Saharastaub ist für die Tage vor Ostern und die Feiertage selbst für Deutschland angekündigt. Der Staub aus dem Süden trübt nicht nur die Atmosphäre, er führt kurzfristig auch zu einer deutlich geringeren Stromerzeugung aus Photovoltaik und lagert sich auch noch auf Solarmodulen ab.

Solche Sahara-Staubausbrüche sind nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) derzeit jährlich 30- bis 40-mal in Deutschland zu verzeichnen – deswegen stellt der DWD ab morgen Vorhersagen über die Präsenz des Saharastaubs zur Verfügung. Damit soll zur professionellen Nutzung eine bessere Planbarkeit in der Stromerzeugung gewährleistet werden.

 

Neben dieser neuen Prognose präsentierte der Wetterdienst bei seiner Jahrespressekonferenz am Dienstag noch einen weiteren neuen Service: die Bodenfeuchtevorhersage. Diese kann für mehr Planungssicherheit sorgen, vor allem bei Extremwetterereignissen, die durch den Klimawandel häufiger gewordenen sind und in den vergangenen Jahren bereits zu beobachten waren. Besonders für die Land- und Forstwirtschaft ist die Bodenfeuchte von großer Wichtigkeit, um sich frühzeitig auf Gefahren wie Trockenheit und Waldbrände vorbereiten zu können.

Die Feuchte-Vorhersage kann aber auch bei der Abschätzung von Überschwemmungen und damit im Katastrophenschutz hilfreich sein, sagt DWD-Klimavorstand Tobias Fuchs am Dienstag. Denn bei Starkregen können mäßig feuchte Böden das Wasser noch aufnehmen, während es auf bereits durchnässten Böden oberflächig abfließt. "Die neuen Bodenfeuchtevorhersagen tragen dazu bei, Deutschland besser auf die Veränderungen durch die Erderwärmung vorzubereiten", ist Fuchs sicher.

Erweiterte DWD-Prognosen als Beitrag zur Klimaanpassung

Das ist dringend nötig, denn der Klimawandel ist auch 2023 in Deutschland weiter vorangeschritten. Auch der DWD betont, dass das vergangene Jahr in Deutschland genauso wie weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Im Schnitt lag die Temperatur in Deutschland um 2,4 Grad über dem internationalen Mittelwert von 1961 bis 1990.

"Wir haben nach wie vor faktisch eine unbegrenzte globale Erderwärmung", erklärt Andreas Becker, der die Abteilung Klimaüberwachung beim DWD leitet. In Deutschland ist dieser Erwärmungstrend weiterhin stärker als im weltweiten Durchschnitt. Global lag das Temperaturplus 2023 bei etwa 1,45 Grad über dem vorindustriellen Niveau.

Das 1,5-Grad-Limit bei der globalen Erwärmung ist somit fast erreicht – und verliert damit für Becker an Bedeutung: "Ab sofort gilt, dass jedes Zehntelgrad vermiedener globaler Erwärmung zählt und sich vor dem Hintergrund der dadurch vermeidbaren Schäden die entsprechenden Investitionen in den Klimaschutz für uns und die kommenden Generationen rentieren." Deswegen müssen Becker zufolge sowohl der Klimaschutz als auch die Anpassung an den Klimawandel beharrlich vorangetrieben und verbessert werden.

Im vergangenen Jahr gab es eine Veränderung beim Extremwetter, stellte der DWD heraus. 2023 war anders als die Vorjahre in Deutschland nicht von Trockenheit, Dürren und Waldbränden geprägt, sondern von überdurchschnittlich hohen Niederschlägen und Überschwemmungen.

Für die Bodenfeuchte und die Grundwasserneubildung sind das laut dem Wetterdienst gute Voraussetzungen. Für das jetzige Frühjahr sieht die Prognose in der Wasserversorgung deswegen erst einmal gut aus. "Die Bodenwasserspeicher sind gut gefüllt", betont Tobias Fuchs. Sollte es im April und Mai, wie in den vergangenen Jahren, wieder zu einer Trockenperiode kommen, könnte das aber im Sommer wieder anders sein und Wassermangel erneut zum Problem werden.

 

Was Urlauber besonders interessiert: Für den kommenden Sommer ist laut DWD die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Temperaturen gegenüber dem Vergleichszeitraum 1991 bis 2020 normal oder hoch ausfallen.

2023 war insgesamt auch ein gutes Jahr für die Erzeugung erneuerbarer Energien. Die Befürchtung, die Windgeschwindigkeiten würden in Deutschland tendenziell abnehmen, wie es der Trend von 2015 bis 2021 vermuten ließ, bestätigten sich in diesem Jahr wie auch schon 2022 nicht. Vor allem in den Wintermonaten Januar, November und Dezember lagen die Windgeschwindigkeiten deutlich über dem vieljährigen Durchschnitt, so der DWD.

Auch für Photovoltaik sah es im vergangenen Jahr gut aus. Strahlungsschwache Monate wie der Januar 2023 konnten in der Energieversorgung durch die hohe Stromerzeugung der Windkraft ausgeglichen werden. In Monaten mit wenig Wind gab es dafür viel Sonnenschein und entsprechend viel Energie aus Photovoltaik. Das stabilisiere die Stromversorgung durch die Erneuerbaren, erklärte Renate Hagedorn, Vizepräsidentin und Leiterin der Wettervorhersage des DWD.

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