Das Jahr 2023. Lohnt es sich, darüber noch ein Wort zu verlieren? Ok, hier. Denn es hilft ja nichts, das auszublenden: Es war das heißeste Jahr weltweit seit Beginn der Aufzeichnungen.
Der EU-Klimawandeldienst Copernicus hat Anfang des Monats gemeldet, die globale Durchschnittstemperatur liege bereits um 1,46 Grad über derjenigen im Vergleichszeitraum 1850 bis 1900 – jener Phase, in der die Industrialisierung erst langsam begann und die Atmosphäre noch kaum mit zusätzlichen Treibhausgasen aufgeladen war.
Die letzten Tage des Jahres bis zu Silvester änderten an der Diagnose zum "Heißjahr" nichts. Damit war 2023 etwa 0,13 Grad wärmer als das bisherige Rekordjahr 2016.
1,46 Grad. Klingelt da was? Klar, das ist ziemlich nah dran an den 1,5 Grad, die laut Pariser Klimavertrag eigentlich nicht überschritten werden sollen.
Das neue Rekordjahr bedeutet zwar noch nicht, dass die 1,5 Grad schon 2024 dauerhaft gerissen werden. Vor allem das pazifische Klimaphänomen El Niño führt derzeit zu einer zusätzlichen Aufheizung, und so dürfte die mittlere Temperatur wieder absinken, wenn es ausläuft.
Aber ein Trost ist das nicht, denn der generelle Trend geht klar nach oben. Im Jahr 1992, als die Weltgemeinschaft auf dem UN-Erdgipfel in Rio beschloss, eine "gefährliche, menschengemachte Störung des Klimasystems" zu vermeiden, betrug die Erwärmung erst 0,6 Grad.
Das Versprechen war ganz offensichtlich nicht ernst gemeint. Genauso wenig wie das Abkommen, das 2015 in Paris folgte und in dem die 1,5 Grad als Ziel stehen.
2023 sollte nun endlich die Wende bringen. "Das wird ein entscheidendes Jahr in einem entscheidenden Jahrzehnt für den Klimaschutz sein", hatte Sultan Ahmed Al Jaber prognostiziert, der Ölkonzern-Chef, der dann den UN-Klimagipfel in Dubai leiten sollte.
Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Heraus kam dabei, wie wir wissen, ein eher vager Beschluss, aus den fossilen Energien auszusteigen. Zeitplan: Fehlanzeige. Sanktionen, falls ein Land nichts Einschlägiges unternimmt: ebenfalls Fehlanzeige.
Deswegen hier noch mal in Kürze, was die Klimaforschung 2023 über die Notwendigkeiten sagt, um das 1,5-Grad-Ziel langfristig in Reichweite zu halten: Halbierung der globalen Emissionen bis 2030, spätestens 2050 die Netto-Null beim CO2-Ausstoß, dasselbe bei allen anderen Treibhausgasen bis 2070, und danach negative Emissionen.
Ab 2024 geht es darum, das umzusetzen. Ganz einfach.