Moore sind Klimaschützer. Wenn man sie lässt. Sie bedecken weltweit nur drei Prozent der Landfläche, speichern aber etwa so viel Kohlenstoff, wie sich in der gesamten Vegetation der Erde findet.
Durch Trockenlegung vor allem für Torfabbau sowie Land- und Forstwirtschaft wandeln sich Moore aber zunehmend zu Kohlenstoffquellen, die die Klimakrise noch anheizen. Es ist ein globales Thema. Und ein nationales.
In Deutschland sind 92 Prozent der Moorflächen entwässert. Sie verursachen jährlich 53 Millionen Tonnen CO2, das entspricht mehr als sechs Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen.
Nicht nur Klimaschützer sehen in der Wiedervernässung dieser Flächen eine Chance, die CO2-Bilanz aufzubessern. Auch die Bundesregierung ist dafür – zumindest theoretisch. Denn in der Praxis wird der Moorschutz zerrieben, obwohl in der schwarz-roten Koalitionsvereinbarung von 2018 doch fest verabredet.
Das kam so: Erst konnten sich Umwelt- und Landwirtschaftsministerium nicht auf eine gemeinsame Strategie zum Schutz der noch bestehenden Moore einigen. Das Umweltressort von Svenja Schulze legte dann kurz vor Ende der Legislaturperiode ein Konzept im Alleingang vor, von dem freilich nichts mehr umgesetzt werden kann.
Nun folgte des Trauerspiels zweiter Aufzug. Eigentlich wollte Julia Klöckners Agrarministerium mit der Unterzeichnung einer Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorschutz demonstrieren, dass man hier doch auf der richtigen Seite stehe.
Doch das Projekt platzte in dieser Woche. Niedersachsen machte nicht mit, und auch aus Sachsen-Anhalt fehlt noch die Unterschrift. Das Ministerium musste den Flop jetzt auf Anfrage einräumen. Das Klimasignal kurz vor der Bundestagswahl fällt aus. Klöckner ist düpiert.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Dass ausgerechnet Niedersachsen und Klöckners dortige CDU-Kollegin Barbara Otte-Kinast sich querstellen, kommt nicht von ungefähr. In dem Bundesland wird besonders viel Landwirtschaft auf Moorböden betrieben, und die Agrarlobby hat traditionell großen Einfluss im Ministerium.
So liegt die Vereinbarung nun erst einmal auf Eis. Ob die Lobby sich damit einen Gefallen getan hat, ist fraglich. Denn der Druck, Moore wieder Moore werden zu lassen, wird gewaltig steigen. Und je eher die Bauern auf moorverträgliche Bewirtschaftung umsteigen, die es ja gibt, desto besser für sie. Und die Klimabilanz.