In vielen Teilen der Welt sinken die Grundwasserstände immer rascher. Zu diesem Ergebnis kommt eine groß angelegte Studie in der Fachzeitschrift Nature.

Die Autor:innen haben Daten von über 170.000 Grundwassermessstellen und 1.700 Grundwassersystemen in mehr als 40 Ländern zusammengetragen und ausgewertet. Ihnen zufolge entspricht das etwa 75 Prozent der weltweiten Entnahmen von Grundwasser.

 

Die Untersuchungen fanden – anders als bei früheren Erhebungen mit Satelliten – vor Ort statt und dauerten teilweise über Jahrzehnte. Sie zeigen ein alarmierendes Bild: In über 30 Prozent der Fälle sanken die Wasserstände vor allem seit dem Jahr 2000 immer schneller ab. Zugleich verweist die Studie aber auch auf positive Entwicklungen.

"Eine der wahrscheinlichsten Hauptursachen für den raschen und beschleunigten Rückgang des Grundwassers ist die übermäßige Entnahme von Grundwasser für die Bewässerungslandwirtschaft", sagt der Leitautor der Studie, der Hydrologe Scott Jasechko von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara.

Intensive Landwirtschaft braucht Grundwasser auf

Vor allem in trockenen Regionen mit wachsender Bevölkerung, wo die Menschen viel Grundwasser für die intensive Landwirtschaft nutzen, komme es oft zu Absenkungen des Wasserstands von über 50 Zentimetern pro Jahr, sagt Nico Goldscheider, Professor für Hydrogeologie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der nicht an der Studie beteiligt war. Für ihn sind das "dramatische Befunde".

Ein Mangel an Grundwasser kann zu diversen Problemen führen: Brunnen trocknen etwa aus, Böden senken sich ab und in Meeresnähe kann das Grundwasser versalzen.

Auch Klimaschwankungen verschärfen den Wassermangel womöglich: In über 80 Prozent der von den Forscher:innen untersuchten Grundwassersysteme mit sinkenden Wasserständen hat es über die Jahrzehnte hinweg immer weniger geregnet. Dadurch können sich die Wasserstände nach einer Dürre nicht mehr so schnell erholen.

In Spanien nehmen Dürren zu, aber der landwirtschaftliche Raubbau geht weiter. (Bild: Maksim Safaniuk/​Shutterstock)

Noch dazu müssen in Regionen, in denen es heißer und trockener wird, die Felder und Wiesen noch stärker als zuvor bewässert werden, wodurch noch mehr Grundwasser verbraucht wird.

Einen besonders starken Rückgang des Wasserstands verzeichnete das Forschungsteam in den Trockengebieten der USA, in den High Planes und in Kalifornien, in Spanien, dem Iran und Australien.

Deutschland leidet zwar nicht unter einem generellen Wassermangel. "Aber in einigen Regionen ist Wasserknappheit zumindest zeitweise ein zunehmendes Problem", sagt Goldscheider. Je nach Region wirke sich der Klimawandel dabei unterschiedlich aus.

Einerseits kommt es durch die steigenden Temperaturen zu mehr Verdunstung und Trockenheit im Sommer, andererseits an vielen Orten zu mehr Jahresniederschlägen. Das führt zu teils sinkenden, teils steigenden Grundwasserständen.

Gesetzliche Regulierung wirkt

Die Studie überbringt aber nicht nur schlechte Nachrichten. So habe sich in 20 Prozent der untersuchten Systeme die Absenkung des Grundwasserpegels seit 2000 verlangsamt. Gezeigt hätten das etwa Messungen am östlichen Saq-Aquifer in Saudi-Arabien. Den Forscher:innen zufolge könnte diese Entwicklung zum Teil an politischen Bemühungen liegen, den Wasserbedarf für die Landwirtschaft zu verringern.

In 16 Prozent der Fälle seien die Grundwasserstände im 21. Jahrhundert sogar angestiegen. Die Wissenschaftler:innen nennen hier als Beispiel das Becken von Bangkok, wo für den Bau von Brunnen Genehmigungen und für das Abpumpen von Grundwasser Gebühren eingeführt wurden.

Im iranischen Abbas-e-Sharqi-Becken wurden die Wasserreserven hingegen mit Speichern aus der Umgebung aufgefüllt. Und in Tucson im US-Bundesstaat Arizona speicherte man unterirdisch Wasser aus dem Fluss Colorado, um die entstandene Lücke zu füllen und sich gegen Dürren zu wappnen.

 

In 13 Prozent der Fälle sind die Grundwasserstände sogar in den gesamten letzten 40 Jahren gestiegen. Laut den Autor:innen könnte das daran liegen, dass sich Wassersysteme, die vor 1980 stark beansprucht wurden, wieder erholt haben.

Was erst einmal positiv klingt, sollte den Wissenschaftler:innen zufolge trotzdem differenziert betrachtet werden. In einigen Fällen könnten steigende Grundwasserpegel auch dazu führen, dass etwa Küstenstädte überflutet werden.

Dennoch zeigen die Beispiele, dass es mit geeigneten Methoden möglich ist, den Rückgang des Grundwassers zu verlangsamen oder sogar ins Gegenteil zu verkehren. Auch in Deutschland wird es Nico Goldscheider zufolge wichtiger, die vorhandenen Grundwasserressourcen nachhaltig zu bewirtschaften und zu schützen.

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