Installation von Solarmodulen in München
Solarmodul aufs Dach: Auch Importware sorgt für eine ordentliche Wertschöpfung in Deutschland. (Foto: Solarinitiative)

Offene Briefe an die Bundesregierung kommen in Mode: Nach der Ökostrombranche, die sich in die Kohle-Kommission hineinschreiben möchte, haben in dieser Woche mehr als 30 Unternehmen und Forschungseinrichtungen dem Wirtschaftsminister ein Schreiben auf den Tisch gelegt, in dem sie eine "industriepolitische Strategie für die Solarindustrie in Deutschland" fordern.

Die deutsche Industrie sei zwar technologisch führend, so die Branchenvertreter, es fehle aber eine Strategie, um die Branche im Land zu halten und weiterzuentwickeln. Stattdessen müssten immer mehr Solarhersteller in Deutschland ihre Produktion einstellen, während in den vergangenen Jahren über 25 Milliarden Euro für den Import von Solarmodulen ausgegeben worden seien, wird in dem Schreiben beklagt.

Einen Weg, um die hiesige Branche wieder zu beleben, sehen die Firmen und Forscher darin, "die Nachfrage nach besonders nachhaltigen Solarprodukten zu fördern". Denn viele Umwelt-, Sozial- und Qualitätsauflagen, an die sich die deutschen Unternehmen zu halten hätten, gälten für importierte Produkte nicht.

Für die von der Regierung geplanten Sonderausschreibungen für Photovoltaik-Projekte verlangen die Firmen deshalb die Einführung von Nachhaltigkeitskriterien. Beispielhaft sei Frankreich hier bereits vor fünf Jahren vorangegangen. Bei vergleichbaren Installationszahlen wie in Deutschland sorge die französische Regelung dafür, dass klimafreundlichere Produkte dort einen Vorteil bei Solarausschreibungen erhielten.

Einspeisevergütung bleibt zum Großteil im Land

Nach Branchenangaben waren in der Bundesrepublik im Jahr 2016 rund 36.000 Menschen mit Herstellung und Installation von Photovoltaik-Anlagen beschäftigt. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg beziffert seinerseits in einer aktuellen Analyse die Zahl der Beschäftigten in der Photovoltaik-Branche im Jahr 2015 auf etwa 30.000.

Die vor gut einem Jahrzehnt gehegte Hoffnung, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) werde zusammen mit Investitionsbeihilfen in den neuen Bundesländern und Forschungsförderung ausreichen, um Deutschland als einen weltweit führenden Produktionsstandort für Solarzellen und -paneele zu etablieren, habe sich in den Folgejahren nicht erfüllt, schreibt das ISE. Dies sei auch "Folge der entschiedenen Industriepolitik im asiatischen Raum und der dort generierten massiven Investitionen" gewesen.

Trotz der hohen Importquote bei Photovoltaik-Modulen bleibe jedoch ein großer Teil der mit einem Solar-Kraftwerk verbundenen Wertschöpfung im Inland, betont das ISE. Nehme man an, dass 80 Prozent der in Deutschland installierten Module aus Asien kommen, diese Module etwa 60 Prozent der Kosten eines Solarkraftwerks ausmachen und die Kraftwerkskosten dann wieder 60 Prozent der Stromgestehungskosten, dann komme man zu dem Ergebnis, dass über die Modul-Importe am Ende nur knapp 30 Prozent der Einspeisevergütung aus dem EEG nach Asien fließen.

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