Der Berliner Solarkonzern Enpal will eine eigene Produktion von Photovoltaik-Modulen in Deutschland oder einem anderen EU-Land aufbauen, wie das Unternehmen jetzt bekannt gegeben hat.

Funktioniert das, würde ein Kontrapunkt in der Branche gesetzt, die hierzulande von Pleiten und Abwanderung bedroht ist. Beim Solarhersteller Meyer Burger in Sachsen wird derweil die Produktion heruntergefahren, mit Ziel Stilllegung.

 

Enpal ist derzeit größter Solaranbieter in Deutschland und vor allem in Verkauf und Installation von PV-Anlagen im Eigenheimsektor tätig, wobei die verbauten Module zumeist aus China stammen. Nun aber werde auch eine eigene Produktion geprüft, so die Mitteilung.

Es habe dazu in den letzten zwölf Monaten intensive Gespräche mit weltweit führenden Herstellern gegeben. Diese hätten ihre Bereitschaft signalisiert, in eine gemeinsame Modulherstellung zu investieren.

Man spreche zudem seit mehreren Monaten mit großen Abnehmern aus ganz Europa, um durch ein Konsortium ein ausreichendes Volumen für die lokal produzierter Module zu garantieren, heißt es bei Enpal.

Enpal-Gründer und -Chef Mario Kohle sagte: "Wir schmieden gemeinsam mit weiteren Unternehmen ein breites Bündnis für die Energiewende in Europa." Ziel sei es, global wettbewerbsfähige Hersteller mit Abnehmern und Politik an einen Tisch zu bringen, um eine "starke Solarindustrie in Europa aufzubauen". Weitere Details wurden auch auf Nachfrage nicht mitgeteilt.

Solarhändler will Teile von Meyer-Burger-Werk kaufen

Die hiesige Solarindustrie steckt seit Monaten in der Krise, obwohl die Nachfrage nach Solarstrom-Anlagen 2023 einen neuen Rekord erreicht hat und auch aktuell sehr hoch ist. Grund ist, dass der europäische Markt mit Billigmodulen aus China geflutet wird. Mehrere Hersteller und der Branchenverband BSW Solar haben deswegen die Bundesregierung in einem dringenden Appell um Hilfen gebeten.

Diese allerdings konnte sich bisher nicht darauf einigen, wie das geschehen soll. Das Schweizer Unternehmen Meyer Burger hat daher inzwischen angekündigt, die Produktionsbänder in seinem Werk im sächsischen Freiberg ab Anfang März leerlaufen zu lassen und die Anlage bis April zu schließen.

Über neu Geschaffenes wird gern berichtet: Vor einem Jahr eröffneten Wirtschafts-Staatssekretär Michael Kellner und Erneuerbaren-Branchenchefin Simone Peter (Mitte, von links) ein Enpal-Ausbildungszentrum für das Solarhandwerk in Brandenburg. (Bild: Enpal)

Im Gespräch ist unter anderem ein "Resilienzbonus", eine zusätzliche Förderung für Solaranlagen mit einem Mindestanteil von Komponenten aus europäischer Produktion über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). SPD und Grüne sind dafür, die FDP hingegen sperrt sich – einerseits wegen der dadurch steigenden EEG-Kosten, andererseits, weil es auch in der Branche selbst Widerstand dagegen gibt.

Solarhändler wie Enpal und 1 Komma 5 Grad powern gegen den Resilienzbonus. Sie befürchten bei dessen Einführung Einbrüche beim Verkauf von Solaranlagen, weil Kunden Bestellungen stornieren und bis zum Inkrafttreten der Förderung abwarten könnten. Kohle sagte: "Der Resilienzbonus ist in Wahrheit eine Resilienzbremse."

Auch Enpal setzt aber durchaus auf eine öffentliche Förderung für die Solarproduktion – allerdings nicht durch einen EEG-Bonus, sondern durch "direkte Investitions- und Betriebskostenzuschüsse", wie diese auch beim Chiphersteller Intel in Magdeburg und beim Batterieproduzenten Northvolt in Heide fließen. Enpal verweist auf das Beispiel Spanien, wo neue Beihilfen für die Herstellung von Erneuerbaren-Anlagen angekündigt wurden.

 

1‑Komma‑5-Grad-Chef Philipp Schröder sorgte unterdessen für Aufsehen in der Branche, indem er anbot, einen Teil des Meyer-Burger-Werks in Freiberg zu kaufen. Man stehe bereit, "zumindest die Modulfertigung zu sichern und so viele Arbeitsplätze am Standort zu retten wie möglich", sagte er dem Magazin Spiegel. Sein Unternehmen sei daran interessiert, die Wertschöpfung auch in Europa zu stärken und neben dem Solar-Grundstoff Polysilizium auch Module in Deutschland fertigen zu lassen.

Bei Meyer Burger hieß es dagegen auf Klimareporter°-Anfrage, es habe bisher nur eine unverbindliche Kontaktaufnahme von 1 Komma 5 Grad gegeben, ein konkretes Angebot liege nicht vor. "Sollten wir ernstgemeinte und substanzielle Angebote erhalten, prüfen wir diese im Sinne all unserer Stakeholder."