Die G20-Staaten setzen in ihren Corona-Konjunkturpaketen deutlich stärker auf fossile Energien als auf "grüne" Investitionen. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Energy Policy Tracker.
Für die neue Webseite, die am heutigen Mittwoch startet, haben Forscher:innen von 14 Institutionen – darunter das International Institute for Sustainable Development (IISD) in Kanada, die Columbia University in New York und das Stockholm Environment Institute (SEI) – über 200 Maßnahmen der G20-Staaten zur Corona-Krisenbewältigung analysiert.
Die Ergebnisse sind alles andere als ein Aushängeschild der Zukunftsorientierung für die Finanzminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, die sich am kommenden Wochenende per Videokonferenz treffen.
Laut Analyse haben die G20 bislang rund 151 Milliarden US-Dollar bereitgestellt, um fossile Energieträger zu fördern. In "saubere", das heißt nachhaltige regenerative Energieträger, deren Förderung von vielen Expert:innen empfohlen wird, flossen hingegen lediglich 89 Milliarden Dollar.
Fossile Energien haben damit 70 Prozent mehr Förderung erhalten als saubere Energien. Zudem wurde nur ein Fünftel der Gelder für die Fossilen an Bedingungen geknüpft, etwa das Erreichen von Klimazielen oder das Reduzieren der Luftverschmutzung.
Darüber hinaus ist der größte Teil der Gelder für saubere Energien nicht eindeutig als grüne Investition anzusehen, sondern lediglich potenziell.
Im Falle Deutschlands bedeutet das: Die Analyse von Energy Policy Tracker ergibt 27 Milliarden Dollar für saubere oder potenziell saubere Energien. Dazu wird – als größte grüne Investition – auch die Nationale Wasserstoffstrategie gezählt. Diese umfasst neben grünem Wasserstoff aber auch "blauen" oder "türkisen" Wasserstoff, ist also teilweise fossil.
Dem gegenüber stehen rund 17 Milliarden Dollar für fossile Energieträger. Davon macht die Lufthansa-Rettung den größten Teil aus.
"Der grüne Anteil an den bisherigen deutschen Konjunkturmaßnahmen hätte deutlich größer ausfallen und insgesamt konsequenter umgesetzt werden müssen", sagt Matthias Runkel vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). "Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, muss das Zeitalter der fossilen Investitionen endlich vorbei sein."
Die neue Webseite des Energy Policy Tracker soll künftig wöchentlich aktualisiert werden, um auch die kommenden Ausgaben im Rahmen von Corona-Konjunkturprogrammen der G20 und weiterer Staaten zu erfassen.