Der Klimawandel ist ein moralisches Problem. Jeder von uns verursacht Treibhausgase, die Menschen schaden, die weit weg wohnen, und Menschen, die lange nach uns geboren werden. Als Folge des Klimawandels verlieren bereits heute Menschen ihre Häuser durch Stürme und Überschwemmungen. Sie verlieren die Existenzgrundlage, wenn ihr Ackerland vertrocknet. Und sie verlieren sogar ihr Leben, wenn sich Tropenkrankheiten etwa in Bergregionen in Afrika ausbreiten, wo sie bisher unbekannt waren.
Mitarbeit am IPCC-Bericht: Eine außergewöhnliche Erfahrung
Der IPCC erkennt an, dass der Klimawandel ein moralisches Problem ist. Oder um dessen vorsichtige Sprache zu verwenden: Klimawandel "wirft ethische Fragen auf". Deshalb waren unter den Autoren des kürzlich erschienenen Fünften Sachstandsberichts des IPCC auch zwei Philosophen. Ich bin einer von ihnen. Seit 2011 bin ich Mitglied der Arbeitsgruppe 3 des IPCC. Die Schlussberatungen unserer Arbeitsgruppe im April in Berlin waren eine der außergewöhnlichsten Erfahrungen meiner akademischen Laufbahn.
Während der vergangenen drei Jahre, in denen ich für den IPCC arbeitete, habe ich viele Erfahrungen gemacht, die nicht typisch sind für das Leben eines Philosophen. Da sind zum einen die Reisen: Um den Klimawandel zu bekämpfen, hält der IPCC es für notwendig, Treffen in abgelegenen Ecken der Welt abzuhalten. Der IPCC hat wenig Geld. Treffen finden deshalb überall dort statt, wo eine Regierung anbietet, das Treffen zu finanzieren. Ich war auf Versammlungen in Lima, Changwon (Südkorea), Wellington und Addis Abeba. In Europa brachte mich der Weltklimarat nach Vigo (Spanien), Genf, Oslo, Utrecht, Berlin und Potsdam. Kuala Lumpur und Kopenhagen kommen noch. Ich hoffe, dass die anderen Autoren die durch ihre Reisen entstehenden Emissionen kompensieren. Ich habe das Glück, dass die britische Regierung meine Emissionen ausgleicht. All das Reisen macht nicht viel Spaß; die Arbeit im IPCC ist erbarmungslos und ich hatte wenig Zeit, um die Orte, an denen ich war, zu erleben.
Herausforderung: Einen Text schreiben mit 15 weiteren Wissenschaftlern
Dann gibt es das kollektive Schreiben. Vor meiner Arbeit beim Weltklimarat war meine einzige gemeinschaftliche Arbeit ein kurzer Artikel, den ich zusammen mit einem anderen Philosophen schrieb. In Changwon fand ich mich in einem Raum mit fünfzehn anderen Autoren verschiedener Disziplinen, mit denen gemeinsam ich ein Kapitel des IPCC-Berichts schreiben sollte.
Viele von ihnen waren zunächst verwirrt ob der Anwesenheit von Philosophen. Ihnen war unklar, was unsere Disziplin mit ihrer Arbeit zu tun haben könnte. Ich rechnete mit einigen Konfrontationen. Ich dachte, einige Ökonomen könnte insbesondere meine philosophische Perspektive auf die Wirtschaftswissenschaften verärgern. Aber tatsächlich waren meine Kollegen tolerant und bereit zur Zusammenarbeit. Wir einigten uns. Es gelang mir, in dem Kapitel einige Punkte über die Ethik des Klimawandels unterzubringen, die ich für sehr wichtig erachte.
Doch der gesamte Schreibprozess war erschöpfend und anstrengend. Drei Entwürfe brauchte es bis zur endgültigen Version. Jede wurde für Kommentare an eine sehr große Zahl von Menschen geschickt, darunter akademische Experten und Regierungsvertreter. Uns Autoren wurde abverlangt, dass wir jeden Kommentar zu Kenntnis nehmen und für jeden einzelnen notieren, was wir damit angefangen haben. Auf diese Weise beschäftigte ich mich mit über 600 Kommentaren, die IPCC-Arbeitsgruppe 3 befasste sich insgesamt mit mehr als 38.000. Das Ziel war eine möglichst breite Übereinstimmung über den Kenntnisstand zum Klimawandel. Ich glaube, dass wir das geschafft haben. Das bedeutet zwangsläufig, dass wir in unseren Urteilen zurückhaltend sein mussten.
Das Ergebnis ist ein 2.000 Seiten umfassender Bericht, der bereits im Internet veröffentlicht worden ist. Weil niemand einen Bericht dieses Umfangs lesen wird, haben wir in den letzten Monaten viel Mühe in das Schreiben von zwei Zusammenfassungen gesteckt. Eine Untergruppe von Autoren aus der Arbeitsgruppe 3 hat sie in den letzten acht Monaten ausgearbeitet. Die vollständigere und zuverlässigere Zusammenfassung hat den unglücklichen Titel "Technische Zusammenfassung" (Technical Summary, TS). Der Name schreckt Menschen vom Lesen ab, aber in Wirklichkeit ist der Bericht nicht besonders technisch. Er ist einfach eine Zusammenfassung des Hauptberichts.
Bei der "Summary" geht es um jeden einzelnen Satz
Die kürzere, 30-seitige, bekannt als Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (Summary for Policymakers, SPM) zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich – aber unterliegt politischem Einfluss. Die enorme Kürze der SPM bedeutet, dass es auf jeden einzelnen Satz ankommt. Bei der Ausarbeitung verteidigten wir Autoren unsere Lieblingssätze. Bis die Zusammenfassung geschrieben wurde, hatte sich ein festes Bündnis gebildet zwischen den Ökonomen und mir, dem letzten beteiligten Philosophen. Uns war gemein, dass wir Forschungsdisziplinen angehören, die sich mit Werten befassen.
John Broome
ist Ethik-Professor an der Universität Oxford und Autor eines Standardwerks über moralische Fragen des Klimawandels. Vor drei Jahren berief ihn der IPCC in das Autorenteam für den Fünften Sachstandsbericht. Er ist Hauptgutachter in der Arbeitsgruppe 3. Der Text erschien zuerst in gekürzter Fassung bei London Review of Book unter dem Titel "At the IPCC".
Einige IPCC-Kollegen scheinen anzunehmen, dass Werte nicht Gegenstand wissenschaftlicher Analyse sein können und politischen Prozessen überlassen werden sollten. Dabei befassen sich Wirtschaftswissenschaft und Moralphilosophie ausführlich mit Werten: Moralphilosophen auf der Ebene grundlegender ethischer Prinzipien und Ökonomen auf der Ebene der Anwendung auf komplexe Situationen. Ich war sehr erfreut, starke Unterstützung für eine ethische Analyse vom Weltklimarat zu erhalten. Dies ist einer der Hauptpunkte, in denen der Fünfte Sachstandsbericht über frühere Berichte hinausgeht. Mehrere Sätze über Ethik überlebten die aufeinanderfolgenden Stufen der Überarbeitung und schafften es bis in den SPM-Entwurf, der den Regierungen der IPCC-Mitgliedsstaaten schließlich in Berlin in der Genehmigungssitzung vorgestellt wurde.
Die ganze Idee dieser Genehmigungssitzung ist außergewöhnlich. Jeder einzelne Satz der SPM muss von den Regierungsvertretern entweder genehmigt oder abgelehnt werden. In dem riesigen Plenarsaal wird der Entwurf Satz für Satz auf eine Leinwand projiziert. Kommt ein Satz an die Reihe, fragt der Vorsitzende die Delegierten nach Kommentaren und Änderungsvorschlägen. Die Regierungsvertreter schlagen Änderungen vor, und die Autoren prüfen dann, ob deren Formulierung mit dem zugrunde liegenden ausführlichen Bericht übereinstimmen. In der Regel wird ein Satz nur genehmigt, wenn er durch den Hauptbericht gestützt ist. Und auch das nur, wenn es unter den Delegierten einen Konsens darüber gibt. Ist das Feilschen um einen Satz beendet und ein Konsens erzielt, lässt der Vorsitzende den Hammer fallen. Der genehmigte Satz wird auf der Leinwand grün markiert – und die Diskussion des nächsten Satzes beginnt. Nur sehr langsam breiten sich die grünen Markierungen in dem Bericht aus. Fünf Tage – Montag bis Freitag – sind für die Genehmigung der kompletten 30 Seiten auf diese Weise vorgesehen.
Der Text wurde an vielen Stellen fast substanzlos
Im Ergebnis wird der Text von mehreren hundert Menschen bearbeitet. Nach Berlin hatten 107 Staaten Delegationen unterschiedlicher Größe entsandt. Aus Saudi-Arabien zum Beispiel, heißt es, seien zehn oder mehr Vertreter vor Ort gewesen. Die Delegierten kommen mit politischen Interessen, die sich häufig diametral gegenüberstehen. Darüber hinaus stecken ihre Regierungen bereits mitten in den Verhandlungen zur Vorbereitung des großen Weltklimagipfels, der im kommenden Jahr in Paris stattfindet. Der Wortlaut der SPM ist für die Regierungsvertreter von zentraler Bedeutung, da er in Paris zitiert werden könnte. In unseren IPCC-Treffen behandelten die Regierungen die SPM, als sei sie weniger ein wissenschaftlicher Report als ein Gesetzestext. Einerseits war es ja schmeichelhaft, dass so viele Regierungen unserer Arbeit so große Aufmerksamkeit schenkten. Andererseits waren die Folgen ihrer Aufmerksamkeit häufig äußerst ärgerlich. Um Konsens herzustellen, wurde der Text an vielen Stellen ungenauer und sein Inhalt so weit abgeschwächt, dass bisweilen kaum Substanz blieb.
Einmal drückte ein Delegierter aus Südsudan seine Anerkennung für die harte Arbeit der Autoren aus. Er sagte, dass der Report eine sorgfältige und genaue Erfassung des Wissens zum Klimawandel sei. Die Delegierten sollten sehr behutsam mit Veränderungen sein. Es war erfreulich, dass sich die junge Nation Südsudan mit allen ihren Schwierigkeiten die Mühe gemacht hatte, einen Delegierten zu schicken. Ich wünschte, man hätte auf ihn gehört.
In Wahrheit hielten sich die Regierungsvertreter kaum mit Änderungsvorschlägen zurück und hatten ganz offenbar wenig Interesse, überhaupt fertig zu werden. Sie schienen glücklich darüber zu sein, die Zeit des Plenums zu verschwenden. Eine Delegation änderte, nachdem sie eine minutenlange Diskussion provoziert hatte, die Formulierung "erreicht den Höchststand in der ersten Hälfte des Jahrhunderts" in "erreicht den Höchststand vor 2050". Da war es fast Donnerstag Mitternacht, der vierte von fünf Tagen – und drei Viertel des Textes mussten noch abgestimmt werden.
Von 8 bis 24 Uhr: Dreieinhalb Tage für eine Seite Text
Der Abschnitt der SPM, an dem ich beteiligt war, kam schon früh im Sitzungsverlauf an die Reihe. Es war schnell offensichtlich, dass er nicht in der Vollversammlung, in der alle Delegierten saßen, vereinbart werden würde. So wurden die Autoren des betreffenden Abschnitts als sogenannte "Kontaktgruppe" in einen kleineren Raum geschickt, um die Details mit mehreren Ländern zu verhandeln. Wir arbeiteten dreieinhalb Tage an einer Seite Text. Die Treffen dauerten jeden Tag von 8 Uhr morgens bis Mitternacht, es gab kaum Pausen zum Essen. Aus einer Seite wurden drei. Die Regierungsvertreter machten Anmerkungen. Wir Autoren zogen uns zurück, um den Text auf Basis der Kommentare umzuschreiben. Die Delegierten machten weitere Anmerkungen. Wir schrieben wieder um. Und so weiter. Mehrere Delegierte schickten ihren Regierungen Fotos vom gerade verhandelten Text auf der Leinwand und nahmen per Telefon Anweisungen entgegen.
Während einer kurzen Pause am Mittwochabend bildete sich in einer Ecke des Raumes ein Pulk von Delegierten. Sie versuchten, den Text unter sich auszumachen. Wir Wissenschaftler, die als Autoren der finalen Version genannt wurden, waren nur Zuschauer. Die USA riefen einen höherrangigen Delegierten hinzu. Die Kernfrage war, ob wir ein "Recht auf Entwicklung" erwähnen sollten, wie es die Entwicklungsländer forderten. Schließlich wurden uns einige Sätze präsentiert, von denen es hieß, dass die Industrieländer sie ablehnen würden – außerdem ein paar alternative Sätze, über die gesagt wurde, die Entwicklungsländer würden sie ablehnen. Als der hohe US-Beamte den Raum wieder verließ, riet uns ein Delegierter unter vier Augen, nicht allzu weit von seiner Version des Textes abzuweichen, weil seine Delegation kurz davor sei, den gesamten Abschnitt zu streichen.
Die Drohungen der Staaten schreckten uns nicht
Das war der Moment, in dem ich die Veranstaltung zu genießen begann. Denn die Drohung schreckte uns nicht. Wir wiesen auf eine Kleinigkeit hin: Würde unser Absatz gestrichen, wären wir nicht mehr Autoren der SPM. Wir wären dann nicht mehr an die Regeln des IPCC gebunden und könnten über alles völlig frei mit der Presse reden. Außerdem wären dann alle Ethik-Passagen aus der SPM gelöscht, was peinlich ausgesehen hätte, weil der IPCC vorher ein großes Tamtam darum gemacht hatte, erstmals ethische Aspekte in seinem Bericht zu berücksichtigen. Das schien die Delegierten irgendwie zu beruhigen.
Diese Blockade vom Mittwochabend wurde am Donnerstag in Verhandlungen hinter den Kulissen aufgelöst. Am Donnerstagabend akzeptierte die Kontaktgruppe eine Version des ganzen Abschnitts. Wir brachten den Text zurück ins Plenum. Als die Passage schließlich um 1.20 Uhr am frühen Freitagmorgen aufgerufen wurde, ging sie in ein paar Minuten ohne Widerstand durch. Beifall erfüllte den Raum. Es war das erste Stück Text überhaupt, das ohne Diskussion im Plenum gebilligt wurde. Einige kurze Absätze über Ethik überlebten den ganzen Weg bis zur endgültigen, beschlossenen Version der SPM. Sie wurden übel zugerichtet und ihr Inhalt verringert, aber sie sind nicht komplett inhaltsleer. Wir hatten Glück. Einige Abschnitte wurden in Stücke gerissen, weil die unterschiedlichen Ansichten der Delegationen unvereinbar waren.
Das größte Drama entfaltete sich in der letzten Nacht, als es um die Streichung einiger Grafiken ging. Der Entwurf der SPM, der den Delegierten vorgestellt wurde, enthielt Zahlen, die die Treibhausgasemissionen von Staaten nach "Einkommensgruppen" klassifizierte. Die Zahlen zeigten, dass in den vergangenen zehn Jahren die Emissionen bei Ländern mit Nationaleinkommen im oberen mittleren Bereich stark gestiegen waren. Es ist offensichtlich, dass dies eine für politische Entscheidungsträger wichtige Information darstellt. Denn sie hilft zu erklären, warum trotz aller Sorge um den Klimawandel die Emissionen in letzter Zeit immer schneller zugenommen haben. Dennoch bestand eine Länderkoalition unter Führung von Saudi-Arabien darauf, alle Grafiken zu streichen, in denen Länder nach den erwähnten Einkommensgruppen eingeteilt wurden. Andere Länder widersprachen heftig, konnten aber nichts ausrichten, weil für die gesamte SPM ein Konsens erforderlich ist.
Die Wissenschaftler machten einen Vorschlag: Man könnte in der SPM einfach auf die entsprechenden Stellen der Langfassung des IPCC-Reports und der Technischen Zusammenfassung verweisen, von wo die umstrittenen Grafiken ja stammten. Saudi-Arabien protestierte und wollte tatsächlich alle Verweise auf alle Teile des Hauptberichts streichen, die überhaupt "Einkommensgruppen" erwähnten. Die Niederlande schlugen daraufhin vor, an die Stelle der gelöschten Schaubilder eine Fußnote dieser Art einzufügen: "Die Niederlande beanstanden die Streichung von Verweisen auf die folgenden Abbildungen ...", gefolgt von einer Liste der gelöschten Abbildungen. (Fußnoten, die Einwände von einzelnen Ländern vermerken, sind laut IPCC-Statuten zulässig.) Ich hielt das für eine entzückende Idee, und sie hob tatsächlich die Stimmung, führte aber zu nichts. Die Frage, was mit den Verweisen zu den Langtexten des Berichts zu tun sei, blieb ungeklärt. Viele Länder widersetzen sich der Löschung, viele unterstützten sie.
Die Uhr zeigte 4.15 Uhr in der Früh. Eine Pause wurde ausgerufen. Delegierte sammelten sich zu einem Haufen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Ich schaute mir das Ganze vom Rande aus an. Es dominierten lächelnde Gesichter, nur einmal bemerkte ich eine entschieden undiplomatische Entgleisung, kurz bevor Brasilien dem Plenum einen neuen Vorschlag präsentierte. Man möge jedes Kapitel des Hauptberichts, in dem Länder nach Einkommensgruppen klassifiziert werden, um eine Anmerkung ergänzen. Diese solle aussagen, dass Einkommensgruppen aus der wissenschaftlichen Perspektive relevant seien, aber nicht unbedingt relevant für politische Entscheidungsträger. Dieser Vorschlag hatte aber den Haken, dass es der ausdrückliche Daseinszweck des IPCC ist, politik-relevante Informationen zu erarbeiten. Der IPCC konnte keinem Vorschlag zustimmen, der feststellte, dass er seinem Auftrag nicht gerecht wird. Im übrigen verbieten es die Regeln des IPCC, dass die Regierungen Einfluss auf die Langtexte der Sachstandsberichte nehmen.
Die Kompromissideen waren erschöpft. Am Ende setzte sich Saudi-Arabien bei den Fußnoten vollständig durch. Alle Verweise in der SPM zu Kapiteln des Hauptberichts, die Einkommensgruppen erwähnen, wurden gestrichen.
Hauptbericht blieb vom destruktiven Prozess unberührt
Samstagmorgen, 7.30 Uhr, hatte sich die grüne Farbe über den gesamten verbliebenen Text ausgebreitet, und das Treffen endete. Diese letzte Sitzung hatte um 9 Uhr am Freitag begonnen und war nur zweimal für Essenspausen von insgesamt eineinhalb Stunden unterbrochen worden.
Den Hauptbericht und die Technische Zusammenfassung berührte der destruktive Prozess dieser Genehmigungssitzung nicht. Sie machen weiterhin alle Informationen öffentlich zugänglich, die aus der SPM getilgt wurden. Wegen ihres Entstehungsprozesses muss die Summary for Policymakers als teilweise politisches Dokument angesehen werden. Zwar enthält sie nichts, was nicht von den Wissenschaftlern abgesegnet wurde – doch es wurde vereitelt, dass sie ein vollständiges Bild davon gibt, wie die Forschung den Klimawandel einschätzt. Die gelöschten Informationen wären nötig, um eine gute Klimapolitik zu machen.
Hätten wir die Zensur verhindern können?
Hätten wir Autoren die Zensur verhindern können? Möglicherweise. Der IPCC ist auf unsere lange, harte, ehrenamtlich erbrachte Arbeit angewiesen, und er zieht einen Teil seiner Autorität aus der Nutzung unserer Namen als Autoren. Hätten wir Wissenschaftler gemeinsam gedroht, unsere Namen zurückzuziehen, hätten wir womöglich etwas bewirken können. Aber um 4.30 Uhr in der Früh, mit Autoren, die im Konferenzraum verstreut waren und zum Teil auch nicht mehr ganz wach, war eine Widerstandsfront nicht zu organisieren.
Ich beendete das Verfahren mit Wut auf die Zensur, Zufriedenheit ob der Erwähnungen von Ethik im IPCC-Bericht und Erstaunen über die Abläufe. Ich möchte die Erfahrungen um keinen Preis der Welt missen.
Übersetzung: Sandra Kirchner und Toralf Staud