Die indigenen Baka leben im und vom Kongo-Wald, ohne ihn zu schädigen. (Bild: Survival International)

Der Klimawandel ist ein globales Problem, das wir ohne Zusammenarbeit auf internationaler Ebene nicht lösen werden. Mit 20 Millionen Euro will die Bundesregierung jetzt das zentralafrikanische Kamerun beim Schutz des Kongo-Regenwaldes unterstützen.

Das Geld kommt aus dem Bundesentwicklungsministerium. Gefördert werden soll laut dem Ministerium unter anderem die "Verbreitung von Pflanzensorten, die besser mit Dürren oder Starkregen zurechtkommen, oder Mischkulturen, die Schädlingen trotzen und Erosion standhalten".

In den Dörfern rund um den Kamerunberg sollen so neue Wertschöpfungsketten entstehen. In Baumschulen sollen zudem widerstandsfähigere Kakaosorten gezogen werden. Das Ziel: weniger Abholzung für neue Felder, eine nachhaltigere Landwirtschaft und der Schutz des Urwaldes.

Um die hehren Ziele zu erreichen, steht die Einbindung der lokalen Bevölkerung außer Frage. Es gibt aber ein Problem: Die lokale Bevölkerung spricht und versteht nur lokale Sprachen.

Französisch und Englisch sind Sprachen, die durch die Kolonialisierung verbreitet wurden und in Kamerun als Amtssprachen anerkannt sind. Die Sprachpolitik des Landes räumt diesen beiden Sprachen einen hohen Stellenwert ein, während die lokalen Sprachen vernachlässigt werden.

Dorfbewohner:innen sprechen und verstehen Englisch oder Französisch meist schlecht oder gar nicht. Für eine gute Zusammenarbeit müssen aber die lokale Bevölkerung und die kamerunischen Regierungsstellen in ständigem Kontakt stehen und in der Lage sein, zu kommunizieren.

Es wäre also sinnvoll, zunächst Umweltbildungsprogramme und -kampagnen in lokalen Sprachen in den Dörfern durchzuführen. Fachbegriffe und Zusammenhänge wie Klimawandel oder Treibhauseffekt müssen in einer Sprache erläutert werden, die den lokalen Kulturen, der Kenntnis der Umgebung und dem lokalen Wissen entsprechen.

In den lokalen Sprachen können Informationen zum Klimawandel effektiver vermittelt und die Dorfbewohner:innen ermutigt werden, nachhaltige Verhaltensweisen zu verstehen und anzunehmen.

Wissenstransfer in beide Richtungen

Umgekehrt könnte von der lokalen Bevölkerung auch viel Wissen über den Schutz des Waldes erworben werden. Als erste Bewohner des Kongo-Waldes haben Jäger und Sammler wie die Baka-"Pygmäen" nicht nur ein umfassendes Wissen über den Wald aufgebaut, sondern auch komplexe Praktiken entwickelt, um ihn zu schützen.

Porträtaufnahme von Marc Ntouda.
Bild: privat

Marc Ntouda

ist promovierter Sprach­wissen­schaftler und Lehrer in Hamburg. Der gebürtige Kameruner ist Gründer des Vereins Helping Tessy, der sich für soziale Projekte und gesellschaftlichen Wandel einsetzt.

So kennen die Baka verschiedene Techniken, um wilde Yamswurzeln wieder anzupflanzen, damit sie nachwachsen können. So fördern sie die Entwicklung von Yams-Parzellen, die die bevorzugte Nahrung von Elefanten und Wildschweinen sind. Wenn sie kleine Lichtungen für ihre provisorischen Lager zum Jagen und Sammeln freimachen, tragen sie dazu bei, ein Mosaik von Pflanzenarten zu erhalten.

Die Baka gehören zu den egalitärsten Gesellschaften der Welt. Unter ihnen es ist allgemein anerkannt, dass der Missbrauch der Waldressourcen oder das Nicht-Teilen mit Familie und Freunden dem Erfolg künftiger Jagd- und Sammelexpeditionen abträglich ist. Solche Tabus helfen, eine exzessive Jagd zu verhindern.

Einige Baka legen auch kleine Laubhaufen entlang der Pfade an, die zu den Waldgebieten führen, in denen die Jagd erfolglos war. Dies ist ein Zeichen, um andere Menschen zu warnen, diese Gebiete zu meiden, damit sich die Tierwelt wieder erholen kann.

Solche ungeschriebenen Regeln zum Schutz der Natur fördern einerseits Fairness und Teilen und zeigen andererseits, wie gut die Baka mit ihrer Umwelt umgehen können. Ein Austausch mit ihnen wäre äußerst vorteilhaft zur Bekämpfung des Klimawandels und Rettung des Kongobeckens.

"Gott hat uns für den Wald geschaffen", vertraute ein Baka der Nichtregierungsorganisation Survival International an. "Die Leute, die sagen, sie würden den Wald beschützen, kennen ihn nicht so wie wir." Möglicherweise könne der Wald ohne die Baka nicht überleben. Wissenschaftliche Studien bestätigen das.

 

Das Kongobecken ist eines der größten zusammenhängenden Regenwaldgebiete, die es auf der Erde noch gibt. Der Kongo-Wald ist der zweitgrößte Regenwald nach dem Amazonasgebiet und der zweitgrößte CO2-Speicher der Erde. Er bindet nicht nur riesige Mengen Treibhausgas, sondern verfügt auch über eine einzigartige Artenvielfalt.

Doch der Wald ist massiv bedroht. Es findet unkontrollierte Abholzung zur Energiegewinnung statt, neue Äcker und Plantagen werden angelegt. Immer häufiger zerstören Extremwetter die Ernten.

Diese Situation hat dazu geführt, dass vor allem junge Menschen die Landwirtschaft aufgeben. Sie suchen oft nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten im Wald, was den Druck auf diese Ressource weiter erhöht.