des Dürrevertrags wurde schließlich auf die nächste Konferenz im Jahr 2026 vertagt.
Dabei steht sogar Geld für das Dürremanagement zur Verfügung: Saudi-Arabien und verschiedene Organisationen der arabischen Länder wie der Entwicklungsfonds des Ölkartells Opec geben insgesamt mehr als zwölf Milliarden US-Dollar.
Weitere Finanzzusagen betreffen die afrikanische Initiative "Große Grüne Mauer" in der Sahelzone, die unter anderem durch Baumpflanzungen die Ausbreitung der Wüsten bremsen soll. Die USA und andere Länder kündigten Gelder für eine Forschungsinitiative zur Entwicklung besser klimaangepasster Nutzpflanzen an.
Das zweite große Thema der Konferenz war die Verödung von Böden, auch Bodendegradation genannt. Zwei Fünftel der Böden weltweit sind bereits degradiert und jedes Jahr kommt die Fläche Ägyptens dazu, rund eine Million Quadratkilometer. Ziel der Wüstenkonvention ist, die Netto-Bodenverödung bis 2030 zu stoppen.
Für die Konferenz in Riad wurde nun zum ersten Mal ermittelt, was das kosten würde. Um bis 2030 auf rund 15 Millionen Quadratkilometern die Böden wieder in einen guten Zustand zu bringen, müssen jährlich 355 Milliarden US-Dollar investiert werden.
"Investitionen in die Bodenqualität rechnen sich"
Trotz steigender Investitionen ist die Welt allerdings noch weit von einer solchen Summe entfernt: Im Jahr 2022 wurden nur 66 Milliarden Dollar in die Bodenqualität investiert.
Dabei seien solche Investitionen äußerst lukrativ, sagt Ibrahim Thiaw, der Chef der UN-Wüstenkonvention: "Der Nutzen – sowohl finanziell als auch gesellschaftlich – ist unbestreitbar. Jeder Dollar, der in gesundes Land investiert wird, ist ein Dollar, der in die biologische Vielfalt, das Klima und die Ernährungssicherheit investiert wird."
Thiaw setzt daher auf das ökonomische Argument: "Die gute Nachricht ist, dass die Welt jährlich Milliarden einsparen und weitere Billionen verdienen könnte, wenn wir Land wieder gesund machen und die Widerstandsfähigkeit gegen Dürren stärken."
Trotz Vertagung bezeichnete die saudische Konferenzpräsidentschaft den Gipfel als Wendepunkt. Es sei gelungen, das internationale Bewusstsein für Desertifikation zu schärfen, teilte sie mit.
Auch die Bundesregierung lobte Fortschritte. So habe die Konferenz erstmals einen Beschluss zum Thema Landwirtschaft gefasst. Laut diesem soll nachhaltige Landnutzung gefördert werden. Die Regierungen verpflichteten sich im Abschlussdokument, der Wiederherstellung von Land und der Widerstandsfähigkeit gegen Dürren Vorrang einzuräumen, um die Ernährungssicherheit zu verbessern.
Es sei einer der "Lichtblicke" der Konferenz gewesen, dass sich jetzt auch immer mehr neue Geber wie Saudi-Arabien beteiligten, sagte die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze.
Generell wurde in Riad betont, wie wichtig Synergien zwischen den drei 1992 in Rio verabschiedeten Konventionen zum Klima-, Natur- und Bodenschutz sind. In allen sei die Bodenstabilität ein zentrales Element.
Außerdem sprach sich der Gipfel für eine bessere Absicherung von Landrechten von Kleinbäuerinnen und -bauern aus. Beschlossen wurde auch die Einrichtung einer Plattform, die die zentrale Rolle indigener Völker beim nachhaltigen Management der Böden stärken soll.
Lesen Sie dazu unseren Kommentar: Bodenwende – immer noch Fehlanzeige