Einfach macht der Klimawandel es einem wirklich nicht. Selbst extremste Wetter lassen sich nie genau auf ihn als alleinige Ursache zurückführen. Die Erderwärmung verstärkt Niederschläge und Trockenzeiten in der Tendenz. Starkregen wird häufiger und intensiver – nur, wann genau wie viel herunterkommt, da spielen der Wettergott und andere Faktoren mit.
Darauf bauen professionelle Klimaskeptiker bekanntermaßen. Geregnet habe es immer schon, Hochwasser habe es immer gegeben und vollgelaufene Keller und später auch Garagen sowieso, lauten beliebte Social-Media-Erzählungen angesichts jüngster Überschwemmungen.
Aber diese Erzählungen bekommen Risse. Zuletzt kam es dicker und schlimmer vom Himmel herab als jemals prognostiziert. Es gab nicht nur einfach starken Regen, nein, das halbe Saarland stand unter Wasser.
Keller werden nicht mehr nur alle Jahrzehnte mal überflutet, sondern in unschöner Regelmäßigkeit. Die Politik in Bund und Ländern denkt jetzt sogar über eine verpflichtende Versicherung für Elementarschäden nach. Vor Jahren noch undenkbar.
"Wie man munkelt ..."
Der reale Leidensdruck ist offenbar so groß, dass auch Klimaskeptiker ihre Story anpassen müssen. Auf einmal entdecken sie jede Menge politischer Versäumnisse, wenn Landstriche unter Wasser stehen.
"Wie man munkelt", habe das eigentlich nichts mit dem Klimawandel zu tun, sondern unter anderem mit versiegelten Böden und maroder Kanalisation, wird entsprechend auf X, früher Twitter, gepostet. Um im gleichen Tweet weiterzumunkeln: Das eigene "Spezialgebiet" sei das nicht, "obschon es für mich plausibel klingt".
Eine andere Userin, die zum Bild eines schneebedeckten Autos auch schon mal den sinnfreien Satz beisteuert, hoffentlich habe "der Klimawandel den Schnee aufgewärmt", tweetet es in ihrer Antwort gerade heraus: Man habe Flüsse begradigt, die Flussauen zu teuren Baugebieten gemacht, Flächen versiegelt und die Kanalisation vernachlässigt. "Und heute wundern sich alle, warum es immer wieder zu Hochwasser kommt."
Ärgerlich sei nur, wird von dritter Seite zustimmend kommentiert, dass sich so komplexe Zusammenhänge scheinbar nur wenigen erschlössen. "Politik, Medien und Klimastoffel sind damit hoffnungslos überfordert."
Anpassung braucht Klimaschutz
Die "Klimastoffel" wundern sich allerdings gar nicht. Sie erinnern sich an die allererste deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel anno 2008.
Unter anderem empfiehlt die Strategie zur Abmilderung von Extremereignissen – sowohl von Hochwasser als auch von Trockenheit – Maßnahmen zur Verbesserung der Hydromorphologie wie das Anbinden von Altarmen, aber auch Deichrückverlegungen.
Ebenso gehe es um die Erhöhung des Wasserrückhalts in der Fläche. Das fördere die Grundwasserneubildung und verringere den Oberflächenabfluss bei Hochwasser, betont das regierungsoffizielle Anpassungskonzept.
So etwas kennen Stoffel nicht, die den Klimawandel immer noch zu einem Fake erklären wollen. Nur sehen sie sich durch die sehr nasse oder wahlweise auch trockene Realität offenbar gezwungen, ihre Schwurbeleien anzupassen und alte Kamellen als "plausible" Erklärungen zu verkaufen. Schimpfen auf die aktuelle Politik macht sich immer gut, wenn der Nachbar wieder mal den Keller leerpumpen muss.
Allein schon das Wort Klimaanpassung ist für solche Klimaskeptiker natürlich tabu. Da müsste man auch anerkennen, dass es Grenzen der Anpassung gibt. Wenn 100 Liter Regen an einem Tag auf den Quadratmeter prasseln, wird auch der bestangepasste Ort überschwemmt. Ohne Klimaschutz funktioniert Anpassung am Ende doch nicht.
All das ist eigentlich leicht zu verstehen. Aber offenbar übersteigen selbst einfache Gedankengänge den Horizont von Klimafake-Stoffeln. Zu mehr als ein bisschen Anpassung reicht es nicht.