Beladenes Containerschiff auf der Elbe
Wachstum frisst Effizienz: Die Emissionen der internationalen Seeschifffahrt steigen stetig. (Foto: O. Ramirez/​Pixabay)

Geschwindigkeitsbegrenzungen für Handelsschiffe sollen die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen im internationalen Seegüterverkehr senken. Einen entsprechenden Vorschlag hat ein Zusammenschluss internationaler Umweltorganisationen, die Clean Shipping Coalition (CSC), jetzt ins Spiel gebracht.

Der Vorschlag kommt wenige Tage vor dem Treffen des Umweltausschusses der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO, das in der kommenden Woche stattfindet. Dort will die IMO beraten, welche Klimaschutzmaßnahmen bis 2023 notwendig sind, um die langfristigen CO2-Reduktionsziele des Sektors zu erreichen. Da die CSC-Organisationen offiziellen Beraterstatus haben, muss die IMO den Vorschlag der Umweltschützer mit der gleichen Sorgfalt prüfen wie Vorschläge der Mitgliedsstaaten.

Nach dem Willen der CSC soll eine international verbindliche Höchstgeschwindigkeit für unterschiedliche Schiffstypen und -größen ab 2021 eingeführt und bis 2030 schrittweise weiter reduziert werden. Das kann nach Überzeugung der Umweltorganisationen dazu beitragen, die CO2-Intensität der Schifffahrt rasch zu senken. Die Kosten für den langsameren Transport blieben im Rahmen, sodass die Klimaziele ohne große wirtschaftliche Verluste erreichbar seien.

Ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen könnte die Branche in der Tat Schwierigkeiten bekommen, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen – und das, obwohl die IMO-Ziele so schwach sind, dass sie nicht mit dem Pariser Klimavertrag in Einklang stehen.

Nach Berechnungen des europäischen Umwelt- und Verkehrs-Dachverbands Transport and Environment (T&E) könnten Geschwindigkeitsbegrenzungen die Emissionen der Schifffahrt um ein Drittel senken, was in Summe etwa dem Abschalten von 82 Kohlekraftwerken entspricht.

Enormer Handlungsdruck

Auch die gemeinnützige Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) geht davon aus, dass sich die Emissionen der Schifffahrt nur senken lassen, wenn mehrere Maßnahmen kombiniert werden. Laut ICCT verspricht aber bereits die Kombination von anspruchsvollen Effizienzmaßnahmen und Geschwindigkeitsbegrenzungen gute Erfolge bei der Reduktion der CO2-Emissionen.

Der Handlungsdruck ist allerdings enorm, denn die Emissionen der Schifffahrt steigen wieder, wie eine Studie des ICCT zeigt. Sie liegen derzeit bei rund einer Milliarde Tonnen CO2 pro Jahr, das ist etwas mehr als der gesamte Treibhausgasausstoß von Deutschland.

Im April dieses Jahres hatten die 173 IMO-Staaten beschlossen, dass die jährlichen Treibhausgas-Emissionen aus dem Schiffsverkehr bis 2050 um mindestens 50 Prozent im Vergleich 2008 und dann weiter auf null sinken sollen. Allerdings lässt der Beschluss weitgehend offen, wie die Dekarbonisierung erreicht werden soll.

Klimaschutz auf den Meeren beginnt erst

Per Schiff werden mehr als 80 Prozent des globalen Handels abgewickelt – mit entsprechenden Konsequenzen für das Klima. Trotzdem war die Seeschifffahrt – ebenso wie der Flugverkehr – bisher kaum zum Klimaschutz verpflichtet.

Mittlerweile hat auch die Branche, die sich lange vor verbindlichen Klimazielen drücken konnte, erkannt, dass sie um Emissionensminderungen nicht herumkommt. "Soziale Medien, Verbraucherinteressen und Handlungsdruck von Regierungen verändern die Welt, in der wir tätig sind", sagt Jan-Willem van den Dijssel von Cargill Ocean Transportation, einer Tochter des US-Agrarkonzerns Cargill. "Wir müssen Architekten und Bauherren nachhaltiger Lieferketten sein."

Deshalb haben sich mehrere Branchenriesen wie Cargill, Maersk, Lloyd’s Register und Euronav Anfang dieses Monats für ein Absenken der CO2-Emissionen in der Güterschifffahrt ausgesprochen.

"Der Übergang des weltweiten Seehandels in eine CO2-arme Zukunft wird sowohl technologische Innovationen als auch neue Geschäftsmodelle voranbringen", sagte der Chef von Maersk Energy, Claus Hemmingsen. Anreize für stärkere Investitionen in Forschung und Entwicklung könnten aber nur entstehen, wenn es eine weltweite IMO-basierte Regelung gebe.

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