Baumbesetzung vor dem Bundestag
RWE und die Politik werden den Protest nicht los: Besetzter Baum heute vor dem Bundestag. (Foto: Alexander Schulz-Falkenhain)

Um gegen die Räumung und Rodung des von Klimaaktivisten besetzten Hambacher Forstes zu demonstrieren, haben dort heute wieder Tausende am "Waldspaziergang" teilgenommen. Mehr als 10.000 Menschen protestierten nach Angaben der Polizei.

In Berlin besetzten Aktivisten am heutigen Sonntag einen Baum vor dem Bundestag. "Wir haben es satt, dass unserem Protest Polizisten gegenübergestellt werden, Politiker uns als gewaltbereite Staatsfeinde pauschalisieren und der Dialog mit der Politik untergeht", schreiben die Besetzer in einer Stellungnahme. Der Protest solle deshalb zum Bundestag gebracht werden.

Zu Solidaritätsbekundungen mit den Demonstranten im Hambacher Forst kam es auch in München, nachdem Regionalgruppen der Netzwerke Fossil Free und Ende Gelände dazu aufgerufen hatten

Seit mehr als zwei Wochen lässt der Essener Kohlekonzern RWE mit massiver Unterstützung von staatlichen Behörden den Hambacher Forst räumen. Nachdem ein Journalist bei einem Unfall zu Tode kam, waren die Räumungsarbeiten kurzzeitig ausgesetzt worden. Bis Samstagabend hat die Polizei nach eigenen Angaben 77 Baumhäuser geräumt. Ursprünglich gingen die Behörden von insgesamt 50 bis 60 Baumhäusern auf den Waldbäumen aus. Der fortschreitenden Räumung zum Trotz entstehen jedoch weitere Baumhäuser im Wald. 

Der Tagebaubetreiber RWE bekräftigte zum wiederholten Mal, dass der Wald nicht zu retten sei. "Es gibt keine Chance, den Wald stehen zu lassen", sagte RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz dem Kölner Stadt-Anzeiger am Samstag. Es sei "technisch nicht möglich", dass ein Teil des Waldes stehen bleibe, weil die Erdmassen unter dem Wald gebraucht würden, um die Böschungen im Tagebau stabil zu halten.

Eine bergbauliche Stellungnahme des Beratungsunternehmens Plejades legt demgegenüber nahe, dass der Hambacher Wald noch ein weiteres Jahr unangetastet bleiben könnte, ohne den Betrieb des Tagebaus einzuschränken.

Ab morgen dürfte RWE nach der vorliegenden Genehmigung wieder Bäume fällen. Bis Mitte des Monats hat sich der Konzern allerdings vor Gericht dazu verpflichtet, keine Rodungen vorzunehmen. Bis dahin wird das Oberverwaltungsgericht Münster voraussichtlich entscheiden, ob der Wald aus Naturschutzgründen erhalten werden muss. Der Umweltverband BUND ist der Ansicht, dass der Hambacher Forst als Naturschutzgebiet hätte nachgemeldet werden müssen. Die Landesregierung habe dies unterlassen, um den Tagebau nicht zu gefährden, meint der BUND und war deswegen vor Gericht gezogen.

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