Wellen hinter einem Schiff im Meer
Wenn Kreuzfahrtschiffe durch die Meere pflügen, bleibt viel Müll und Dreck zurück. In einer klein gewordenen Welt ein Unding. (Foto: Michelle Maria/​Pixabay)

Die Kreuzfahrtbranche boomt. Weltweit steigen pro Jahr mehr als 24 Millionen Menschen in eine der riesigen schwimmenden Städte, die dann etwa durch Ostsee, Mittelmeer oder Karibik pflügen.

Bis zu 6.000 Passagiere beherbergt und versorgt so ein weißer Pott, und dabei fällt, wie man sich leicht vorstellen kann, auch ziemlich viel organischer Abfall an, vor allem Abfall vom Zubereiten der Nahrung, Essensreste und Fäkalien – es sind Mengen wie in einer Kleinstadt.

Bisher wird dieser "Biomüll" fast immer irgendwo unterwegs im Meer verklappt. Ex und hopp, das Meer wird's schon schlucken.

Das ist zwar weniger kritisch als Ölreste oder Plastikmüll, die auch heute vielfach noch illegal von Schiffen entsorgt werden. Doch keine elegante Lösung. Das organische Material ist zwar per se nicht giftig, doch es trägt zur Überdüngung des Wassers bei, es kommt dadurch zu Sauerstoffmangel und Algenbildung.

Doch nun gibt es eine Idee, wie das Problem zu lösen ist – das Konzept "Biogas Maritim". Der feste und flüssige organische Schiffsmüll wird an Bord in speziellen Tanks gesammelt, dort unter Luftabschluss einer "Versauerung" unterzogen und im Hafen dann in einer Biogasanlage zur Energiegewinnung genutzt.

Der Vorteil des anaeroben Verfahrens auf dem Schiff ist, dass der Biomüll platzsparend verflüssigt wird und dabei keine Gase entstehen, die aufgefangen werden müssten. Erst an Land wird das Biogas gewonnen, und die "Gärreste" werden dann verkohlt, um die strengen hygienischen Anforderungen zu erfüllen.

Erprobt wird das Ganze auf Kreuzfahrtschiffen, die auf der Ostsee unterwegs sind. Durchgeführt wird das Projekt vom Innovations- und Bildungszentrum Hohen Luckow (IBZ) bei Rostock, zwölf Unternehmen machen mit, darunter auch die Reederei Aida Cruises.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.

Die Chancen, dass das Nutzen statt Verklappen sich durchsetzt, sind nicht schlecht. Das Verfahren aus Mecklenburg-Vorpommern könnte sich rechnen, weil es Energie gewinnt, während bisher Energie zusätzlich eingesetzt werden muss, um die Klärschlämme zu trocknen.

Allerdings: So richtig reißt auch das neue, löbliche Projekt die traurige Ökobilanz der Kreuzfahrerei nicht heraus.

Die meisten der weltweit 300 Riesenpötte fahren nämlich weiterhin mit giftigem Schweröl, dessen Ruß die Weltmeere einnebelt. So viel essen kann man auf den Schiffen gar nicht, dass das Biogas für den Antrieb reichen würde.

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