Eingerüstetes Mehrfamilienhaus, an dem Dämmplatten angebracht wurden.
Gebäude in der EU sollen schneller saniert werden. (Foto/​Ausschnitt: Kate Kahdeksan/​Unsplash)

Die Europäische Union will ihren Energieverbrauch senken und Bürger:innen und Unternehmen dazu bringen, mehr Energie zu sparen. Bis 2030 soll der Energieverbrauch in der EU um 11,7 Prozent im Vergleich zu 2020 sinken.

Darauf haben sich das EU‑Parlament und die EU‑Mitgliedsstaaten in der Nacht zum Freitag nach einem stundenlangen Verhandlungsmarathon geeinigt. Ab dem nächsten Jahr müssen die EU‑Staaten dann jedes Jahr durchschnittlich knapp 1,5 Prozent ihres Energieverbrauchs zusätzlich einsparen.

Eigentlich hatte das EU‑Parlament im vergangenen September für deutlich höhere Einsparungen votiert. Die Abgeordneten hatten sich für ein Effizienzziel von 14,5 Prozent ausgesprochen, konnten sich damit jetzt aber nicht gegen die Mitgliedsstaaten durchsetzen.

Die Staaten hatten im vergangenen Sommer lediglich für eine neunprozentige Einsparung gestimmt. Das entsprach dem ursprünglichen Vorschlag der EU‑Kommission, doch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wollte auch die Kommission das Ziel auf 13 Prozent hochsetzen. Dafür hat es nun in den Trilog-Verhandlungen nicht gereicht.

Immerhin gelang es den EU‑Parlamentarier:innen, stärkere Kontrollmechanismen durchzusetzen. Zudem verpflichtet die jetzt novellierte Energieeffizienzrichtlinie die Mitgliedsstaaten erstmals dazu, Effizienz bei politischen Maßnahmen, Planungen und wichtigen Investitionsentscheidungen im Energiesektor zu berücksichtigen.

Abgeordnete der Grünen sprachen von einem riesigen Erfolg. Mit dem nun vereinbarten Ziel könne die EU bis 2030 den gesamten Energieverbrauch Spaniens einsparen, twitterte die EU‑Parlamentarierin Jutta Paulus.

Öffentliche Einrichtungen sollen vorangehen

Umweltorganisationen begrüßen, dass die EU sich erstmals ein verbindliches Effizienzziel für den Endenergieverbrauch gegeben hat. Sie bemängeln allerdings, dass das Ziel nur EU‑weit gilt: Ziele für die einzelnen Mitgliedsstaaten gibt es nicht.

"Zugleich bedauern wir, dass die nationalen Beiträge nicht verbindlich sind, was die Umsetzung verzögern könnte", sagte Monica Frassoni von der European Alliance to Save Energy (EU-ASE).

Auch über das Ambitionsniveau zeigten sich Umweltschützer:innen enttäuscht. Nach Ansicht der Klimaschutzorganisation CAN Europe müsste die EU ein Einsparziel von mindestens 20 Prozent bis 2030 anstreben, um die Anforderungen des Paris-Abkommens zu erfüllen.

Die öffentliche Hand soll beim Energiesparen als Vorbild vorangehen. Öffentliche Verwaltungen sollen jedes Jahr den Energieverbrauch um 1,9 Prozent senken. Für Gebäude in der Hand öffentlicher Einrichtungen wird ein verbindliches jährliches Sanierungsziel von mindestens drei Prozent des Bestandes vorgeschrieben. 

Damit die Neufassung der Richtlinie in Kraft treten kann, müssen das EU‑Parlament und der Ministerrat noch formal zustimmen. 

Anzeige