Das Bild zeigt einen Eisbär, der nahe am Meer durch den Schnee geht.
Eisbären sind zum Jagen auf das arktische Eis angewiesen. Doch das schmilzt ihnen buchstäblich unter den Tatzen weg. (Foto: Ansgar Walk/Wikimedia Commons)

Der Eisbär, einsam und alleine auf seiner Scholle, kurz vor dem Verhungern. Das ist das klassische Sinnbild für den Klimawandel in der Arktis. Als der Fotograf und Biologe Paul Nicklen 2017 dann einen Videoclip von einem sterbenden Eisbären veröffentlichte, den er als Opfer der globalen Erwärmung bezeichnete, hagelte es Kritik nicht nur von Klimaleugnern, sondern auch von Eisbär-Experten. Dass das Tier aussah wie ein Skelett mit Fell darüber, könne auch ganz andere Ursachen gehabt haben, meinten sie. Die Folge eines Kampfes zum Beispiel oder von Darmparasiten.

Motto: Kein Grund für übertriebenes Mitleid. Nicklen habe der Welt einen Dienst erweisen wollen, indem er plastisch auf die Gefahren des Klimawandels hinweisen wollte. Es sei ein Bärendienst daraus geworden.

In der Tat: Es gibt nicht nur alte und klapprige, sondern auch junge, kraftstrotzende Tiere. Der Arktis- und Naturfotograf Amos Nachoum zum Beispiel konnte beeindruckende Filme von Eisbärenmüttern mit ihren Jungen aufnehmen. "Auch das ist die Realität", sagte er.

Besser, als sich auf solche Fotos und Videos zu stützen, ist es allerdings, sich eine möglichst objektive Informationsbasis zu verschaffen. Eine Studie über eine von 19 Eisbären-Populationen in der Arktis, deren Heimat die südliche Hudson Bay in Kanada ist, zeigt nun, dass diese binnen fünf Jahren stark eingebrochen ist. Die Zahl der Bären sank, wie ein Team renommierter nordamerikanischer Forscher berichtet, um 17 Prozent von 943 auf 780 Exemplare.

Die Ergebnisse beruhen auf umfassenden Beobachtungen der Population aus der Luft, die von der Artenschutzstiftung WWF mitfinanziert wurden. Der Anteil der Eisbärenjungen ist gleichzeitig von zwölf Prozent auf fünf Prozent gesunken – viele Jungtiere überleben die ersten Jahre nicht.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Die Grund: Für ihre Nahrungssuche sind die Eisbären auf das arktische Eis in der Hudson Bay angewiesen; sie jagen von dort aus nach Robben.

Doch das Eis schwindet. Die Bay ist pro Jahr im Mittel vier Wochen weniger zugefroren als noch in den 1980er Jahren, mit den entsprechenden Konsequenzen.

Aber könnten die Bären ihren Speiseplan nicht auf andere Tiere umstellen? Aussichtlos, meinen Forscher. Eisbären haben Ernährung und Stoffwechsel über zehntausende Jahre auf fettreiche Meeressäuger wie Robben abgestimmt. Die Erwärmung in der Arktis verläuft zu schnell, als dass sie das ändern könnten. Deswegen wird es eng für die Eisbären, Bild hin, Video her.

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