Die Erde aus dem All gesehen
"Die Covid-19-Pandemie ist keine Lösung für den Klimawandel". (Foto: Jürgen Jester/​Pixabay)

Lockdown, weniger Flüge, weniger Reisen: Im Corona-Jahr 2020 wird der Ausstoß von Treibhausgasen laut Schätzungen um vier bis 7,5 Prozent zurückgehen.

Dem Klima hilft das trotzdem wenig. Denn die gesunkenen Emissionen haben keinen spürbaren Effekt auf die Konzentration der Klimagase in der Atmosphäre, stellt nun auch die UN-Wetterorganisation WMO in ihrem diesjährigen Treibhausgas-Bulletin fest. 

"Eine Emissionsreduktion in diesem Umfang wird nicht zu einem Rückgang des atmosphärischen CO2 führen", heißt es in dem heute veröffentlichten Bericht. "Das CO2 wird weiter zunehmen, wenn auch in einem leicht verringerten Tempo."

Die Corona-Auswirkungen sind laut WMO nur eine "kleine Delle" in einer weiter ansteigenden Kurve. Das verringerte Tempo des Anstiegs liegt dabei noch "deutlich innerhalb der natürlichen Variabilität ".

Bereits im Mai, als die Emissionen beim ersten Lockdown zwischenzeitlich um bis zu 17 Prozent gesunken waren, hatte beispielsweise der britische Wetterdienst Met Office darauf hingewiesen, dass ein verringerter Ausstoß von Treibhausgasen an deren Konzentration in der Atmosphäre nichts ändert.

"Es ist, als würde man eine Badewanne volllaufen lassen", erläuterten die Forschenden damals. "Wenn der laufende Wasserhahn für die CO2-Emissionen steht und der Wasserstand in der Wanne für die CO2-Konzentration, dann läuft ja immer noch Wasser in die Wanne, wenn wir den Hahn zeitweilig leicht runtergedreht haben, und das Wasser steigt weiter."

Eine Delle reicht nicht

Die Menge an Klimagasen, die sich in der Atmosphäre angereichert haben, wird erst dann zurückgehen, wenn die Netto-Emissionen gegen null tendieren, betont die WMO. "Erst dann wird die Netto-Aufnahme durch Ökosysteme und Ozeane beginnen, den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu reduzieren."

Und selbst dann wird der größte Teil des bereits in die Atmosphäre gelangten CO2 noch sehr lange Zeit dort verbleiben und das Klima weiter erwärmen. "Kohlendioxid bleibt jahrhundertelang in der Atmosphäre und noch länger im Ozean", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

"Das letzte Mal, dass die Erde eine vergleichbare CO2-Konzentration aufwies, war vor drei bis fünf Millionen Jahren, als die Temperatur um zwei bis drei Grad wärmer war und der Meeresspiegel zehn bis zwanzig Meter höher lag als heute", so Taalas. "Aber es gab keine 7,7 Milliarden Bewohner."

Um so wichtiger sei es, so schnell wie möglich die Emissionen zu reduzieren, um die Erwärmungsschwelle nicht zu überschreiten, die im Paris-Abkommen vereinbart wurde, mahnte der WMO-Chef. "Wir müssen die Kurve nachhaltig abflachen." Die Corona-Pandemie sei jedenfalls keine Lösung für die Klimakrise.

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