Rostrot verputztes Gebäude mit einfachen Fenstern und einem eher schmucklosen, aus Metall gestalteten Eingangsbereich mit Glastür.
Kein normales Finanzinstitut: Eingang zum Hauptsitz der GLS-Bank in Bochum. (Bild: Markus Lutter/​Wikimedia Commons)

Die Götterdämmerung der Grünen hinterlässt auch im Bankgeschäft ihre Spuren. Aysel Osmanoglu sieht ihre sozial-ökologischen Werte aktuell unter Druck stehen. "Umso wichtiger ist es jetzt, dass die GLS Bank ihren Kurs hält", sagte die Vorstandssprecherin während der Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Bochum.

Auch im 50. Jahr ihres Bestehens legt das Kreditinstitut Rekordzahlen vor. Die Bilanzsumme stieg 2023 um 1,6 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Der Zuwachs ist schon deshalb bemerkenswert, weil mit der GLS eine mittelgroße Genossenschaftsbank in Deutschland zulegte, während die knapp 700 Volks- und Raiffeisenbanken insgesamt stagnierten.

Dies ermöglichte der GLS Bank letztes Jahr die Vergabe von Krediten in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro. Das hat seinen Preis. Ein Girokonto kostet im Regelfall 3,80 Euro im Monat. "Für gesellschaftliches Wirken" wird ein zusätzlicher Beitrag von fünf Euro im Monat erhoben.

An der Genossenschaftsbank können Kunden auch Anteile erwerben, ab 500 Euro. In Aussicht stehen dafür eine Dividende und die Teilnahme an der jährlichen Generalversammlung.

Die GLS Bank war im März 1974 als "Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken" von Anthroposophen gegründet worden. Zunächst wurden wohl vor allem Demeter-Höfe und Waldorf-Schulen finanziert. Später hat sich das Spektrum stark erweitert, auch innerhalb der Belegschaft, wird versichert.

Mehr Gemeinsamkeit gegen gesellschaftliche Bruchstellen

Im Jahr 2003 übernahm die GLS die finanziell in Schwierigkeiten geratene linke Ökobank, bei der damals auch Osmanoglu tätig war. Die Ökobank war in den achtziger Jahren aus der Umwelt- und Friedensbewegung hervorgegangen.

Später kam noch eine Beteiligung an der eher konventionellen Umweltbank in Nürnberg hinzu. Heute ist die GLS Bank nicht nur die älteste, sondern auch die größte nachhaltige Bank in der Bundesrepublik.

Da scheint ein wenig Pathos angebracht zu sein. "Sinn vor Gewinn", lautet das schöne Motto des Vorstandes. Die Bruchstellen der Gesellschaft, wie sie sich in Bauernprotesten oder Demonstrationen gegen Rechts zeigten, sollen mit "mehr Gemeinsamkeit" geheilt werden.

Ohnehin bilden Beschäftigte, Kundschaft und Mitglieder "eine starke Gemeinschaft", wird anlässlich der Jahresbilanz mehrfach wiederholt. Osmanoglus Fazit: "Wir sind mehr als eine Bank."

Was allerdings auch politische Probleme bereiten kann. Gelegentlich verbreiten sogenannte soziale Medien Hinweise auf GLS-Kunden, die als undemokratisch, AfD-nah oder Corona-Leugner gelten. Ob diese sich von der Bodenständigkeit der Bank, der anthroposophischen Vergangenheit oder vom nachhaltigen Image der GLS angezogen fühlen, sei dahingestellt.

Bank will keine Antidemokraten als Kunden

Die GLS verweist in solchen Fällen – zu Recht – auf das Bankgeheimnis. Die Bank nutze aber alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, so ein Sprecher auf Nachfrage, um sich von unliebsamen Kontoinhabern zu trennen: "Antidemokratische Kräfte wollen wir in keinem Fall als Kunden."

Gleich mehrfach "stolz" ist Vorstandskollege Dirk Kannacher dann unter anderem auf das gewachsene Kreditvolumen. Davon flossen im vergangenen Jahr allerdings zwei Drittel in erneuerbare Energien und Immobilien. Auch wenn sich unter den finanzierten Projekten einige Perlen befinden dürften, ist offenbar doch viel Mainstream im Portefeuille, den auch andere private Banken finanzieren würden.

Eine Kritik, mit der sich Alternativbanken seit ihren Anfängen herumschlagen. Auch GLS-Projekte müssen sich schließlich im Regelfall rechnen. Solche Projekte finanziert aber auch die Sparkasse an der Ecke meistens gerne. Zumal alle Kreditinstitute angesichts von Baukrise und schwächelnder Konjunktur Probleme haben, ihre Darlehen an den Mann oder die Frau zu bringen.

Großbanker empfehlen alternativ ausgerichteten Verbrauchern sogar, lieber ihr Geld renditeträchtig anzulegen und den Profit für gute Zwecke zu spenden. Allerdings rechnen sich die Investmentfonds der GLS auch: Kannacher beziffert die Rendite auf vier bis acht Prozent jährlich.

 

Die als Genossenschaft organisierte GLS Bank unterhält neben ihrem Stammsitz in Bochum sechs Filialen in deutschen Großstädten von Hamburg bis Freiburg. Immerhin können die mehr als 360.000 Kundinnen und Kunden an rund 15.000 Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken und der Sparda-Bank kostenlos Geld abheben.

Im Vergleich nachhaltiger und ethischer Banken, etwa auf dem Portal "Geld bewegt" der Verbraucherzentralen oder im "Fair Finance Guide" der Nichtregierungsorganisation Facing Finance, landet die GLS Bank regelmäßig ganz vorn.

Ihre 50-jährige Geschichte feiert die GLS Bank Anfang Juni mit einer Nachhaltigkeitsmesse in der Jahrhunderthalle in Bochum.

Redaktioneller Hinweis: Aysel Osmanoglu ist Herausgeberratsmitglied von Klimareporter°.