Containerschiff, an dem außenbords ein rotes Rettungsboot an einem Kran-Arm hängt.
Nur Klimaschutz kann die Menschheit retten, die Seeschifffahrt ist da keine Ausnahme. (Bild: Mariusz Bugno/​Shutterstock)

Die Weltschifffahrtsorganisation IMO hat am Freitag in London eine neue Klimastrategie verabschiedet. Die Branche soll nun "bis oder um 2050" netto null Treibhausgasemissionen erreichen. Das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur alten Klimastrategie aus dem Jahr 2018. Diese hatte nur zum Ziel, die Emissionen der Schifffahrt bis 2050 zu halbieren.

Zudem wurden Zwischenziele für 2030 und 2040 verabschiedet. Im Jahr 2030 sollen die Emissionen um 20 Prozent unter denen des Jahres 2008 liegen und im Jahr 2040 um 70 Prozent.

Trotz der verbesserten Klimaziele leistet die Schifffahrt noch immer nicht ihren fairen Anteil, um die Klimaerwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Die Science Based Target Initiative, die Klimapläne von Unternehmen bewertet, erwartet von Reedereien, dass sie ihre Emissionen bis 2030 um 45 Prozent senken und im Jahr 2040 die Netto-Null erreichen.

Die Industriestaaten und viele Entwicklungsländer wie etwa die kleinen Inselstaaten hatten denn auch deutlich ehrgeizigere Ziele gefordert. Unterstützung erhielten sie von Verbänden der Schifffahrtsindustrie und von der größten Containerreederei der Welt, Maersk. Die dänische Reederei will bis 2040 netto null Emissionen erreichen.

Doch bei der IMO-Konferenz in London trafen sie damit auf den Widerstand der großen Schwellenländer wie China, Brasilien, Argentinien, Russland und Saudi-Arabien. Diese Länder wollten die Zwischenziele für 2030 und 2040 möglichst komplett verhindern und nur ein schwammiges Bekenntnis zum Netto-Null-Ziel im Jahr 2050 abgeben.

"Windelweicher Kompromiss" erhöht Druck auf EU

Dabei leidet die Schifffahrt schon heute unter dem Klimawandel. So ist wegen einer Dürre in Mittelamerika nicht genug Wasser im Panamakanal und die Schiffe können nicht voll beladen werden.

Maersk teilte dazu mit: "Der niedrige Wasserstand des Panamakanals ist ein Beispiel für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Niederschlags- und Wettermuster auf der ganzen Welt, die sich auf die gesamte Lieferkette auswirken."

Umweltorganisationen zeigen sich enttäuscht von der neuen IMO-Klimastrategie. "Die Klimagespräche in dieser Woche erinnerten an das Umstellen der Liegestühle auf einem sinkenden Schiff", sagte Faig Abbasov vom europäischen Verband Transport & Environment (T&E).

"Die Vereinten Nationen hatten die Gelegenheit, einen eindeutigen und klaren Kurs in Richtung des 1,5‑Grad-Ziels festzulegen, aber alles, was dabei herauskam, war ein windelweicher Kompromiss", so Abbasov. John Maggs von der internationalen Clean Shipping Coalition sagte: "Wir sind noch weit davon entfernt, dass die IMO die Klimakrise mit der Dringlichkeit behandelt, die sie verdient."

Damit steigt nicht zuletzt der Druck auf die EU, für eine stärkere Reduktion der Emissionen aus der Schifffahrt zu sorgen. Rasmus Larsen von Green Transition Denmark sagte etwa: "Es liegt nun an der Industrie und den fortschrittlichen Staaten und Regionen wie der EU, über das hinauszugehen, worauf sich die IMO einigen konnte, und die Schifffahrt mit dem 1,5‑Grad-Ziel in Einklang zu bringen."

CO2-Abgabe würde nur Industrieländern helfen

Das zweite große Thema der Konferenz war die Frage, ob eine CO2-Abgabe für die Emissionen der Schifffahrt eingeführt werden soll.

Die kleinen Inselstaaten forderten eine Abgabe von 100 US-Dollar pro Tonne CO2 und hatten dafür die Unterstützung der EU sowie einiger anderer Industrie- und Entwicklungsländer. Doch auch hier stießen sie auf Gegenwehr bei den großen Schwellenländern.

Diese argumentierten, dass eine Abgabe negative Folgen für Entwicklungsländer vor allem in Afrika haben würde. Diese Sicht untermauerten sie mit einer Studie der Universität São Paulo. Diese zeigt, dass eine CO2-Abgabe von 50 Dollar pro Tonne die globale Wirtschaftsleistung um 0,02 Prozent erhöht.

 

Doch diese Verbesserung ist sehr ungleich verteilt. Während die Abgabe für Industriestaaten einen positiven Effekt hätte, würde die Wirtschaftsleistung in den Entwicklungsländern um 0,13 Prozent sinken. Besonders stark betroffen wären einige Länder in Westafrika sowie der Iran.

Die CO2-Abgabe wurde denn auch nicht beschlossen. Ganz vom Tisch ist sie allerdings nicht. Es soll zumindest eine Studie zu den Folgen eines "Preismechanismus" erstellt werden.