Der Schweizer Bergbaukonzern Glencore hat am Mittwoch angekündigt, seine Strategie am Pariser Klimaabkommen auszurichten. Dazu soll speziell die Kohleproduktion bei etwa zehn Prozent über dem aktuellen Niveau von rund 129 Millionen Tonnen pro Jahr gedeckelt werden. "Wir müssen in Beteiligungen investieren, die widerstandsfähig gegenüber den regulatorischen, physikalischen und operationellen Risiken des Klimawandels sind", teilte Glencore mit.
Der Konzern erklärte ausdrücklich, dies geschehe auf Druck von Investoren der Initiative Climate Action 100+. Diese hat 300 Mitglieder, die insgesamt 32 Billionen (32.000 Milliarden) US-Dollar verwalten.
Die Initiative zeigte sich denn auch zufrieden mit ihrem Erfolg. Glencores "Selbstverpflichtung ist einzigartig für den Bergbausektor", sagte etwa George Cheveley vom Unternehmen Investec Asset Management.
Neben der Obergrenze für die Kohleproduktion hat sich Glencore zu weiteren Maßnahmen verpflichtet. So will der Konzern "Rohstoffen den Vorrang einräumen, die für die Energie- und Mobilitätswende essenziell sind". Dazu gehört etwa die umstrittene Förderung von Kobalt in der Demokratischen Republik Kongo. Kobalt wird für die Batterien von Elektroautos benötigt.
Der Konzern will auch seine eigenen CO2-Emissionen und die Emissionen seiner Produkte senken. Prognosen für letztere werden von nun an im Geschäftsbericht ausgewiesen.
Zudem wird geprüft, wie das Erreichen der Klimaziele in die Entlohnung des Managements einfließen kann. Überprüft wird auch, ob sich "die Mitgliedschaft in verschiedenen Industrieverbänden mit der neuen Konzernstrategie vereinbaren lässt". Sollte dies nicht der Fall sein, will Glencore noch in diesem Jahr Konsequenzen ziehen. Damit kommt Glencore allen Forderungen von Climate Action 100+ nach.
Weniger baggern, mehr einnehmen
Auf den ersten Blick vollzieht Glencore damit einen deutlichen Strategiewechsel. Kohle ist für den Konzern der wichtigste Rohstoff. Vergangenes Jahr stammte mehr als ein Drittel des Glencore-Gewinns aus dem Kohlegeschäft.
Noch letztes Jahr investierte der Konzern in Kohle. Im März kaufte er dem Konkurrenten Rio Tinto dessen gesamtes Kohlegeschäft ab. Damit ist Glencore zum größten Player im Markt für hochwertige, per Schiff transportierte Kohle aufgestiegen.
Auf den zweiten Blick rückt daher eine ganz andere Interpretation von Glencores Strategieschwenk in den Blick: Wenn der Konzern seine Produktion deckelt, steigt der Preis für hochwertige Kohle und der Konzern ist der Hauptnutznießer.
Trotzdem sei der Strategieschwenk auch mit Verzicht verbunden, sagte Glencore-Chef Ivan Glasenberg in einem Gespräch mit Finanzanalysten: "Wir haben Möglichkeiten für neue Minen von bedeutender Größe, die wir wahrnehmen könnten, aber nicht mehr wahrnehmen werden."