Aufgebrauchte Dosen, leere Flaschen und Platiktüten liegen auf dem Waldboden.
Die Umwelt zuzumüllen ist eine hässliche Unsitte, dennoch entsteht der Hauptteil der ökologischen Probleme in der Produktion. (Foto: Ritae/​Pixabay)

"Let’s Clean Up Europe" ist ein Wahnsinns-Job. Denn die Leute schmeißen nun einmal viel weg. Die leere Coladose – ab ins Gebüsch. Der Zigarettenstummel – ab in die Gosse. Der zugesteckte Werbeflyer – ab in die Grünanlage.

"Littering" nennt man das, ein Fachwort aus dem Englischen, wo das unbedachte oder mutwillige Entsorgen von Abfällen, Unrat und Müll im öffentlichen Raum unter Umgehung von Abfallbehältern oder Papierkörben offenbar noch früher ein Ärgernis war als hierzulande.

Der jüngste "Clean-Up", der in Deutschland vom Verband kommunaler Unternehmen organisiert wird, ist jetzt zu Ende gegangen. Rund 89.000 Freiwillige haben sich beteiligt – immerhin so viele Leute, wie in der Unistadt Tübingen leben. Von März bis Juni sammelten sie bei 3.500 Aktionen 535 Tonnen Abfall. Damit hätte man 50 große Müll-Laster füllen können.

Natürlich ist die Vermüllung nicht das größte Umweltproblem, mit dem die modernen Gesellschaften konfrontiert sind. Klar, es sieht hässlich aus, es ist ein Kostenfaktor für die Kommunen, die den Müll einsammeln und entsorgen müssen. Und richtig, weggeschmissene Dosen, Tüten und Co können nicht recycelt werden.

Doch das Littering verstärkt Ressourcenverbrauch und Klimawandel nur marginal, vergleicht man es mit den gesamten Materialströmen, die beim Produzieren und Konsumieren in Industriestaaten anfallen. Jeder Deutsche verursacht, ob "Litterer" oder nicht, laut Untersuchungen des Umweltbundesamtes gut 16 Tonnen Ressourcenverbrauch pro Jahr. Zuletzt ist der Wert sogar wieder angestiegen, statt zu sinken.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.

Daran muss dringend gearbeitet werden. Schließlich gibt es Konzepte, um den Ressourcenverbrauch in den Industriestaaten um bis zum Faktor zehn zu senken. Durch Sharing-Ökonomie, technische Verbesserungen, Verhaltensänderung.

Das soll nun nicht heißen, Müllsammel-Aktionen wie "Let’s Clean Up Europe" seien unsinnig. Im Gegenteil. Die wachsende Beteiligung daran, vor allem von Kindern und Jugendlichen, ist ein Signal wie die Klima-Schülerstreiks: Hier wächst eine Generation heran, die es ernst meint mit dem Umweltschutz.

Wer Freizeit opfert, um Müll einzusammeln, weiß auch, dass es darauf ankommt, ihn von vornherein zu vermeiden. Die jungen Leute sind ja nicht naiv.

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