James Ferguson Skea war seit 2015 Co-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe zu den Klimafolgen. (Bild: Kiara Worth/​IISD/​ENB)

Am Mittwoch wurde Jim Skea aus Großbritannien zum neuen Vorsitzenden des Weltklimarats (IPCC) gewählt. Er schlug im zweiten Wahlgang die Brasilianerin Thelma Krug mit 90 zu 69 Stimmen.

Skea folgt damit auf den Südkoreaner Hoesung Lee. Wahlberechtigt waren die 195 Mitgliedsländer des IPCC. Diese haben mit Skea ein Urgestein des IPCC zum neuen Vorsitzenden gemacht.

Der 69-jährige Schotte ist quasi seit Gründung des Rats im Jahr 1988 dabei und hat alle Positionen durchlaufen: "Ich denke, ich verstehe den IPCC von unten bis oben – in dieser Reihenfolge", sagte Skea in einem Interview mit dem spanischen Magazin Climatica.

Zuletzt war Skea acht Jahre lang Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe 3 und damit "im Maschinenraum des IPCC – dort, wo die eigentliche Arbeit getan wird".

Diese Kenntnis des Maschinenraums wird Skea brauchen können, denn dort gab es zuletzt Probleme. Letzten Sommer ließen einige Autoren ihre Arbeit "pausieren", sodass die Synthese des sechsten Sachstandsberichts nicht im vergangenen Oktober, sondern erst im März dieses Jahres fertig wurde.

Die Aufgabe von Skea ist nun, den siebten Sachstandsbericht zu erarbeiten, der neue Herausforderungen bringt: "Wir haben eine exponentiell wachsende Klimaliteratur, anspruchsvolle Verfahren und ständig steigende Erwartungen der politischen Entscheidungsträger." Zudem sollen künftige Berichte wieder pünktlich fertiggestellt werden, damit sie auch "politikrelevant" sind.

Und dann hängt sich Skea die Latte selbst recht hoch. Der siebte Sachstandsbericht solle rechtzeitig zur zweiten "Bestandsaufnahme" des Paris-Abkommens vorliegen, also spätestens im Jahr 2028.

Damit bleiben ihm nur fünf Jahre statt wie bei den bisherigen Berichten sechs Jahre. Zudem nimmt die Länge der Berichte mit jeder Neufassung um gut ein Drittel zu. Der siebte dürfte also weit über 3.000 Seiten haben.

"Ein sehr delikates Unterfangen"

Skea muss dabei an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik agieren – seine eigentliche Passion: "Manche Wissenschaftler bekommen ihren Kick durch den neuesten Artikel in Nature. Ich habe meinen Spaß daran, wenn ich sehe, dass wissenschaftliche Erkenntnisse von Entscheidungsträgern aufgegriffen und genutzt werden."

Dabei ist sich Skea bewusst, dass es an dieser Schnittstelle durchaus heikel werden kann. "Es ist ein sehr delikates Unterfangen, denn es gibt keine scharfe Trennlinie zwischen Wissenschaft und Politik", sagte Skea gegenüber Geneva Solutions, einem Schweizer Politikmagazin für globale Themen.

"Obwohl wir absolut keine Politiker sind, wären wir dumm, wenn wir keine politischen Antennen hätten und nicht darüber nachdächten, wo die von uns erarbeiteten Botschaften ankommen und wie sie interpretiert werden", erläuterte er.

Dabei hat Skea durchaus eine klare Vorstellung davon, wie die Berichte interpretiert werden sollten. "Eine unserer wichtigsten Botschaften war von Anfang an, dass der Mensch Einfluss darauf hat, was in der Zukunft geschehen kann", sagte er über den sechsten Sachstandsbericht.

"Wir haben in dem Bericht darauf geachtet, nicht nur alle Emissionslücken und Umsetzungsschwierigkeiten zu betonen, sondern auch darauf hinzuweisen, dass wir in den letzten zehn Jahren Erfolge zu verzeichnen hatten, etwa die sinkenden Kosten und den zunehmenden Einsatz erneuerbarer Energien", so der neue IPCC-Chef.

 

Damit der nächste Bericht wieder von allen Ländern mitgetragen wird, muss Skea zudem darauf achten, dass die vielen hundert Autoren die Vielfalt der Welt abdecken. Der IPCC wurde in der Vergangenheit dafür kritisiert, dass die meisten Autoren Männer aus Industriestaaten sind.

Von Climatica danach gefragt, sagte Skea: "Ja, das ist ein Problem. In Bezug auf die Geschlechterverteilung haben wir anscheinend eine Grenze erreicht, denn der Anteil der Frauen beträgt etwa 30 Prozent." Neben der Überzeugungsarbeit bei den Regierungen müsse der Vorsitz daher auch die Sitzungskultur verändern.

Bei der Herkunft der Beitragenden sieht Skea ebenfalls weiteren Handlungsbedarf. "Wir haben große Fortschritte in Bezug auf die regionale Vielfalt gemacht", sagte er. "Aber es gibt noch Spielraum für Verbesserungen, vor allem bei der Förderung jüngerer Wissenschaftler aus Entwicklungsländern."

Auch wenn der IPCC oft als etwas dröge, von Wissenschaftlern geprägte Organisation erscheint, stehen Skea also spannende Jahre bevor.