Oberbaumbrücke in Berlin
Die Oberbaumbrücke verbindet die beiden Teile des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg über die Spree. (Foto: Michael Fielitz/​Flickr)

Leise gleitet das Solarschiff Solon von der Anlegestelle an der Berliner Oberbaumbrücke. Während der folgenden einstündigen Fahrt ist höchstens ein leises Brummen zu hören. Nur einmal wird es richtig laut, als eine S-Bahn direkt über dem Boot über die Spree brettert.

Die Ruhe ist ein Vorteil von Schiffen mit Elektromotor, der andere ist die Umweltbilanz – zumindest wenn Ökostrom fließt.

Die Solon kann man schon eine Weile mieten, Betreiber ist die Firma Solar Waterworld. Nun will sie aber mehr Menschen den Genuss einer emissionsfreien Fahrt ermöglichen. In diesem Jahr sollen zwei neue Solarschiffe in Betrieb gehen, die bis zu 180 Passagiere fassen.

Die Solon ist bei etwa 60 Menschen voll. Dafür hat das Unternehmen, das seit 2001 Solarschiffe entwickelt, eine neue Tochterfirma gegründet, die Solar Circle Line, die "rein solar-elektrisch betriebene Fahrgastschiffe" betreiben will. Als Minderheitsgesellschafter ist die Stern- und Kreisschiffahrt beteiligt, einer der großen Berliner Anbieter von Ausflugsfahrten.

Eines der beiden Schiffe soll – neben Vermietungen etwa für Feiern – auch im Linienverkehr fahren. Der Landwehrkanal sei eine mögliche Route, sagt Andreas Behrens, Geschäftsführer von Stern und Kreis.

Die konventionellen Fahrgastschiffer stehen in Berlin unter Druck, weil ihre Dieselschiffe meist ohne Filter fahren und entsprechend hohe Abgaswerte verzeichnen. Das Abgeordnetenhaus will schärfere Regeln durchsetzen, ein neuer Verband für Elektroschifffahrt zudem seinen Teil vom Tourismusgeschäft erstreiten.

31 Fahrgastschiffe betreibt Stern und Kreis, die Solar-Variante ist erstmal nur als Zusatzangebot vorgesehen. Alles auf Solarbetrieb umzustellen sei nicht geplant, sagt Behrens, das neue Vorzeigeprojekt aber "kein Greenwashing". Bei den Filtern werde an Lösungen gearbeitet, es gebe "das ernsthafte Ziel, die Flotte im Rahmen der Wirtschaftlichkeit komplett zu erneuern".

Auf den Massentourismus ist das schicke Design der Schiffe aber auch nicht ausgerichtet. "Wir wollen ein Yachtfeeling kreieren", sagt Louise Ahrens von Solar Waterworld, Bewegungsfreiheit sei wichtig.

"Wir wurden lange nicht ernst genommen"

Bislang gibt es nur Skizzen zu sehen und ein Foto von der Kiellegung. Gebaut wird in einer Werft in Havelberg in Sachsen-Anhalt. Die Baukosten belaufen sich auf circa drei Millionen Euro, dazu kommen noch Infrastruktur und Akkus.

Im Sommer reiche die Leistung aus der Solaranlage auf dem Dach meist aus, sagt Solar-Waterworld-Chef Tim Schultze. Ansonsten wird Ökostrom geladen, die Batterie soll nach acht Stunden wieder voll sein und zehn bis zwölf Stunden halten – genug für den täglichen Betrieb.

Die Boote sind (übrigens barrierefreie) Katamarane, die Technik steckt weitgehend in den Rümpfen. Wie schnell es nach dem geplanten Start der ersten zwei Schiffe in diesem Jahr weitergehen könnte mit einer größeren Flotte, da wollen sich die Beteiligten nicht festlegen, auch weil es sich um völlig neue Modelle handele.

Man wolle damit auch ein Schaufenster-Schiff für potenzielle Käufer haben, sagt Louise Ahrens. "Wir wurden sehr lange nicht ernstgenommen", erzählt sie – doch das ändere sich gerade.

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