Eine junge Frau liegt auf rissigem Beton
Krisen können Gesellschaften sprengen oder zusammenführen – je nachdem, wie diese darauf reagieren. (Foto: Oscar Keys/​Unsplash)

Deutschland hat die Coronakrise vergleichsweise gut bewältigt. Zumindest bisher.

Die Infektionszahlen sind noch niedriger als in vielen anderen Ländern, und es gibt auch, gemessen an der Bevölkerungszahl, viel weniger Covid-19-Tote zu beklagen als anderswo.

Kein Vergleich mit dem Horror, den etwa Italien, Spanien, die USA oder Brasilien erlebten oder erleben. Ob das so bleibt, ist offen.

Doch aus dem Umgang mit der Pandemie lassen sich wertvolle Erkenntnisse für die Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels ziehen – das meint zumindest ein Forscherteam des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Die Expertinnen und Experten haben Parallelen zwischen der globalen Gesundheits- und der Klimakrise ausgemacht. Die Coronakrise sehen sie als "Testfall für globale Notfallvorsorge und -management im Allgemeinen". Der Umgang mit der Pandemie habe gezeigt, dass eine noch größere Gesundheitskrise abgewendet werden kann, wenn die Reaktionszeit kurz gehalten wird.

Appell der Leitautorin der jüngst in der Fachzeitschrift Global Sustainability erschienen Studie, Kira Vinke: "Wir sollten uns genau diese Lektion zu Herzen nehmen und sie auf die Klimakrise anwenden."

Die Argumentation ist einleuchtend: Beide Krisen – sowohl die Pandemie als auch der Klimawandel – sind Ergebnis des zunehmenden, durch den Menschen verursachten Drucks auf den Planeten. Immerhin habe die Pandemie gezeigt, dass es mit einer Kombination aus staatlichem Handeln und individuellen Lebensstil-Veränderungen möglich ist, Schäden zu verhindern.

Als positives Beispiel stellen die Wissenschaftler neben Deutschland Neuseeland heraus. Dort hatte ein früher Lockdown bewirkt, dass das Land lange sogar als virusfrei galt.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Die Experten um Kira Vinke schlagen einen generationenübergreifender "Klima-Corona-Vertrag" vor – ein Ansatz, für den der ehemalige PIK-Direktor und Mitautor Hans Joachim Schellnhuber bereits im März in einem Interview mit Klimareporter° geworben hatte.

Der Ansatz: Die jüngeren Generationen verhalten sich bei Covid-19 solidarisch mit den Älteren, indem sie an Maßnahmen wie Social Distancing festhalten, während die älteren Generationen auf Maßnahmen drängen, um die globale Erwärmung im Einklang mit dem Unter-zwei-Grad-Erwärmungslimit aus dem Paris-Vertrag zu halten. Eine "Heißzeit" zu verhindern würde ja vor allem den Jüngeren nützen.

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