Hier ist ein großer Solarpark zu sehen.
Solaranlagen zu bauen wird immer billiger. Um Investitionen in diese Richtung zu lenken braucht es dennoch günstige politische Rahmenbedingungen. (Foto: Grégory Roose/Pixabay)

Es ist schon das zweite erneuerbare Großprojekt, bei dem EnBW ohne EEG-Förderung auskommen will: Nach dem geplanten Windpark "He Dreiht" in der Nordsee will der baden-württembergische Stromkonzern, wie Anfang des Monats angekündigt, auch ohne Förderung Solarenergie erzeugen.

In Werneuchen einige Kilometer nordöstlich von Berlin plant der Konzern nach eigenen Angaben, auf einer Fläche von 164 Hektar eine Nennleistung von 175 Megawatt zu installieren. Es gebe schon einen Bebauungsplan, das Unternehmen arbeite derzeit an der Feinplanung.

Noch in diesem Jahr könne die Investititonsentscheidung getroffen werden und die Arbeit beginnen, heißt es bei EnBW. Deutschlands drittgrößtes Energieunternehmen hat das von der Cottbuser Firma Procon-Solar seit 2009 vorentwickelte Projekt im letzten Jahr übernommen.

Schon seit der EEG-Novelle im Jahr 2012 ist keine Förderung für Freiflächen-Solaranlagen mit einer Kapazität über zehn Megawatt mehr vorgesehen. Während es bei Flächen auf baulichen Anlagen inzwischen keine Begrenzung nach oben gibt, sind Freiflächen-Anlagen bei der Förderung immer noch auf maximal zehn Megawatt begrenzt. Eine derart große Anlage wie die in Werneuchen bekommt also keine Unterstützung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz.

"Wir gehen davon aus, dass zumindest erste große Solarprojekte in absehbarer Zeit ohne EEG-Förderung auskommen werden. Solarenergie hat damit eine realistische Chance, diese Marktreife zu erreichen", sagte Dirk Güsewell, bei EnBW zuständig für Erzeugung und Portfolioentwicklung.

Mit dem Projekt will das Unternehmen laut Technikvorstand Hans-Josef Zimmer den Beweis antreten, "dass unser Solarpark als erster in Deutschland ohne Förderung wirtschaftlich betrieben werden kann". EnBW wolle ein "Zeichen setzen" in Richtung Marktfähigkeit der Erneuerbaren. Man habe auch noch weitere Projekte in der Planung, im Solarbereich insgesamt von rund 800 Megawatt.

"Solar-Dachanlagen bleiben auf Förderung angewiesen"

Der Solarpark in Werneuchen ist nicht der erste, den der Konzern ohne EEG-Förderung plant. Bei der ersten Ausschreibung für Windkraft auf See hatte EnBW den Zuschlag für den Windpark "He Dreiht" nördlich der Insel Borkum bekommen – für ein Gebot von null Cent pro Kilowattstunde. Bei der Offshore-Windkraft müssen Unternehmen sich an der Ausschreibung beteiligen, weil sie nur so ihre Windparks an das Netz anschließen dürfen.

"Das Projekt zeigt, dass die Photovoltaik inzwischen sehr preiswert geworden ist", sagt Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW) in Berlin zum Solarprojekt in Brandenburg. Auch ein viel schnellerer Ausbau, wie er für den Klimaschutz dringend erforderlich sei, verursache keine extremen Kosten mehr. "Nach unseren Berechnungen müssten wir den jährlichen Photovoltaikzubau in Deutschland verfünffachen, um das Pariser Klimaschutzabkommen einhalten zu können", so Quaschning.

Allerdings weist der Energieforscher darauf hin, dass nicht alle Anlagen so günstig zu errichten sind wie das Großprojekt in Brandenburg: "Photovoltaik-Anlagen auf Dächern sind aufgrund der aufwendigeren Montage etwas teurer und kommen ohne Förderung in der Regel noch nicht aus", so Quaschning. "Zumindest nicht, solange fossile Kraftwerke nicht mit einer CO2-Abgabe belastet werden, die den vollen Umfang der Klimaschäden widerspiegelt."

Auch Anlagen auf weniger günstigen Standorten nötig

Dass EnBW bei der geplanten Anlage ohne Förderung auskommen will, ist auch für Frank Peter keine Überraschung. Der stellvertretende Direktor des Thinktanks Agora Energiewende nennt gegenüber Klimareporter° mehrere Gründe. "Bei Anlagen über zehn Megawatt gibt es Skaleneffekte. Außerdem wird davon ausgegangen, dass die CO2-Preise steigen und damit die Strompreise im Großhandel. Auch der Kohleausstieg wird einen leichten Effekt auf den Strompreis haben."

Ähnlich wie für Quaschning ist das EEG für Peter die Voraussetzung dafür, dass die Ausbauziele erreicht werden. "Es gibt keine natürliche Grenze, ab der sich solche Projekte ohne EEG-Förderung lohnen. Aber es wird nicht möglich sein, einen Anteil von 65 Prozent Erneuerbaren ohne das EEG zu erreichen." Gebraucht würden auch kleinere Projekte an weniger idealen Standorten, Solar-Dachanlagen sowie Windenergie in Süddeutschland, um die Netze zu entlasten.

Nach Einschätzung des Agora-Experten wird eine finanzielle Unterstützung auch nicht überflüssig, wenn die erneuerbaren Energien sehr hohe Anteile an der Stromproduktion haben. "Bei starkem Wind sinken die Preise, weshalb es eine Risikoabsicherung für die Windenergie-Anlagen braucht." In den nächsten zehn bis 15 Jahren könne es eine Phase geben, in der auch ohne EEG-Förderung neue Anlagen entstehen, so Peter. "Wenn die Erneuerbaren aber höhere Anteile haben, braucht man wieder die Absicherung."

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