Die COP 25 kann stattfinden, und zwar in der spanischen Hauptstadt Madrid – und trotz der kurzfristigen Absage des eigentlichen Gastgebers Chile sogar im geplanten Zeitraum. "COP25, Madrid, Dec. 2-13, 2019", twitterte am Freitag der polnische Umweltminister Michał Kurtyka, der als Präsident der letzten Weltklimakonferenz nach wie vor stark in die Organisation der internationalen Klimadiplomatie eingebunden ist.
Auch das UN-Klimasekretariat bestätigte den neuen Standort. Wie Kurtyka hielt es auch UN-Klimachefin Patricia Espinosa kurz und knapp. Sie freue sich, den neuen Standort bekannt zu geben, ließ sie wissen.
Der gesamte UN-Klima-Korpus läuft jetzt auf organisatorischen Hochtouren. In Madrid muss in Rekordzeit ein riesiges Konferenzgelände vorbereitet werden, inklusive Plenarsaal, kleineren Verhandlungsräumen, Delegationsbüros, Pressezentrum, Cafeterien.
Und die rund 30.000 Menschen, die diese Räume in ein paar Wochen füllen sollen, sind am Stornieren und Suchen von Flügen, Zügen und Unterkünften, am Klären von Visumsfragen und so fort.
Besonders schwierig ist das für Teilnehmer aus dem globalen Süden. Eine COP-Teilnahme ist für sie ohnehin eine hohe finanzielle Belastung. Die Delegationen von Staaten aus Entwicklungsländern sind deshalb oft bedeutend kleiner als die aus Industrieländern. Im vergangenen Jahr beispielsweise schickte Deutschland mehr als 150 Personen zur Konferenz nach Katowice, das nordostafrikanische Eritrea nur drei.
Auch für viele zivilgesellschaftlichen Gruppen aus dem Süden ist die Reise zu den Klimagipfeln schwierig. Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt finanzieren deshalb jedes Jahr Umweltschützern, die sonst nicht kommen könnten, Fahrt und Unterkunft.
Der Ortswechsel nach Madrid ist auch dafür eine Herausforderung, schließlich ist schon viel Geld in die Unterbringung in Santiago de Chile geflossen. "Wir hoffen, dass wir Umbuchungen für alle hinbekommen", erzählt Sabine Minninger von Brot für die Welt auf Anfrage von klimareporter°. "Der Aufwand ist brutal."
Nichtsdestotrotz ist Minninger froh, dass die COP überhaupt stattfindet. "Das ist die Hauptsache", sagt sie. "Die Klimakonferenzen, auf denen zum Beispiel über den Umgang mit Schäden und Verlusten durch den Klimawandel verhandelt wird, sind gerade für arme Länder unglaublich wichtig."
Was passiert nun in Chile?
Erst am Mittwoch hatte die chilenische Regierung mitgeteilt, dass sie den Weltklimagipfel doch nicht ausrichten könne. Seit gut zwei Wochen herrscht in Chile der Ausnahmezustand: Massenproteste wegen der sozialen Schieflage im Land auf der einen, massive Repression der Regierung auf der anderen Seite.
Mittlerweile hat die Regierung von Präsident Sebastián Piñera zwar das Kabinett ausgetauscht und soziale Reformen angekündigt, vor allem aber reagiert sie mit Härte. Sie hat tausende Soldaten auf die Straße geschickt, den Notstand erklärt und eine Ausgangssperre verhängt. Auch der asiatisch-pazifische Apec-Wirtschaftsgipfel wurde abgesagt.
Mindestens 20 Menschen sind gestorben, teilweise durch die Hand von Polizisten und Soldaten. Hunderte sind verletzt, Tausende verhaftet. Die Vereinten Nationen wollen mit einer Sondermission prüfen, ob Menschenrechtsverletzungen vorliegen.
Das Climate Action Network (CAN), ein Dachverband von Nichtregierungsorganisationen aus zahlreichen Ländern, hat unterdessen davor gewarnt, dass die chilenische Regierung die Repressalien gegenüber den Demonstranten verstärken könnte, nachdem klar ist, dass im Dezember nicht zehntausende internationale Beobachter in das lateinamerikanische Land kommen.
"Egal, wo die COP 25 nun stattfindet: Wir werden die Situation in Chile weiter aufmerksam verfolgen, um dafür zu sorgen, dass Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit und der Menschenrechte geschützt werden", sagte CAN-Interimschefin Tasneem Essop.
Alle Beiträge zur Klimakonferenz in Madrid finden Sie in unserem COP-25-Dossier.