Durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch des Ostblocks Anfang der 1990er Jahre stoßen die ehemals sozialistischen Staaten heute viel weniger Treibhausgase aus, als sie es nach ihren Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll dürften.

Laut diesem Vorgängervertrag des Paris-Abkommens mussten diese mittel- und osteuropäischen Staaten ihren Treibhausgas-Ausstoß lediglich auf dem Niveau von 1990 halten, ihre Emissionen sind aber in den Jahren danach enorm gesunken – allein durch den Zusammenbruch der ineffizienten Industrie, ohne eine einzige Klimaschutzmaßnahme. Diese Differenz wird im Klimakonferenz-Jargon "Heiße Luft" (englisch hot air) genannt.

 

Auch andere Staaten bleiben mit ihrem Treibhausgas-Ausstoß weit unter den im Kyoto-Protokoll festgesetzten Zielwerten. Polen lag 2007 trotz verpasster Energiewende 24 Prozent unter dem Niveau von 1990, Russland um 35 Prozent, Rumänien um 37 Prozent. Bei allen Staaten ist die teilweise Deindustrialisierung in den 1990er Jahren der Grund.

Auch die Bundesrepublik konnte durch die Wiedervereinigung ihre Treibhausgasbilanz deutlich aufbessern – etwa 40 Prozent der deutschen Treibhausgas-Reduktion gehen auf den Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft zurück. Mit Bezug auf den Fall der Mauer im November 1989 und in Anlehnung an "Windfall Profits" spricht man auch von "Wall Fall Profits".

Experten beziffern die gesamte "Heiße Luft" auf zehn Milliarden Tonnen Kohlendioxid, knapp ein Drittel des jährlich weltweit produzierten Klimagifts.

Die ehemals sozialistischen Staaten profitieren von der "heißen Luft" und verkaufen die Treibhausgas-"Einsparungen" in Form von Emissionszertifikaten an andere Staaten, die ihren CO2-Ausstoß auf dem Papier nach unten korrigieren wollen. So haben beide Seiten einen Vorteil – aber der Klimaschutz verliert.

Ob die "Heiße Luft" im Rahmen des ab 2020 geltenden Paris-Abkommens verfällt oder zumindest teilweise in das neue Klimaschutz-Regelwerk überführt wird, ist zwischen den Staaten noch umstritten.

 

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