Hochwasser überflutete im Juni 2013 die bayerische Stadt Passau. (Foto: Stefan Penninger/​Wikimedia Commons)

Es hörte einfach nicht mehr auf zu regnen: Im Juni 2013 kam es in ganz Mitteleuropa zu Überschwemmungen, ausgelöst durch tagelange Regenfälle.

Grund dafür war laut Wissenschaftlern eine besondere Wetterlage. Normalerweise schwingen die Wellen des Jetstreams, die Ketten von Hoch- und Tiefdruckgebieten transportieren, von West nach Ost in den mittleren Breiten.

Doch manchmal werden sie festgehalten und verlangsamen sich. Das Wetter bleibt sozusagen in einer bestimmten Region hängen, was zu Dauerregen oder zu einer Hitzewelle führen kann. Es ist nachgewiesen, dass das im Juni 2013 in Mitteleuropa, aber auch bei den Waldbränden in Kanada 2016 oder der Hitzewelle in Russland im Jahr 2010 passierte.

Ereignisse wie diese werden in Zukunft immer häufiger werden, wie ein internationales Forscherteam jetzt herausgefunden hat. Für die im Fachmagazin Science Advances veröffentlichte Studie haben die Forscher um den US-amerikanischen Klimawissenschaftler Michael Mann mithilfe von Klimasimulationen berechnet, wie häufig solche Bedingungen in Zukunft auftreten könnten. Außerdem untersuchten die Wissenschaftler, von welchen Faktoren die Häufigkeit abhängt.

"Wir erwarten, dass solche atmosphärischen Bedingungen um etwa 50 Prozent ansteigen, die einen langsamen, sich breit schlängelnden Jetstream und festgefahrene Wetterextreme begünstigen", sagte Michael Mann, der an der Pennsylvania State University forscht. Für dieses Szenario nahmen die Wissenschaftler steigende Treibhausgas-Emissionen – also "Business as usual" – an.

Luftverschmutzung spielt wichtige Rolle

Der Zusammenhang zwischen der Störung atmosphärischer Wellen und Extremwetter war zwar bereits in früheren Studien und für vergangene Ereignisse nachgewiesen worden. Laut den Wissenschaftlern wurde in der Studie aber erstmals berechnet, wie häufig die Bedingungen auftreten, die zum Stillstand der Jetstream-Winde führen. "Bei der Betrachtung einer großen Anzahl verschiedener Computermodelle haben wir interessante Unterschiede festgestellt", sagte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Ko-Autor der Studie.

Verschiedene Klimamodelle hätten teils sehr unterschiedliche Ergebnisse geliefert, im Mittel allerdings eine deutliche Zunahme gezeigt, schreiben die Forscher. Sie haben herausgefunden, dass zwei Faktoren besonders stark darüber entscheiden, wie häufig die Extremwetter-Ereignisse sind: die Erwärmung der Arktis und die Luftverschmutzung in den mittleren Breiten.

Der Grund dafür ist, dass sich die Arktis schneller erwärmt als der Rest des Planeten. Dadurch wird der Temperaturunterschied zwischen dem Nordpol und den Subtropen kleiner. Dieser Unterschied ist es aber, der den Jetstream antreibt. Computersimulationen, die das berücksichtigen, zeigten also einen stärkeren Anstieg der Ereignisse, bei denen die Jetstream-Wellen in ihrer Vorwärtsbewegung stocken.

Noch ein Grund für den Kohleausstieg

Die Luftverschmutzung wiederum blockiert einen Teil der Sonnenstrahlung, zum Beispiel in Regionen mit vielen Kohlekraftwerken in den mittleren Breiten, und führt so zu einer leichten Abkühlung. Auch dadurch wird die Temperaturdifferenz zwischen mittleren Breiten und Nordpol reduziert und der Jetstream geschwächt.

"Unsere Ergebnisse weisen also auch darauf hin, dass eine Verringerung der Luftverschmutzung in den Industrieländern tatsächlich einen Teil der natürlichen Temperaturdifferenz zwischen den mittleren Breiten und der Arktis wiederherstellen könnte", sagte Rahmstorf. Das wiederum könne dazu beitragen, zukünftige Störungen der planetaren Wellen und die damit verbundenen Wetterextreme zu vermindern.

Aus der Kohle auszusteigen sei deshalb doppelt sinnvoll, denn das könne auf zwei Wegen zur Klima-Stabilisierung beitragen: einerseits, weil weniger Treibhausgase emittiert werden, und zum anderen, weil die Luftverschmutzung geringer wird.

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