Hinkley Point A und B
Entwaldete Landschaft mit AKW: Hinkley Point am Bristolkanal wäre ideal für Windräder, das verhinderten aber Lokalpolitiker, weil "die Rotorblätter etwas oder jemanden treffen könnten". (Foto: Anthony O'Neil/​geograph)

Großbritannien ist eine "grüne Insel". Will sagen: Viel Gras gibt's dort, zum Teil in Form von englischem Rasen, und wenig Wald. Zwar sollen dort rund drei Milliarden Bäume stehen, so eine Schätzung von Forschern. Hört sich stattlich an, ist aber wenig. Denn nur rund zehn Prozent der Landesfläche sind bewaldet. In Deutschland zum Beispiel ist es etwa ein Drittel.

Einst war das anders. England, Wales und Schottland standen bis zum Mittelalter voller Bäume, verloren dann aber riesige Waldflächen – für Brennholz, Baumaterial, Möbel, vor allem auch den Schiffsbau der Seefahrer-Nation.

Am Ende des Ersten Weltkrieges, als noch einmal viele Bäume für den Bau von Kriegsschiffen draufgegangen waren, blieben nur noch fünf Prozent bewaldete Landesfläche übrig.

Seit 1919 kümmerte sich eine staatliche Kommission um Wiederaufforstung. In 100 Jahren verdoppelte sich die Waldfläche wieder, immerhin.

Doch mit Blick auf den Klimaschutz soll es noch mehr werden. Das Wirtschaftsministerium in London kündigte an, im Norden Englands im großen Stil aufzuforsten. Nahe der Hafenstadt Newcastle soll der neue "Great Northumberland Forest" entstehen – vorerst auf drei Flächen von zusammen 500 Hektar und mit einer Million Bäumen in einem Mischwald, der bis 2024 gepflanzt werden soll.

Während des Wachstums bindet der Wald CO2, und das soll zum Ziel der Tory-Regierung beitragen, Großbritannien bis 2050 klimaneutral zu machen.

Kein Wunder, die Tories loben sich selbst über den grünen Klee für diesen Plan. Den Klimawandel zu bekämpfen sei schließlich "eine Top-Priorität der Konservativen Partei", meinte Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Bis das der Fall ist, müsste London beim Bäumepflanzen freilich noch mehrere Schippen drauflegen. Die Klimakommission der Regierung hat nämlich festgestellt, dass Großbritannien bis Mitte des Jahrhunderts nicht eine Million zusätzliche Bäume braucht, sondern 1,5 Milliarden.

Kein einfacher Job. Und vermutlich deswegen sieht die Londoner Klimastrategie neben vielen sinnvollen Maßnahmen wie einem Verbot von neuen Ölheizungen ab 2020 sowie dem Bau von neuen Wind- und Solarparks im großen Stil auch eine Reihe neue Atomkraftwerke und sogar einen Kernfusionsreaktor vor, der ab 2040 laufen soll.

Ob die kommen, steht freilich in den Sternen. Die sind nämlich wahnsinnig teuer.

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