Ein Elektro-Sportwagen von hinten mit einer sehr großen Batterie im geöffnetem Kofferraum.
Auch Tesla verwendet Batterien von CATL. (Bild: Karle Horn/​Wikimedia Commons)

Reine Elektroautos werden immer beliebter, in Deutschland gibt es davon inzwischen schon über eine Million. Laut Umfragen wollen allerdings über 70 Prozent der Autofahrer weiter einen Verbrenner fahren – vor allem wegen fehlender Reichweite der Stromer und einem Mangel an Ladesäulen.

Eine neue Batterie des chinesischen Herstellers CATL könnte hier nun zum so genannten Gamechanger werden, wenn sich die angekündigten Leistungsdaten in der Praxis bewahrheiten: Damit ginge das Laden fast so schnell wie das Sprit-Tanken, und es würden die gewünscht großen Reichweiten möglich.

Laut der Ankündigung des Herstellers soll der neuartige Akku Strom für bis zu 700 Kilometer Reichweite speichern können. Zudem soll es soll möglich sein, unter guten Temperaturbedingungen binnen zehn Minuten genug "Saft" für 400 Kilometer zu laden.

Bei den meisten herkömmlichen E-Autos dauert das Laden an Schnellladesäulen, sogenannten Superchargern, bis auf 80 Prozent der Kapazität 30 Minuten oder mehr. Das Model 3 von Tesla zum Beispiel schafft Strom für bis zu 275 Kilometer in 15 Minuten.

CATL ist der größte Produzent von Batteriezellen für Pkw weltweit. Es wird geschätzt, dass seine Produkte in rund einem Drittel aller E-Autos verbaut sind, auch der Strom-Pkw-Pionier Tesla setzt sie ein. Das Unternehmen betreibt vier Werke in China, hat allerdings in diesem Jahr auch eines in Deutschland eröffnet, nämlich in Arnstadt in Thüringen. Ein weiteres ist in Ungarn im Bau.

Vergleichsweise preiswert

Der Konzern nennt die Lithium-Eisenphosphat-Batterie "Shenxing", eine Wortkombination aus "schnell" und "zugänglich". CATL erwartet, dass durch sie ein Hauptargument gegen E-Autos künftig wegfällt und eine Ära des ultraschnellen Ladens eingeleitet wird.

"Wir hoffen, dass Shenxing durch kontinuierliche Anstrengungen zur Verbesserung der Technologie und Senkung der Kosten zu einem Standardprodukt für jedes Elektrofahrzeug wird", sagte der Technologiechef des E-Auto-Geschäfts von CATL, Gao Huan, vorige Woche bei der Präsentation des neuen Batterie-Konzepts.

Die Massenproduktion des neuen Akkus soll noch in diesem Jahr anlaufen, E-Autos mit der neuen Batterie sollen im ersten Quartal 2024 auf den Markt kommen.

Der chinesische Konzern setzt bei der neuen Batterie auf die Lithium-Eisenphosphat-Technologie, nach der englischen Übersetzung kurz LFP genannt. Akkus dieser Bauart werden bisher zumeist in Einsteiger-Modellen eingesetzt, da sie vergleichsweise preiswert sind.

In den meisten E-Autos finden sich dagegen Lithium-Ionen-Batterien mit Nickel, Mangan und Cobalt (NCM), die grundsätzlich eine höhere Leistungsdichte ermöglichen und daher leistungsfähiger sind.

Allerdings hat CATL die LFP-Technologie nach eigenen Angaben stark verbessert. Der Shenxing-Akku überschreite die bisherigen "Grenzen der Leistungsfähigkeit der LFP-Chemie", so das Unternehmen.

Das schnelle Laden ist laut den Angaben in einem breiten Temperaturbereich möglich. Die Temperatur werde so gesteuert, dass sich die Batterien schnell auf den optimalen Betriebstemperaturbereich aufheizen.

Damit sei eine Aufladung auch bei winterlichen Außentemperaturen von minus zehn Grad bis auf 80 Prozent Kapazität in 30 Minuten drin. Das ist zwar dreimal so lange wie bei guten Bedingungen, doch im Vergleich mit anderen Akkus immer noch gut. E-Auto-Fahrer kennen das Problem: Im Winter geht die Ladeleistung stark in den Keller.

Als weitere Pluspunkte der LFP-Akkus stellt CATL heraus, dass sie sehr sicher seien und beim Fahren eine "kompromisslose Beschleunigungsleistung" von null auf 100 auch bei kalter Witterung ermöglichten.

"Wir brauchen hier die Nachhilfe aus China" 

Ob die neuen Batterien tatsächlich ein Gamechanger sind und die Verbrenner stärker zurückdrängen als bisher, hängt natürlich auch vom Preis ab. Die Stromspeicher machen bei E-Autos bis zu 40 Prozent der Gesamtkosten aus, ein Preisrutsch könnte die Stromer für viele attraktiv machen.

CATL zufolge sind die Rohstoffe für LFP-Akkus preiswerter als die für die Lithium-Akkus. Wie groß der Vorteil ist und ob das Unternehmen ihn an die Autobauer weitergibt, ist aber unklar. Für die LFP-Technologie spricht auch, dass sie umweltfreundlicher ist, weil sie ohne die giftigen Schwermetalle Nickel und Kobalt auskommt.

Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält die neue Batterie für eine "sehr interessante Entwicklung". Der Akku entscheide über die Attraktivität von E-Autos durch Reichweite, Lebensdauer und Ladezeiten, zudem über Umweltfreundlichkeit und Brandgefahr.

Die chinesischen Hersteller seien heute bei der Batterieentwicklung führend. "Das müssen wir neidvoll zugestehen, wir brauchen hier die Nachhilfe aus China", sagte Dudenhöfer gegenüber Klimareporter°.

Er verweist allerdings noch auf eine weitere Akku-Technik, die Natrium-Ionen-Batterie, die noch preisgünstiger und umweltfreundlicher herzustellen ist, weil sie ohne das knappe Lithium auskommt. Der CATL-Konkurrent BYD, ein weiterer chinesischer Hersteller, sei hier führend.

Tatsächlich hat BYD unlängst auf der Automesse in Shanghai das Modell Seagull vorgestellt, ein Stadtauto für umgerechnet 10.500 Euro mit 300 Kilometern Reichweite. CATL sei mit seinen Ankündigungen immer sehr forsch, es komme aber auf die Umsetzung an, meinte Dudenhöffer.

Den echten Durchbruch in der Akku-Technik sieht der Autoexperte erst mit der sogenannten Feststoff-Batterie kommen, an der alle Hersteller arbeiten. Sie arbeitet, anders als bisherige Batterien ohne flüssige Elektrolyte, erwärmt sich nicht so stark und hat eine hohe Speicherkapazität. Zudem werden superschnellem Ladezeiten erwartet.

"Das bringt das E-Auto in eine neue Dimension", sagt Dudenhöffer. "Der Hersteller, der damit als erster auf den Markt kommt, hat gewonnen."