Kohlehalden, überdachte Förderbänder und Schornsteinfüße im Kraftwerk Burschtyn nördlich von Iwano-Frankiwsk im Karpatenvorland.
Kohlekraftwerk in der Westukraine: Mit Klimapolitik hatte der CO2-Rückgang in Osteuropa wenig zu tun. (Foto: Raimond Spekking/​Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Die Weltklimakonvention wird 2022 dreißig Jahre alt. Abgeschlossen 1992 auf dem legendären UN‑Erdgipfel von Rio de Janeiro, gibt sie das Ziel aus, die Erde vor einer "gefährlichen Störung des Klimasystems" zu schützen. Fast alle Staaten der Erde unterzeichneten diesen Vertrag, der den Rahmen für das Kyoto-Protokoll von 1997 und das Paris-Abkommen von 2015 darstellt.

Trotz dieser langen Geschichte des internationalen Klimaschutzes schafften nur 24 Länder eine dauerhafte Begrenzung ihrer Treibhausgas-Emissionen, fast alle davon liegen in Europa. Das zeigt eine neue Studie. Doch ungeachtet der schlechten Bilanz gibt es Hoffnung.

Das Kyoto-Protokoll verpflichtete zunächst nur die Industrieländer zu einer Reduktion ihrer Emissionen, im Paris-Vertrag haben dies dann alle 197 Unterzeichnerstaaten zugesagt. Die aktuelle Untersuchung zeigt nun: Die stärksten Rückgänge der CO2-Emissionen, jeweils seit dem Spitzenjahr, erreichten die Ukraine (um 77 Prozent seit 1988), Dänemark (56 Prozent seit 1996) und Großbritannien (46 Prozent seit 1973). Geringer ist das Minus in Deutschland (37 Prozent seit 1979) und den USA (zwölf Prozent seit 2005).

Erarbeitet wurde die Studie von einem Team unter Leitung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC. Die Analyse der Emissionen stützt sich auf die unter dem Dach der EU-Kommission gepflegte globale Datenbank Edgar. Als dauerhaft definiert das Forschungsteam einen Emissionsrückgang, wenn ein Land den Höhepunkt sowohl beim CO2 als auch bei allen anderen Treibhausgasen spätestens 2008 erreicht hat. Veröffentlicht wurde die Untersuchung in der Fachzeitschrift Climate Policy.

Die 24 Klimaschutz-Vorreiter teilen sich laut Studie in drei Gruppen. Sechs Frühstarter, darunter Deutschland, Frankreich und Großbritannien, hatten ihre maximalen Emissionen schon in den 1970er-Jahren, sechs Länder des früheren Ostblocks verzeichneten starke CO2-Rückgänge durch den Wirtschaftscrash nach 1990, die zwölf "Spätstarter" folgen dann in den 2000ern.

Aus dem globalen Süden ist nur Jamaika unter den Vorreitern vertreten, unter anderem aufgrund von Brennstoff-Einsparungen im Bereich seines global bedeutsamen Bauxit-Bergbaus zur Aluminiumproduktion.

Erfolge beschränken sich auf Energiesektor

Die 24 Länder haben seit ihrem jeweiligen Emissions-"Peak" ihren CO2-Jahresausstoß um insgesamt 3,2 Milliarden Tonnen reduziert, was neun Prozent der globalen Emissionen 2018 entspricht, so die Studie. "Die globale Trendwende steht noch aus", kommentierte Leitautor William Lamb vom MCC. Doch die Untersuchung gebe Hinweise, wie sie künftig zu bewerkstelligen sei.

Die Erfolge der 24 Vorreiter konzentrieren sich auf den Energiesektor, während andere Bereiche hinterherhinken. Das Forschungsteam betrachtete in den vergleichsweise erfolgreichen Zeitspannen auch jedes einzelne Jahr und ermittelte, wie oft die CO2-Emissionen binnen Jahresfrist um mindestens vier Prozent gesunken sind – das wäre nämlich im globalen Durchschnitt für die nächsten Jahrzehnte in etwa ausreichend, um die Erderhitzung wenigstens auf zwei Grad zu begrenzen.

Dass diese Marke nur selten erreicht wurde, liegt laut dem Berliner Institut eben daran, dass sich die CO2-Reduktionen nie durch alle Sektoren zogen. "Die Länder reduzierten ihre Emissionen vor allem bei der Erzeugung von Strom und Wärme, in geringerem Maße auch in der Industrie, doch in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft tat sich kaum etwas", so das MCC. Für anhaltende weitere Reduzierungen seien neue, umfassendere Klimamaßnahmen erforderlich, die mehrere Sektoren abdecken.

Studien-Mitautor Jan Minx vom MCC sieht in den Forschungsergebnissen trotzdem Anlass für "einen gewissen Optimismus". Die Emissionsrückgänge seien über die gesamte Zeit betrachtet bei einem dauerhaften Wirtschaftswachstum erreicht worden und zeigten, was bereits bei einer "eher moderat ambitionierten" Klimapolitik möglich gewesen sei.

"Für die Zukunft machen zunehmender politischer Druck, aber auch die schneller als erwartet sinkenden Kosten etwa von Solar- und Batterietechnik immerhin Hoffnung, dass in den kommenden Jahren schnellere und nachhaltigere Reduktionen möglich sind", sagte Minx.

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