Rund 164 Liter Kaffee trinkt jeder und jede von uns im Jahr. Das heißt, eigentlich noch mehr, denn in der Statistik sind Kinder und bekennende Nicht-Kaffeetrinker mitgezählt. Pro Tag sind das drei Tassen mindestens. Deswegen sollten uns alle Nachrichten, die das beliebteste Heißgetränk der Deutschen betreffen, interessieren.
Hier ist die jüngste. Sie betrifft den Klimawandel und seine Folgen für die Kaffeeschlürfer. Neue Forschungen zeigen, dass sich die Anbaugebiete der Kaffeesträucher weltweit selbst bei moderaten Erwärmungsszenarien bis 2050 erheblich verändern werden.
Höhere Temperaturen und neue Niederschlagsmuster bewirken danach in manchen Regionen eine Schrumpfung der Anbaufläche, in anderen eine Ausdehnung.
Doch das heißt nicht, man könne sich, mit einer dampfenden Tasse in der Hand, zurücklehnen. Denn die Studie zeigt, dass ausgerechnet die am besten geeigneten Flächen in vielen wichtigen Erzeugerländern in den nächsten Jahrzehnten stark schrumpfen werden.
So wird der weltweit größte Kaffeeproduzent Brasilien voraussichtlich fast 80 Prozent seiner besten Anbauflächen für die Arabica-Bohne verlieren, so das Forschungsteam um Roman Grüter von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Kein Wunder also: In den meisten der wichtigen Anbauregionen werden Anpassungsmaßnahmen erforderlich sein, um Mengen und Qualitäten zu erhalten – und damit Einkommen für die Produktionsländer. Neue Konzepte der Landbewirtschaftung und selektive Züchtung nennen die Forschenden hier.
Bedrohter Wald
Die Sache ist dringend. Denn "massive Anstrengungen" seien nötig, mahnt ein anderer Experte, Christian Bunn, der sich die Studie angeschaut hat. Er erläuterte im Klima-Infodienst Carbon Brief: "Will man für 2050 anbauen, muss man jetzt einen Schattenbaum pflanzen. Man kann ihn nicht in zehn Jahren pflanzen, man muss ihn jetzt pflanzen."
Bunn, der am International Center for Tropical Agriculture in Kolumbien arbeitet, warnt: Werden keine Anpassungsmaßnahmen ergriffen, wird die Kaffeeproduktion in neue, bisher vielfach noch bewaldete Gebiete verlagert. Auf den früheren Kaffeeflächen würden dann wahrscheinlich Feldfrüchte abgebaut, und die hätten ein "weitaus geringeres CO2-Speicherpotenzial" als Kaffeesträucher.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Anpassen ist also gut fürs Klima und den Wachmacher in der Tasse.