In einer Moorlandschaft mit Wasser Birken und einer kleinen Insel.
Im Landschaftsschutzgebiet Altwarmbüchener Moor bei Hannover ist die Wiedervernässung erfolgreich, sodass Birken und Kiefern nach und nach absterben. (Foto: Puusterke/​Wikimedia Commons)

Moore haben ein außergewöhnliches Potenzial, CO2 aus der Atmosphäre zu binden und zu speichern. Sie gelten als eine der wichtigsten Kohlenstoffsenken der Erde.

Zum Vergleich: Moore speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen, obwohl sie nur drei Prozent der globalen Landfläche bedecken. Werden sie jedoch entwässert, kehrt sich der Prozess um und sie setzen CO2 frei, statt es zu speichern.

"Jahrzehnte- bis jahrhundertelang stoßen sie dann große Mengen an Treibhausgasen aus", sagt Florian Humpenöder vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Die Menge entspricht derzeit dem Doppelten, was der weltweite Flugverkehr jedes Jahr emittiert. Was dies für das Pariser Klimaabkommen bedeutet, haben Humpenöder und sein Team nun erstmals berechnet.

Laut ihrer Studie, die gerade in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht wurde, müssten nicht nur die noch intakten Moore geschützt werden, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen.

Auch die Wiedervernässung von etwa 60 Prozent der heute trockengelegten Moore in den kommenden Jahrzehnten ist nötig, damit die Klimaziele erreicht werden können.

"Existierende Klimaschutzszenarien berücksichtigen oft nicht die möglichen negativen Auswirkungen, die Veränderungen der Landnutzung auf intakte Moore haben können", sagt Mitautor und PIK-Forscher Alexander Popp.

"Stark unterschätzte Möglichkeit zum Klimaschutz"

Moore würden oft fälschlicherweise als nutzlos angesehen und stünden bei Konflikten um konkurrierende Nutzungsformen als Verlierer da, so Popp. "Für klimapolitische Entscheidungen im Einklang mit dem Pariser Abkommen ist es unerlässlich, die Treibhausgase aus entwässerten Mooren zu berücksichtigen."

Zwar setzen auch wiedervernässte Moore CO2-Emissionen frei, jedoch in deutlich geringerem Umfang als trockengelegte Moore. Die Forscher:innen sehen deshalb in der Wiedervernässung eine "stark unterschätzte Möglichkeit zur Stabilisierung unseres Klimas".

"Auch für die aktuelle Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union ist dies von Bedeutung", sagt Hermann Lotze-Campen, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Die Gelder für die Landwirtschaft könnten künftig so verteilt werden, dass sie auch dem Schutz und der Wiederherstellung von Mooren dienen, schlägt der PIK-Forscher vor.

Welche Kosten dabei entstehen würden, hat sich das Forschungsteam auch angeschaut. Der Befund ist überraschend. "Die Gesamtkosten der landwirtschaftlichen Produktion sowie die Nahrungsmittelpreise sind mit und ohne Maßnahmen zum Moorschutz und zur Wiedervernässung nahezu gleich hoch", sagt Florian Humpenöder.

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