Protest für Stuttgart21
In Stuttgart wurde in den vergangenen Jahren viel protestiert: Vor allem gegen, aber auch – wie hier im Bild – für das Megaprojekt Stuttgart 21. (Foto: Jacques Grießmayer/​Wikimedia Commons)

Stuttgart 21 ist ein Wahnsinnsprojekt. Keine Frage. Der Hauptbahnhof in der Schwaben-Metropole wird unter die Erde verlegt, damit oben, auf dem dann nicht mehr gebrauchten Gleisvorfeld, ein neues Stadtviertel entstehen kann.

Doch inzwischen sind die Kosten für den U-Bahnhof dermaßen explodiert und es gibt so viele andere Ungereimheiten, dass selbst die Bahn-Oberen einräumen: Das würden wir nicht noch einmal machen. Weitergebaut wird trotzdem. Das Loch schon zu tief, zu viel Geld darin verbuddelt. Heißt es im Berliner DB-Tower.

Die Bahn-Bosse sollten sich das noch einmal überlegen. Dass das Schienenunternehmen besonders unter den zunehmenden Wetterextremen leidet und leiden wird, hat der DB-Vorstand ja schwarz auf weiß. Er hat es unlängst selbst untersuchen lassen.

Und nun gibt es eine weitere Studie, wonach das Risiko von Überflutungen für den S21-Bahnhof besonders hoch ist. Sie ist zwar von den S21-Gegnern in Auftrag gegeben worden, aber das ist kein Grund, sich nicht zu sorgen. Schließlich haben die auch in vielen anderen Fällen recht behalten – etwa mit ihrer Prognose, dass die geplanten Kostengrenzen und Bauzeiten nicht einzuhalten sind.

Die Studien-Autoren, ein Physiker und ein Diplom-Ingenieur, halten die Entwässerungskapazität des Stuttgarter Kanalnetzes schon heute für unterdimensioniert. S21, so ihre Warnung, würde die Risiken potenzieren.

Der künftige Bahnhofstrog durchschneidet alle vier Abwasser-Hauptkanäle der Innenstadt, sie müssen daher wie in einem Siphon unter dem Bahnhof hindurchgeführt werden. Das schränkt die Abflussleistung laut den Experten erheblich ein.

Sie befürchten, dass dadurch und durch weitere bauliche Veränderungen der Wasserabfluss an der Oberfläche stark behindert wird. Bei extremen Regenfällen werde sich ein regelrechter "Stausee" bilden, sagen sie voraus – und der werde "in kürzester Zeit zur Überflutung der unterirdischen Verkehrsanlagen führen, einschließlich des geplanten Tiefbahnhofs".

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Plötzliche Starkregenereignisse nehmen aufgrund des Klimawandels überall zu. Im Stuttgarter Talkessel steigt das Risiko noch stärker als anderswo, sagen der Deutsche Wetterdienst und die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg voraus.

Also: Lieber das Entwässerungskonzept für das Projekt nochmal auf den Prüfstand stellen – und dann doch die S21-Notbremse ziehen.

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