Rote Kaffeebeeren an einem Kaffeestrauch.
Reife Kaffeebeeren am Strauch. Viele Konsumenten kennen nur die Samen, die "Bohnen" genannt werden. (Foto: Stanisław Szydło/​Wikimedia Commons)

Was die Erderwärmung für ein globales Getränk wie Kaffee bedeutet, darum mehren sich seit einigen Jahren die Sorgen. Eine französische Studie warnte 2018, Klimaextreme wie starker Temperaturanstieg und mehr Trockenzeiten, aber auch zunehmende Niederschläge könnten die Kaffee-Erträge bis 2050 um 20 Prozent senken und weltweit der Kaffeequalität schaden.

Wie sich der Klimawandel in der äthiopischen Heimat der Kaffeebohne auf den Anbau auswirkt, untersuchte eine internationale Studie, die heute vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) veröffentlicht wurde.

Danach könnte in Äthiopien die für hochwertige Kaffeesorten geeignete Anbaufläche spürbar schrumpfen und zugleich die Fläche zunehmen, die für durchschnittlichen Kaffee geeignet ist. Einzelne hochwertige Kaffeesorten könnten laut der Studie im Verlauf dieses Jahrhunderts sogar bis zu 40 Prozent ihrer Anbaufläche in Äthiopien verlieren.

Das wäre fatal für die Millionen Kleinbauern in dem ostafrikanischen Land, die mit Spezialitätenkaffee mehr verdienen als mit normalem. Die Studie macht sich aber auch Gedanken, wie die Baristas genannten "Kaffeekünstler" sowie die Kaffeetrinker in aller Welt vom Verschwinden hochwertiger Sorten betroffen sein könnten.

Der Klimawandel wirke sich widersprüchlich auf die Kaffeeproduktion in Äthiopien aus, fasst Studienautor Abel Chemura vom PIK zusammen. Tatsächlich könnte die Anbaufläche für "normalen" Kaffee bis in die 2090er Jahre allmählich zunehmen. "Doch mehr ist nicht unbedingt besser", meint Chemura.

Denn die für hochwertige Spezialitätensorten mit blumigen, fruchtigen und würzigen Noten geeigneten Flächen würden wahrscheinlich schrumpfen, wenn der Klimawandel ungebremst weitergeht. Das sei vor allem für die lokale landwirtschaftliche Wertschöpfung problematisch.

Umstieg auf Standardkaffee oft keine Lösung

Die Forscher haben untersucht, wie sich insgesamt 19 Klimafaktoren auf den Anbau von fünf verschiedenen Kaffeespezialitäten auswirken. Wird es zum Beispiel wärmer, reift die Kaffeekirsche schneller, als die Entwicklung der Bohne vorangeht. Das führt zu qualitativ schlechterem Kaffee.

Mehr Niederschläge wiederum begünstigen laut Studie die Kaffeeproduktion im Allgemeinen, sind aber für einzelne Kaffeespezialitäten nicht unbedingt von Vorteil.

Im Ergebnis rechnen die Forscher damit, dass die Anbauflächen für vier von fünf Kaffeespezialitäten zurückgehen. Einige könnten dabei stärker betroffen sein als andere.

So könnte die Anbaufläche für den berühmten Yirgacheffe, eine der ältesten und begehrtesten Kaffeesorten der Welt, die im Südwesten Äthiopiens angebaut wird, im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2100 auf weniger als 60 Prozent schrumpfen.

Verlieren eine oder mehrere Kaffeeregionen aufgrund des Klimawandels ihren Spezialitätenstatus, könnte das schwere Nachteile für die Bauern der jeweiligen Region bedeuten, sagt Studienautor Christoph Gornott von der Universität Kassel und dem PIK.

"Werden die Kleinbauern der Region gezwungen, auf den Anbau konventioneller, weniger schmackhafter und eher bitterer Kaffeesorten umzusteigen, würden sie plötzlich mit industriellen Produktionssystemen konkurrieren, die anderswo effizienter sind", umreißt Gornott die kommenden Probleme. Das könne gravierende Folgen für ganz Äthiopien haben, wo der Kaffeeexport etwa ein Drittel aller Agrarexporte ausmacht.

Um die Auswirkungen auf den Kaffeeanbau zu begrenzen, plädiert die Studie für Anpassungsmaßnahmen, die auf die jeweilige Region zugeschnitten sind. Dafür gebe es reale Chancen, so Gornott. Denn die verschiedenen Kaffeespezialitäten seien stark beeinflusst von lokalen Faktoren in Bezug auf Klima, Naturraum und Boden.

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