Graffito: Mädchen schreit bunte Schmetterlinge
Kinder und Jugendliche fordern Klimaschutz ein. (Foto: Jeanne Menjoulet/​Flickr)

Seit Wochen schallt es freitags auf jedem unserer Streiks für das Klima: "A day to remember? 20. September!" Und nochmal lauter und jetzt richtig laut: "20. September!"

Heute ist es so weit. Der hoffentlich größte Streik von "Fridays for Future". Global, an tausenden Orten in weit mehr als 100 Ländern auf einmal. Das Besondere ist, dass wir neben Schülern und Studierenden auch ausdrücklich die Erwachsenen zum Streiken aufrufen.

Ich bin selbst sehr aufgeregt. Unser erster Streik in München kommt mir ewig her vor, obwohl das erst im letzten Dezember war. Seit einem Dreivierteljahr gibt es uns – wir haben klein angefangen, sind enorm schnell gewachsen und haben uns gewandelt. Wenn ich mir heute die Fotos anschaue, entdecke ich lauter damals fremde Menschen, die ich heute kenne und mit denen ich eng zusammenarbeite.

Ab Januar ging es richtig los, mit größeren und regelmäßigen Streiks. Wir zogen Woche für Woche bibbernd durch die Straßen und zerbrachen uns den Kopf darüber, wie irgendjemand auf die Idee kommen könnte, wir wollten bloß die Schule schwänzen. "Hey, hey, wer nicht hüpft, der ist für Kohle!" war ein guter Spruch zum Warmhalten.

Die Organisationsstruktur entwickelte sich über das Frühjahr. Wir stellten politische Forderungen auf. Derweil kamen immer neue Ortsgruppen hinzu.

Und unsere Demos wurden größer: Der erste globale Streik im März mit unglaublichen Bildern. Überwältigend. Der zweite Großstreik im Mai, ganz anders, schon viel routinierter. Dann unsere Demo mit Zehntausenden aus ganz Deutschland in Aachen. Gerade erst unser Sommerkongress in Dortmund. Und seit der Termin 20. September steht, läuft alles darauf hin.

"Fridays for Future" bleibt

Es scheint fast wie ein Höhepunkt, der dritte Großstreik mit anschließender Aktionswoche. Manche munkeln, dass es "Fridays for Future" danach nicht mehr lange geben wird, weil unserer ach so politikverdrossenen Generation die Lust vergeht. Darauf deutet nichts hin.

Covering Climate Now

Klimareporter° beteiligt sich wie rund 250 andere Zeitungen und (Online-) Magazine weltweit an der Initiative "Covering Climate Now". Die teilnehmenden Medien verpflichten sich, vor allem in der Woche vor dem New Yorker UN-Klimagipfel am 23. September über die Klimakrise zu berichten. Wir freuen uns über die Bewegung in der Medienlandschaft. Klimaschutz braucht guten und kritischen Journalismus.

Es geht schließlich darum, ob wir überhaupt eine Zukunft haben oder nicht. Die Klimakrise und unsere Bewegung haben uns politisiert. Dass alle Jugendlichen – und übrigens auch sonstige Klimaaktivisten jeden Alters – bald wieder ruhig in die Schule und zur Arbeit gehen und der Politik den Rest überlassen werden, ist Blödsinn.

Egal in welcher Form, ob mit Schulstreiks, Straßen- und Baggerblockaden oder mit ganz neuen Protestformen: Wir bleiben da. Mit "Fridays for Future" ist etwas Einzigartiges entstanden und die Vernetzung deutschland- und sogar weltweit ist großartig.

Trotzdem stellt sich natürlich die Frage, was wir erreicht haben. Die Klimakrise ist noch genauso dramatisch wie vor "Fridays for Future". Die notwendigen radikalen Maßnahmen werden bisher nicht ergriffen. Es gab ein paar neue Versprechen. Selbst wenn die erfüllt werden, reicht das nicht.

Aber wir haben das Thema publik gemacht und einen Wandel angestoßen. Deshalb ist es jetzt wichtig dranzubleiben.

Jetzt sind die Erwachsenen dran

Die Frage ist: Sind die Erwachsenen ab jetzt dabei? Während wir etwas auf die Beine gestellt haben, hat die Erwachsenenwelt über Klimaschutz gefachsimpelt und uns als Bewegung genauestens untersucht. Jetzt muss die Masse uns unterstützen, damit es weitergehen kann.

Deshalb läuft alles unter dem Slogan #allefürsklima, international heißt es #unitedforclimate. Damit das auch möglich ist, versuchen wir, möglichst inklusiv zu sein. In München zum Beispiel haben wir ein Podium für körperlich eingeschränkte Menschen eingerichtet und einen ruhigeren Bereich für alle, denen der Trubel sonst zu viel wird. Außerdem wird eine Gehörlosendolmetscherin vor Ort sein. Es ist uns wichtig, dass jede*r teilnehmen kann.

Elena Balthesen spricht in ein Mikro.
Foto: privat

Elena Balthesen

ist 17 Jahre alt und geht in die 11. Klasse einer Waldorf­schule in München. In ihrer Kolumne "Balthesens Aufbruch" macht sie sich auf die Suche nach Wegen für ihre Generation, aus der Klimakrise heraus­zu­kommen. Sie ist bei "Fridays for Future" in München aktiv.

Heute muss wirklich ein "day to remember" werden. Die kommende Woche wird entscheidend für die Klimapolitik der nächsten Jahre. In New York treffen sich die Chefs zahlreicher Staaten zu Gipfeln über Nachhaltigkeit und Klimaziele. Deutschland wird dort das Ergebnis der Klimakabinettssitzung vorstellen, das heute noch im Laufe des Tages verkündet werden soll.

Mich selbst hat "Fridays for Future" sehr geprägt und verändert. Ich bin mir sicher, so geht es vielen jungen Menschen. Ich habe eine Perspektive bekommen und Hoffnung. Liebe Erwachsene: Zeigt uns, dass es einen Grund dafür gibt. Kommt mit uns auf die Straße und macht den heutigen Tag zu dem Tag, an dem wirklich alle genug hatten von der Zerstörung unseres Heimatplaneten!

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