Kaffee zu trinken ist, gemessen an der Geschichte des modernen Menschen von zwei Millionen Jahren, ein ziemlich junges Phänomen. Die erste Erwähnung datiert auf 900 nach Christus, aus der Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens.
Wie heute üblich, mit gerösteten und gemahlenen Bohnen, gibt es ihn erst seit gut einem halben Jahrtausend. Wäre es also eine Katastrophe, wenn es keinen Kaffee mehr gäbe? So gesehen nicht.
Aber sonst schon. Würden wahrscheinlich jene gut 70 Prozent der Deutschen sagen, die regelmäßig Kaffee trinken. Der Pro-Kopf-Konsum beträgt im Schnitt immerhin rund 3,8 Tassen pro Tag. Ohne den dampfenden Wachmacher in der Tasse wäre das Leben ein anderes, morgens, mittags, bei manchen sogar abends.
Umso dramatischer sind die Nachrichten aus der Kaffeeanbau-Welt einzuschätzen, die uns vermehrt erreichen. Dem Kaffeestrauch wird es, da wo er bisher wächst, in Ländern wie Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien und Äthiopien, zu warm.
In fast allen Anbauregionen der Welt steigt der Druck auf die Kaffeebauern, die vermehrt mit Ernteausfällen zu tun haben. Hierzulande macht sich das beim Preis bemerkbar. Voriges Jahr warnte das europäische Statistikamt Eurostat, Kaffee könne zum Luxusgut werden.
Bei drei Grad ist Schluss
Schuld daran ist nicht nur die allgemeine Inflation, Mit-Ursache sind eben geringere Ernten, bedingt durch Klimaveränderungen. Trockenheit in den eigentlich feucht-warmen Tropen, veränderte Bodenbedingungen, Schädlinge wie der Kaffeekirschenkäfer, Pflanzenkrankheiten – all das setzt den empfindlichen Pflanzen zu.
Damit nicht genug, die Kaffeebauern rund um den Globus müssen sich zudem auf die Zunahme kurzfristiger Extremwetter-Ereignisse einstellen, wie Dürren, Stürme und Überschwemmungen.
Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Was tun? Die Möglichkeiten für die Bauern, in neue, höher gelegene Anbauregionen zu wechseln, sind begrenzt.
Eher schon helfen Veränderungen in den Plantagen, zum Beispiel ein Anbau in Mischkulturen, wobei höher wachsende Pflanzen dem Kaffee Schatten spenden, den Boden vor Erosion schützen und den Nährstoffgehalt im Boden steigern.
Dieser Stockwerk-Anbau hilft auch gegen die steigenden Temperaturen, allerdings nur begrenzt. Bei einer globalen Erwärmung um drei Grad, auf die die Welt zusteuert, nützt das nichts mehr.
Daher brauchen wir: eine Kampagne sämtlicher Kaffeetrinker weltweit für Klimaschutz. Wenn das nicht hilft, was dann?